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Hypophysenadenom

Letzte Aktualisierung: 23.10.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Hypophysenadenome (pitNETs, Pituitary neuroendocrine tumors) sind benigne Tumoren des Hypophysenvorderlappens. Sie können hormoninaktiv sein oder Hormone sezernieren (z.B. Prolactin, ACTH, Wachstumshormon, sehr selten TSH, LH/FSH) und werden je nach Größe in Mikro- und Makroadenome eingeteilt (<10 mm bzw. ≥10 mm Durchmesser). Symptome entstehen durch verdrängendes Tumorwachstum (bspw. Sehstörungen, Hypophysenvorderlappeninsuffizienz) und/oder durch eine etwaige Hormonsekretion. Die Diagnostik umfasst eine spezifische Hormondiagnostik sowie eine kraniale MRT mit Zielaufnahme der Hypophyse. Je nach Hormonaktivität und Größe können eine medikamentöse oder chirurgische Therapie indiziert sein.

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Einteilungtoggle arrow icon

Prinzipiell kann jeder Hypophysentumor durch Druck auf den Hypophysenstiel (und somit Blockade des Dopamintransports) zu einer sog. Entzügelungshyperprolaktinämie führen!

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Prävalenz
    • Klinisch apparente Hypophysenadenome : Bis zu 1:1.000 Personen [2]
    • (Klinisch inapparente) Hypophyseninzidentalome
      • In Autopsiestudien: Bei ca. 10% der untersuchten Personen
      • In MRT-Studien: Bei 3,4% der untersuchten Personen [3]

In Autopsiestudien haben bis zu 10% der Bevölkerung einen Hypophysentumor, der jedoch in den meisten Fällen klinisch inapparent bleibt!

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Klassifikationtoggle arrow icon

Modifizierte Knosp-Klassifikation

  • Beurteilung: Radiologische Ausdehnung von Hypophysenadenomen in den Sinus cavernosus
  • Einteilung
    • Grad 0: Der Tumor bleibt medial der medialen Tangente
      Grad 1: Der Tumor reicht bis in den Bereich zwischen medialer Tangente und interkarotider Linie
      Grad 2: Der Tumor reicht bis in den Bereich zwischen interkarotider Linie und lateraler Tangente
      Grad 3: Der Tumor reicht lateral über die laterale Tangente hinaus, entweder superior (Grad 3a) oder inferior (Grad 3b) der intrakavernösen A. carotis interna
      Grad 4: Der Tumor ummauert die intrakavernöse A. carotis interna komplett

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Symptomatiktoggle arrow icon

Hormonell bedingte Symptome und Erkrankungen

Symptome durch verdrängendes Tumorwachstum

Symptome durch verdrängendes Tumorwachstum treten hauptsächlich bei Makroadenomen auf!

Ein Hypophysenadenom kann zu einer potenziell lebensbedrohlichen HVL-Insuffizienz führen, die nicht übersehen werden darf!

Weitere mögliche Folgen

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Diagnostiktoggle arrow icon

Anamnese

Körperliche Untersuchung

  • Inspektion
    • Untersuchung auf Hypercortisolismus- oder akromegalietypische Stigmata
    • Bei Männern: Untersuchung auf Anzeichen für Testosteronmangel
  • Fingerperimetrie: Zur groben Untersuchung des Gesichtsfeldes

Hormondiagnostik

Bildgebung

Kraniale MRT mit Zielaufnahme der Hypophyse (Goldstandard)

Eine kraniale MRT mit Zielaufnahme der Hypophyse nativ und mit Kontrastmittelgabe ist der radiologische Goldstandard zur Diagnostik eines Hypophysenadenoms!

Computertomografie

Weitere Diagnostik

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Differenzialdiagnosen einer Raumforderung im Bereich der Hypophyse

Häufigkeit und MRT-Befunde unterschiedlicher Raumforderungen im Bereich der Hypophyse
Dignität Raumforderung Häufigkeit MRT-Befund
Benigne Hypophysenadenome Ca. 85%

Mikro- und Makroadenome (siehe Diagnostik)

Kraniopharyngeome Ca. 3% T1w: Zystisch-solide oder rein solide Raumforderungen, zystische Anteile häufig hyperintens, solide Anteile mit Kontrastmittelaufnahme
Meningeome Ca. 1% T1w: Signalintensität ähnlich der Hypophyse, jedoch ausgeprägte, homogene Kontrastmittelaufnahme, ggf. Dural-Tail-Zeichen, ggf. Kompression der A. carotis interna
Hypophysenhinterlappentumoren (Spindelzellonkozytom, Pituizytom, Granularzelltumor) <1% T1w: Häufig im Bereich des Hypophysenstiels, isointens zur Hypophyse, homogene Kontrastmittelaufnahme
Zysten (bspw. der Rathke-Tasche)

