Zusammenfassung
Hypophysenadenome (pitNETs, Pituitary neuroendocrine tumors) sind benigne Tumoren des Hypophysenvorderlappens. Sie können hormoninaktiv sein oder Hormone sezernieren (z.B. Prolactin, ACTH, Wachstumshormon, sehr selten TSH, LH/FSH) und werden je nach Größe in Mikro- und Makroadenome eingeteilt (<10 mm bzw. ≥10 mm Durchmesser). Symptome entstehen durch verdrängendes Tumorwachstum (bspw. Sehstörungen, Hypophysenvorderlappeninsuffizienz) und/oder durch eine etwaige Hormonsekretion. Die Diagnostik umfasst eine spezifische Hormondiagnostik sowie eine kraniale MRT mit Zielaufnahme der Hypophyse. Je nach Hormonaktivität und Größe können eine medikamentöse oder chirurgische Therapie indiziert sein.
Einteilung
- Nach Hormonsekretion
- Hormoninaktiv (ca. 25–30%)
- Hormonaktiv : Sekretion von
- Prolactin: Prolaktinom (32–66%)
- GH: Akromegalie (8–16%)
- ACTH: Morbus Cushing (2–6%)
- TSH: TSHom (sehr selten)
- LH und/oder FSH: Gonadotropinom (sehr selten)
- Nach Größe
- Mikroadenom: Max. Tumordurchmesser <10 mm
- Makroadenom: Max. Tumordurchmesser ≥10 mm
Prinzipiell kann jeder Hypophysentumor durch Druck auf den Hypophysenstiel (und somit Blockade des Dopamintransports) zu einer sog. Entzügelungshyperprolaktinämie führen!
Epidemiologie
- Prävalenz
- Klinisch apparente Hypophysenadenome : Bis zu 1:1.000 Personen [2]
- (Klinisch inapparente) Hypophyseninzidentalome
- In Autopsiestudien: Bei ca. 10% der untersuchten Personen
- In MRT-Studien: Bei 3,4% der untersuchten Personen [3]
In Autopsiestudien haben bis zu 10% der Bevölkerung einen Hypophysentumor, der jedoch in den meisten Fällen klinisch inapparent bleibt!
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Klassifikation
Modifizierte Knosp-Klassifikation
- Beurteilung: Radiologische Ausdehnung von Hypophysenadenomen in den Sinus cavernosus
- Einteilung
- Grad 0: Der Tumor bleibt medial der medialen Tangente
Grad 1: Der Tumor reicht bis in den Bereich zwischen medialer Tangente und interkarotider Linie
Grad 2: Der Tumor reicht bis in den Bereich zwischen interkarotider Linie und lateraler Tangente
Grad 3: Der Tumor reicht lateral über die laterale Tangente hinaus, entweder superior (Grad 3a) oder inferior (Grad 3b) der intrakavernösen A. carotis interna
Grad 4: Der Tumor ummauert die intrakavernöse A. carotis interna komplett
- Grad 0: Der Tumor bleibt medial der medialen Tangente
Symptomatik
Hormonell bedingte Symptome und Erkrankungen
- Prolactin
- GH
- Vergrößerte Akren, vergröberte Gesichtszüge, Makroglossie, vermehrtes Schwitzen, Gelenkbeschwerden, Karpaltunnelsyndrom
- Diabetes mellitus Typ 2, arterielle Hypertonie, obstruktives Schlafapnoe-Syndrom
- Siehe auch: Akromegalie – Symptomatik
- ACTH
- Stammbetonte Adipositas, Vollmondgesicht, supraklavikuläre und nuchales Fettpolster, Striae rubrae, proximal betonte Myopathie, Hirsutismus
- Osteoporose, arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus Typ 2
- Siehe auch: Cushing-Syndrom - Symptomatik
- TSH
- Hyperthyreose mit Tachykardie und vermehrtem Schwitzen
- Gewichtsverlust, Durchfall, Schlafstörungen
- LH/FSH
- Insg. sehr selten
- Ggf. ovarielles Überstimulationssyndrom, Zyklusanomalien, Hypogonadismus
Symptome durch verdrängendes Tumorwachstum
- Sehstörungen
- Gesichtsfelddefekte: Bitemporale Hemianopsie oder bitemporale superiore Defekte
- Visusminderung
- Doppelbilder
- Symptome einer HVL-Insuffizienz [5]
- Vasopressinmangel sehr unwahrscheinlich
Symptome durch verdrängendes Tumorwachstum treten hauptsächlich bei Makroadenomen auf!
