ambossIconambossIcon

Studien-Telegramm-Archiv

Letzte Aktualisierung: 7.5.2025

Einleitungtoggle arrow icon

Zusammen mit der HOMe-Academy der medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes und dem Ärzte-Team des Agaplesion-Markus Krankenhauses Frankfurt bietet AMBOSS einen Newsletter zu internistischen Studien und Publikationen an. Der Newsletter richtet sich insb. an alle interessierten Kolleginnen und Kollegen aus Klinik und Praxis, die neben der alltäglichen Praxis wichtige wissenschaftliche Entwicklungen im Blick behalten möchten. Unter Tipps & Links findest du den Link zur Anmeldung.

Im Folgenden werden ab dem Beginn der Newsletter-Versendung die Inhalte aller bisherigen Ausgaben im Jahr 2025 als Archiv zur Verfügung gestellt.

Archive weiterer AMBOSS-Studien-Telegramme

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Wissenschaftliche Schirmherrschafttoggle arrow icon

Die Auswahl und Zusammenfassung der Studien und Publikationen findet in enger Zusammenarbeit mit der kardiovaskulären Studiengruppe HOMe statt.

Verantwortliche Ärztinnen und Ärzte:
Prof. Dr. med. Gunnar Heine (Nieren- und Hochdruckerkrankungen, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselerkrankungen und Gefäßerkrankungen, AGAPLESION MARKUS KRANKENHAUS Frankfurt a.M./Universität des Saarlandes), Prof. Dr. Dr. Stephan Schirmer (Kardiologie, Universität des Saarlandes/Kardiologische Praxis Kaiserslautern), Prof. Dr. Dr. Sören Becker (Infektionserkrankungen und Tropenmedizin, Universität des Saarlandes)

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Q2 2025toggle arrow icon

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Ausgabe 307 - 19. April 2025toggle arrow icon

ACC-Rückblick I: SGLT2-Inhibitoren auch nach TAVI?

Studientelegramm 307-2025-1/3: SGLT2-Inhibitoren haben sich unabhängig von der linksventrikulären Pumpfunktion (LVEF) als Bestandteil der medikamentösen Herzinsuffizienztherapie etabliert. Nach perkutanem Aortenklappenersatz (TAVI) gibt es bislang allerdings kaum Daten, weil Personen mit schweren Herzklappenerkrankungen i.d.R. aus den großen Zulassungsstudien ausgeschlossen wurden. Insb. diese Population hat jedoch ein hohes Risiko für Herzinsuffizienzereignisse.

Diese Lücke wurde nun durch die multizentrische spanische Studie DapaTAVI geschlossen: 1.222 Personen nach TAVI (mittleres Alter ca. 82 Jahre) erhielten unverblindet entweder die medikamentöse Standardtherapie oder zusätzlich 10 mg Dapagliflozin täglich. Vorausgesetzt war ein Herzsuffizienzereignis vor dem Klappenersatz (stationäre Behandlung oder ungeplante intravenöse Diuretikagabe) sowie mind. ein weiterer vorliegender Risikofaktor (eGFR 25–75 mL/min, Diabetes mellitus, LVEF ≤40%). Die hohe mittlere NT-proBNP-Konzentration der Studienpopulation (ca. 6.000 pg/mL) verdeutlicht das Ausmaß der kardialen Volumenbelastung zu Studienbeginn. Unter Dapagliflozin traten 28% (95% KI: 0,55–0,95; p = 0,02) weniger primäre Endpunktereignisse auf (Kompositum aus Gesamtsterblichkeit und Herzinsuffizienzereignis nach einem Jahr) als unter alleiniger Standardtherapie, insb. aufgrund einer deutlichen Reduktion der Herzinsuffizienzereignisse um 37% (95% KI: 0,45–0,88). Die Gesamtsterblichkeit hingegen wurde nicht signifikant beeinflusst. Erwartungsgemäß kam es unter Dapagliflozin häufiger zu Urogenitalinfektionen und Hypotonie.