Ca. 4–5%

T1w: Hypointens im Vergleich zu Hypophysengewebe, hyperintens im Vergleich zu Liquor, keine Kontrastmittelaufnahme
Hypophysitis <1% T1w: Vergrößerung der Hypophyse und Verbreiterung des Hypophysenstiels, Kontrastmittelaufnahme homogen oder heterogen
Hypophysenhyperplasie <1% Homogene physiologische Vergrößerung der Hypophyse, bspw. während der Schwangerschaft
Maligne Hypophysenkarzinome <1% Bildmorphologisch ähnlich den Hypophysenadenomen, jedoch häufiger Invasion umliegender Strukturen
Keimzelltumoren <1% T1w: Homogene, hyperintense Raumforderung im oberen Teils des Hypophysenstiels und des Hypothalamus, häufig zeitgleich auch des Corpus pineale
Metastasen Ca. 1% T1w: Bildgebend Hypophysenadenomen sehr ähnlich, auch supraselläre Ausbreitung möglich, Hypophysenstiel irregulär verbreitert

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

„Wait and scan“ (nur bei hormoninaktiven Adenomen)

  • Indikation: Hormoninaktive Adenome ohne Komplikationen
    • Mikroadenome: „Wait and scan“ 1. Wahl
    • Makroadenome: „Wait and scan“ möglich (alternativ chirurgische Therapie)
  • Kontrollintervalle
    • Mikroadenome: MRT- und endokrinologische Kontrolle jährlich für 3 Jahre, danach individuell festgelegt
    • Makroadenome: MRT- und endokrinologische Kontrolle nach 3–6 Monaten, dann jährlich für 3 Jahre, danach individuell festgelegt

Chirurgische Therapie

Medikamentöse Therapie

Strahlentherapie

Hormonsubstitution bei HVL-Insuffizienz

Anbindung an Selbsthilfegruppen

  • Bspw. über das „Netzwerk Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen e.V.“
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Verlaufskontrolletoggle arrow icon

Nach chirurgischer Therapie

  • Hormoninaktive Adenome
    • MRT-Kontrolle nach 3–6 Monaten
      • Kein Tumorrest: Erneute Kontrolle nach 2, 5 und 8 Jahren, danach lebenslang alle 5 Jahre
      • Tumorrest: Jährliche Kontrollen für 5 Jahre, bei stabilem Befund anschließend lebenslang alle 2–3 Jahre
    • Endokrinologische Verlaufskontrollen: Unmittelbar postoperativ sowie nach 6–12 Wochen
      • Hypophysenfunktion unauffällig: Nach 1 Jahr, bei erneut unauffälligen Befunden nicht weiter notwendig
      • Hypophysenfunktion auffällig: Initial alle 6 Monate, dann lebenslang alle 1–2 Jahre
  • Hormonaktive Adenome
    • MRT-Kontrolle nach 3–6 Monaten, erneute Kontrollen nach kompletter Resektion nur bei Auffälligkeiten
    • Endokrinologische Verlaufskontrollen: Initial alle 6 Monate, dann lebenslang alle 12 Monate
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Prognosetoggle arrow icon

Nach „Wait and scan“

  • Mikroadenom: I.d.R. kein relevantes Wachstum
  • Makroadenom: Tumorwachstum nach 4–5 Jahren in ca. 50% der Fälle

Nach chirurgischer Therapie

  • Besserung von Sehstörungen: Ca. 75–90% der Fälle
  • Besserung einer HVL-Insuffizienz: 35–50% der Fälle
  • Komplette Resektion: Ca. 65% der Fälle
    • Rezidivrate nach kompletter Resektion: 12% der Fälle
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Verlaufs- und Sonderformentoggle arrow icon

Aggressive Hypophysenadenome und Hypophysenkarzinome

  • Definitionen
    • Aggressives Hypophysenadenom: Bestimmter histologischer Subtyp , Ki67 >3%, klinisch relevantes Wachstum trotz optimaler Standardtherapie, radiologisch invasives und ungewöhnlich rasches Wachstum
    • Hypophysenkarzinom (metastatic pitNET): Nachweis von Metastasen
  • Therapie
    • 1. Wahl: Transsphenoidale Resektion
    • Bei Rest-/Rezidivtumor: Re-Operation und/oder Strahlentherapie
    • Fehlende chirurgische/strahlentherapeutische Option: Temozolomid (Monotherapie)
  • Prognose: Ansprechraten unter Temozolomid bei 37–47%
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Besondere Patientengruppentoggle arrow icon

Kinderwunsch und Schwangerschaft

Hormoninaktive Adenome

  • Prognose: Kein relevantes schwangerschaftsassoziiertes Adenomwachstum zu erwarten
  • Vorgehen bei Kinderwunsch: Ggf. Vorstellung im Kinderwunschzentrum (bei Hypogonadismus)

Hormoninaktive Adenome mit Nähe zum Chiasma opticum

  • Prognose: Physiologische Hypophysenhyperplasie während der Schwangerschaft → Gefahr von Sehstörungen
  • Vorgehen bei Kinderwunsch: Transsphenoidale Resektion vor Konzeption erwägen
  • Vorgehen während der Schwangerschaft

Prolaktinome

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • C75.-: Bösartige Neubildung sonstiger endokriner Drüsen und verwandter Strukturen
  • D35.-: Gutartige Neubildung sonstiger und nicht näher bezeichneter endokriner Drüsen

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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