Ein Hypophysenadenom kann zu einer potenziell lebensbedrohlichen HVL-Insuffizienz führen, die nicht übersehen werden darf!
Weitere mögliche Folgen
- Hypophysenapoplexie
- Auftreten: Überwiegend bei Makroadenomen
- Symptome: Plötzlich auftretende, stärkste Kopfschmerzen und Sehstörungen, ggf. partielle oder komplette HVL-Insuffizienz
Diagnostik
Anamnese
- Zyklusanamnese
- Sexualanamnese
- Vegetative Anamnese
- Leistungsfähigkeit
- Gewichtsverlauf
- Trinkmenge
- Medikamentenanamnese: Medikamente mit prolaktinerger Wirkung
- Familienanamnese: Gehäuftes Auftreten von bestimmten endokrinologischen Erkrankungen als Hinweis auf MEN 1
- Psychosoziale Anamnese
Körperliche Untersuchung
- Inspektion
- Untersuchung auf Hypercortisolismus- oder akromegalietypische Stigmata
- Bei Männern: Untersuchung auf Anzeichen für Testosteronmangel
- Fingerperimetrie: Zur groben Untersuchung des Gesichtsfeldes
Hormondiagnostik
- Ziele: Ausschluss von
- Gesteigerter Hormonsekretion
- Gestörter Hormonsekretion (HVL-Insuffizienz)
- Indikationen
- Nachweis eines Hypophysentumors in der Bildgebung
- Symptome einer gesteigerten Hormonsekretion
- Symptome einer HVL-Insuffizienz
- Vorgehen
- Zeitpunkt: Blutabnahme morgens zwischen 8 und 10 Uhr
- Laborwerte
- Hinweise auf hormonaktive Adenome
- Prolaktinom: Prolactin erhöht (siehe: Vorgehen bei erhöhtem Prolactinspiegel)
- Akromegalie: IGF1 erhöht (für weitere Diagnostik siehe: Akromegalie – Diagnostik)
- Morbus Cushing: Dexamethason-Hemmtest pathologisch (für weitere Diagnostik siehe: Cushing-Syndrom – Diagnostik)
- TSHom: fT3 und fT4 erhöht, TSH erhöht oder inadäquat im Normbereich
- Befunde bei HVL-Insuffizienz: Siehe HVL-Insuffzienz – Diagnostik
Bildgebung
Kraniale MRT mit Zielaufnahme der Hypophyse (Goldstandard)
- Indikationen
- Laborchemischer Hinweis auf ein hormonaktives Hypophysenadenom
- HVL-Insuffizienz oder Vasopressinmangel
- Typische Gesichtsfeldausfälle (bitemporale Hemianopsie)
- Ziele
- Bestimmung der Tumorgröße
- Beurteilung von Kompression/Infiltration umliegender Strukturen
- Untersuchungsanforderung
- Zielaufnahme der Hypophyse mit dynamischen Kontrastmittelsequenzen
- Koronare und sagittale Schnittebenen
- Schichtdicke: 1,5–2 mm
- Befunde
- Normalbefund (Signalintensität im Vergleich zu restlichem Hirngewebe)
- Hypophysenstiel gerade, vertikaler Durchmesser der Hypophyse zwischen 3 und 8 mm
- T1w nativ: Adenohypophyse isointens, Neurohypophyse hyperintens (sog. „bright spot“)
- T1w mit Kontrastmittel: Homogene Kontrastmittelaufnahme in Hypophyse und Hypophysenstiel
- T2w: Hypophyse i.d.R. isointens
- Mikroadenom
- Häufig schwierig zu detektieren
- Indirekte Adenomzeichen
- Verlagerung des Hypophysenstiels zur Gegenseite
- Einseitige Anhebung des Diaphragma sellae
- Einseitige Absenkung des Bodens der Sella turcica
- Signalintensität im Vergleich zu gesundem Hypophysengewebe
- T1w nativ: Meist hypointens (seltener isointens)
- T1w mit Kontrastmittel: Hypointens (oder isointens), Kontrastmittelaufnahme verzögert
- T2w: Leicht hyperintens (oder isointens)
- Makroadenom
- Mögliche Befunde
- Supraselläre Ausbreitung, ggf. mit Anhebung/Kompression des Chiasma opticums