Diese Ergebnisse zeigen, dass auch ältere Menschen nach TAVI und hohem Risiko für Herzinsuffizienzereignisse von einer SGLT2-Inhibition profitieren. Dies ist insofern nicht überraschend, da die oft jahrelange Druckbelastung des linken Ventrikels durch eine relevante Aortenklappenstenose i.d.R. zunächst zu einer diastolischen Dysfunktion führt und die Wirksamkeit der Substanzklasse bei Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF) bereits nachgewiesen wurde.

DapaTAVI wurde durch die partizipierenden Prüferinnen und Prüfer initiiert und aus öffentlichen Mitteln finanziert.

  • Studie: Raposeiras‑Roubin et al., Dapagliflozin in Patients Undergoing Transcatheter Aortic-Valve Implantation, NEJM [1]

ACC-Rückblick II: Another big STRIDE for Semaglutide?

Studientelegramm 307-2025-2/3: Protektive kardiovaskuläre Effekte sind für das GLP1-Analogon Semaglutid inzwischen sowohl für Personen mit Diabetes mellitus (bspw. durch die SUSTAIN-6-Studie [2]) als auch für Menschen mit Adipositas (bspw. durch die SELECT-Studie, siehe auch: Studientelegramm 273-2023-2/3) belegt. In der nun veröffentlichten internationalen randomisierten, placebokontrollierten und doppelblinden STRIDE-Studie wurde der Effekt von Semaglutid (1 mg wöchentlich s.c.) bei 792 Personen mit Diabetes mellitus Typ 2 und einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) im Stadium IIa nach Fontaine untersucht. Primärer Endpunkt war das Verhältnis der max. Gehstrecke nach 52-wöchiger Therapie zum Ausgangswert.

Unter Semaglutid zeigte sich ein um 13 Prozentpunkte höherer Anstieg der max. Gehstrecke im Vergleich zu Placebo (1,21 vs. 1,08; kalkulierte Differenz 1,13; 95% KI: 1,06–1,21; p = 0,0004) mit einer absoluten Erhöhung um 26,4 m im Median. Damit verbesserte die Semaglutidgabe die Belastbarkeit der Teilnehmenden in einem klinisch relevanten Maß. Auch sekundäre Endpunkte wie der Knöchel-Arm-Index (ABI), die schmerzfreie Gehstrecke und die Lebensqualität gemäß VascuQoL-6-Fragebogen [3] konnten verbessert werden. Erwartungsgemäß war darüber hinaus unter Semaglutid eine stärkere Gewichtsabnahme als unter Placebo zu beobachten (-4,1 kg).
Bemerkenswert erscheint die post-hoc erhobene Verbesserung des explorativen kombinierten Endpunkts aus einer Rescue-Therapie (medikamentös oder durch Revaskularisierung) und der Gesamtmortalität unter Semaglutid. Aufgrund der insg. geringen Ereignisraten sollten diese Ergebnisse allerdings zurückhaltend interpretiert werden.

Die Ergebnisse unterstreichen die wichtige Rolle von GLP1-Analoga [4] in der Therapie von Personen mit Diabetes mellitus Typ 2 und kardiovaskulären Erkrankungen.

STRIDE wurde von Novo Nordisk finanziert.

  • Studie: Bonaca et al., Semaglutide and walking capacity in people with symptomatic peripheral artery disease and type 2 diabetes (STRIDE): a phase 3b, double-blind, randomised, placebo-controlled trial, The Lancet [5]

ACC-Rückblick III: Flüssigkeitsrestriktion bei Herzinsuffizienz

Studientelegramm 307-2025-3/3: Die Einschränkung der täglichen Trinkmenge gehört zu den allgemeinen Therapieempfehlungen bei chronischer Herzinsuffizienz unter der Annahme, dass hierdurch eine retentionsbedingte Stauung verhindert werden kann. Die Datenlage zur Wirksamkeit dieser Maßnahme ist jedoch limitiert, ein eindeutiger Benefit hinsichtlich Krankenhauseinweisungen oder Mortalität wurde bislang nicht nachgewiesen. Andererseits gibt es Hinweise, dass eine Trinkmengenbegrenzung die Lebensqualität der betroffenen Personen nachteilig einschränkt. Um diese Evidenzlücke zu füllen, wurde die niederländische FRESH-UP-Studie initiiert.