- Invasion in den Sinus cavernosus
- Ummauerung der A. carotis interna
- Erweiterung der Sella turcica
- Signalintensität im Vergleich zu gesundem Hypophysengewebe
- T1w nativ: Isointens oder hypointens, z.T. heterogen , gesundes Hypophysengewebe häufig nicht mehr abgrenzbar
- T1w mit Kontrastmittel: Moderate, homogene oder heterogene Kontrastmittelaufnahme, gesundes Hypophysengewebe z.T. als heller Saum darstellbar
- T2w: Häufig hyperintens, heterogen bei Einblutungen oder Nekrosen
- Sonderfall Hypophysenapoplex
- T1w: Einblutung hyperintens darstellbar, z.T. mit Spiegelbildung
- Mögliche Befunde
- Differenzialdiagnosen: Siehe Differenzialdiagnosen bei Raumforderung im Bereich der Hypophyse
- Normalbefund (Signalintensität im Vergleich zu restlichem Hirngewebe)
Eine kraniale MRT mit Zielaufnahme der Hypophyse nativ und mit Kontrastmittelgabe ist der radiologische Goldstandard zur Diagnostik eines Hypophysenadenoms!
Computertomografie
- Nur sinnvoll bei MRT-Kontraindikationen oder zur Beurteilung knöcherner Strukturen
Weitere Diagnostik
- Ophthalmologische Untersuchung, inkl. qualifizierter Gesichtsfeldprüfung
- Histopathologie und Immunhistochemie nach Adenomresektion
- Standardisierte histopathologische Aufarbeitung aller operierten Adenome nach aktueller WHO-Klassifikation für endokrine Tumoren und Tumoren des zentralen Nervensystems empfohlen
- Nachweis von
- Humangenetische Untersuchung: Empfohlen bei V.a. eine Keimbahnmutation
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnosen einer Raumforderung im Bereich der Hypophyse
| Häufigkeit und MRT-Befunde unterschiedlicher Raumforderungen im Bereich der Hypophyse | ||||
|---|---|---|---|---|
| Dignität | Raumforderung | Häufigkeit | MRT-Befund | |
| Benigne | Hypophysenadenome | Ca. 85% | Mikro- und Makroadenome (siehe Diagnostik) | |
| Kraniopharyngeome | Ca. 3% | T1w: Zystisch-solide oder rein solide Raumforderungen, zystische Anteile häufig hyperintens, solide Anteile mit Kontrastmittelaufnahme | ||
| Meningeome | Ca. 1% | T1w: Signalintensität ähnlich der Hypophyse, jedoch ausgeprägte, homogene Kontrastmittelaufnahme, ggf. Dural-Tail-Zeichen, ggf. Kompression der A. carotis interna | ||
| Hypophysenhinterlappentumoren (Spindelzellonkozytom, Pituizytom, Granularzelltumor) | <1% | T1w: Häufig im Bereich des Hypophysenstiels, isointens zur Hypophyse, homogene Kontrastmittelaufnahme | ||
| Zysten (bspw. der Rathke-Tasche) | Ca. 4–5% | T1w: Hypointens im Vergleich zu Hypophysengewebe, hyperintens im Vergleich zu Liquor, keine Kontrastmittelaufnahme | ||
| Hypophysitis | <1% | T1w: Vergrößerung der Hypophyse und Verbreiterung des Hypophysenstiels, Kontrastmittelaufnahme homogen oder heterogen | ||
| Hypophysenhyperplasie | <1% | Homogene physiologische Vergrößerung der Hypophyse, bspw. während der Schwangerschaft | ||
| Maligne | Hypophysenkarzinome | <1% | Bildmorphologisch ähnlich den Hypophysenadenomen, jedoch häufiger Invasion umliegender Strukturen | |
| Keimzelltumoren | <1% | T1w: Homogene, hyperintense Raumforderung im oberen Teils des Hypophysenstiels und des Hypothalamus, häufig zeitgleich auch des Corpus pineale | ||
| Metastasen | Ca. 1% | T1w: Bildgebend Hypophysenadenomen sehr ähnlich, auch supraselläre Ausbreitung möglich, Hypophysenstiel irregulär verbreitert | ||
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
„Wait and scan“ (nur bei hormoninaktiven Adenomen)
- Indikation: Hormoninaktive Adenome ohne Komplikationen
- Mikroadenome: „Wait and scan“ 1. Wahl
- Makroadenome: „Wait and scan“ möglich (alternativ chirurgische Therapie)
- Kontrollintervalle
- Mikroadenome: MRT- und endokrinologische Kontrolle jährlich für 3 Jahre, danach individuell festgelegt
- Makroadenome: MRT- und endokrinologische Kontrolle nach 3–6 Monaten, dann jährlich für 3 Jahre, danach individuell festgelegt
- Zusätzlich ophthalmologische Kontrolle: Bei Kontakt zum Chiasma opticum
Chirurgische Therapie
- Indikation
- 1. Wahl bei
- Hormonaktiven Adenomen (Sonderfall: Therapie des Prolaktinoms)
- Beeinträchtigung des Sehvermögens
- Drohender Sehstörung
- Neurologischen Defiziten durch das Adenom (bspw. Hirnnervenschädigung)
- Signifikantem Größenwachstum
- Liquorleck
- Hypophysenapoplexie mit plötzlich aufgetretener Sehstörung (neurochirurgischer Notfall)
- Chirurgische Therapie erwägen bei
- HVL-Insuffizienz mit Ausfall von ≥2 Hormonachsen
- Symptomlosen, hormoninaktiven Makroadenomen
- Mikroprolaktinomen und umschriebenen Makroprolaktinomen (gleichwertige Alternative zur medikamentösen Therapie)
- 1. Wahl bei
- Durchführung: Transsphenoidale (oder sehr selten transkranielle) Resektion
- Perioperatives Management
- Bei V.a. oder Nachweis einer kortikotropen Insuffizienz
- Präoperativ: Substitution mit Hydrocortison einleiten (für Details siehe: Therapie der Nebennierenrindeninsuffizienz)
- Intraoperativ: Hydrocortison i.v.
- Bis zum 10. postoperativen Tag
- Regelmäßige Bestimmung von Serumelektrolyten (insb. Natrium)
- Ein- und Ausfuhrkontrollen
- Patient:innen auf Karenzzeiten für bestimmte Aktivitäten hinweisen
- Bei V.a. oder Nachweis einer kortikotropen Insuffizienz
- Komplikationen
- Vasopressinmangel (passager oder permanent)
- SIADH (passager)
- HVL-Insuffizienz
- Liquorfistel mit Rhinoliquorrhö (Nachweis von β2-Transferrin oder β-Trace-Protein im Nasensekret)
- Meningitis
- Sehstörungen
- Hirnnervenschädigungen
Medikamentöse Therapie
- Prolaktinom: Dopaminagonisten (für Details siehe: Prolaktinom – Therapie)
- Inoperable Befunde oder persistierende Hormonsekretion
- Morbus Cushing [8]
- Dopaminagonisten und Pasireotid
- Verschiedene Inhibitoren der Cortisolbiosynthese
- Akromegalie [9]
- Dopaminagonisten
- Somatostatinanaloga der 1. Generation
- Pasireotid
- Pegvisomant (GH-Rezeptor-Antagonist)
- Aggressive Hypophysenadenome und Hypophysenkarzinome ohne chirurgische/strahlentherapeutische Behandlungsoptionen: Temozolomid
- Morbus Cushing [8]
Strahlentherapie
- Indikation
- Adenomrezidiv (als Alternative zu einer erneuten OP)
- Aggressives Hypophysenadenom, das auf eine max. medikamentöse und/oder operative Therapie nicht anspricht
- Durchführung: Konventionell oder stereotaktisch
- Komplikationen
- Kurzfristig: Fatigue, Alopezie
- Längerfristig: HVL-Insuffizienz , Zweittumoren, Neuritis nervi optici
Hormonsubstitution bei HVL-Insuffizienz
- Siehe: HVL-Insuffizienz - Therapie
Anbindung an Selbsthilfegruppen
- Bspw. über das „Netzwerk Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen e.V.“
Verlaufskontrolle
Nach chirurgischer Therapie
- Hormoninaktive Adenome
- MRT-Kontrolle nach 3–6 Monaten
- Kein Tumorrest: Erneute Kontrolle nach 2, 5 und 8 Jahren, danach lebenslang alle 5 Jahre
- Tumorrest: Jährliche Kontrollen für 5 Jahre, bei stabilem Befund anschließend lebenslang alle 2–3 Jahre
- Endokrinologische Verlaufskontrollen: Unmittelbar postoperativ sowie nach 6–12 Wochen
- Hypophysenfunktion unauffällig: Nach 1 Jahr, bei erneut unauffälligen Befunden nicht weiter notwendig
- Hypophysenfunktion auffällig: Initial alle 6 Monate, dann lebenslang alle 1–2 Jahre
- MRT-Kontrolle nach 3–6 Monaten
- Hormonaktive Adenome
- MRT-Kontrolle nach 3–6 Monaten, erneute Kontrollen nach kompletter Resektion nur bei Auffälligkeiten
- Endokrinologische Verlaufskontrollen: Initial alle 6 Monate, dann lebenslang alle 12 Monate
Prognose
Nach „Wait and scan“
- Mikroadenom: I.d.R. kein relevantes Wachstum
- Makroadenom: Tumorwachstum nach 4–5 Jahren in ca. 50% der Fälle
Nach chirurgischer Therapie
- Besserung von Sehstörungen: Ca. 75–90% der Fälle
- Besserung einer HVL-Insuffizienz: 35–50% der Fälle
- Komplette Resektion: Ca. 65% der Fälle
- Rezidivrate nach kompletter Resektion: 12% der Fälle
Verlaufs- und Sonderformen
Aggressive Hypophysenadenome und Hypophysenkarzinome
- Definitionen
- Aggressives Hypophysenadenom: Bestimmter histologischer Subtyp , Ki67 >3%, klinisch relevantes Wachstum trotz optimaler Standardtherapie, radiologisch invasives und ungewöhnlich rasches Wachstum
- Hypophysenkarzinom (metastatic pitNET): Nachweis von Metastasen
- Therapie
- 1. Wahl: Transsphenoidale Resektion
- Bei Rest-/Rezidivtumor: Re-Operation und/oder Strahlentherapie
- Fehlende chirurgische/strahlentherapeutische Option: Temozolomid (Monotherapie)
- Prognose: Ansprechraten unter Temozolomid bei 37–47%
Besondere Patientengruppen
Kinderwunsch und Schwangerschaft
Hormoninaktive Adenome
- Prognose: Kein relevantes schwangerschaftsassoziiertes Adenomwachstum zu erwarten
- Vorgehen bei Kinderwunsch: Ggf. Vorstellung im Kinderwunschzentrum (bei Hypogonadismus)
Hormoninaktive Adenome mit Nähe zum Chiasma opticum
- Prognose: Physiologische Hypophysenhyperplasie während der Schwangerschaft → Gefahr von Sehstörungen
- Vorgehen bei Kinderwunsch: Transsphenoidale Resektion vor Konzeption erwägen
- Vorgehen während der Schwangerschaft
- Ophthalmologische Verlaufskontrollen: Mind. alle 3 Monate
- Kontrolle der Schilddrüsenwerte: Mind. 1× pro Trimenon
- Bei V.a. relevantes Tumorwachstum
- Kraniale MRT mit Zielaufnahme der Hypophyse (ohne Kontrastmittel!)
- Bei höhergradigen Sehstörungen oder Hypophysenapoplex: Transsphenoidale Resektion möglichst im 2. Trimenon
Prolaktinome
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- C75.-: Bösartige Neubildung sonstiger endokriner Drüsen und verwandter Strukturen
- C75.1: Hypophyse
- D35.-: Gutartige Neubildung sonstiger und nicht näher bezeichneter endokriner Drüsen
- D35.2: Hypophyse
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.