In dieser multizentrischen, randomisierten, unverblindeten Studie wurden 504 Personen mit chronischer, nicht-dekompensierter Herzinsuffizienz (ca. 87% NYHA-Stadium II, ca. 13% NYHA-Stadium III) in 2 Gruppen aufgeteilt: ohne Trinkmengenbeschränkung (n = 254) oder mit Trinkmengenbeschränkung ≤1,5 L/d (n = 250). Bei rund 50% der Teilnehmenden bestand eine reduzierte Ejektionsfraktion (LVEF im Mittel 40%), das Ausgangs-NT-proBNP lag durchschnittlich bei 450 pg/mL. Zusätzlich zu einer leitliniengerechten medikamentösen Basistherapie erhielt etwa die Hälfte der Personen Schleifendiuretika.

Nach 3 Monaten zeigte sich im Gesamtscore des Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire (KCCQ-OSS [6]) für beide Gruppen kein signifikanter Unterschied der Lebensqualität (primärer Endpunkt; mittlere adjustierte Differenz: 2,17; 95% KI: -0,06 bis +4,39; p = 0,06). Auch hinsichtlich der sekundären Sicherheitsendpunkte waren beide Gruppen vergleichbar (u.a. Verlauf des NT-proBNP; Kompositum aus Tod, Krankenhauseinweisungen und intravenöser Schleifendiuretikagabe). Das Durstgefühl („thirst distress“) war allerdings in der Gruppe ohne Trinkmengenbeschränkung signifikant geringer.

Diese Ergebnisse stellen allgemeine Empfehlungen zur Einschränkung der Trinkmenge bei Personen mit stabiler, chronischer Herzinsuffizienz infrage. Zur Untermauerung sind jedoch weitere, größere Studien notwendig. Die Datenlage für fortgeschrittenere Herzinsuffizienzstadien oder bei Dekompensationen bleibt zudem weiterhin unklar.

FRESH-UP wurde aus öffentlichen Mitteln in den Niederlanden gefördert.

  • Studie: Herrmann et al., Liberal fluid intake versus fluid restriction in chronic heart failure: a randomized clinical trial, Nature Medicine [7]
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Q1 2025toggle arrow icon

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Ausgabe 306 - 22. März 2025toggle arrow icon

GLP1-Analoga: Augen auf bei nierentransplantierten Personen mit Diabetes mellitus

Studientelegramm 306-2025-1/4: Zur optimalen medikamentösen Behandlung von nierentransplantierten Personen mit Diabetes mellitus fehlt es bislang an Daten, da diese Personengruppe von klinischen Studien zu neuen Wirksubstanzen häufig ausgeschlossen ist. Die Wirksamkeit und Sicherheit des SGLT2-Inhibitors Dapagliflozin wird aktuell in der multizentrischen, randomisiert-kontrollierten Studie (RCT) „Renal Lifecycle“ bei Menschen mit Diabetes mellitus und fortgeschrittener Nierenerkrankung untersucht (eGFR ≤25 mL/min/1,73 m2, Dialysepflichtigkeit oder nach Nierentransplantation) [8]. Dagegen fehlen bisher RCTs zu GLP1-Analoga bei nierentransplantierten Personen mit Diabetes mellitus, obwohl die positiven kardiovaskulären und renalen Effekte dieser Wirkstoffgruppe bei Diabetes mellitus im Allgemeinen gut untersucht sind.

In einer retrospektiven US-amerikanischen Kohortenanalyse wurden nun Registerdaten von 18.016 nierentransplantierten Personen mit Diabetes mellitus ausgewertet. 1.969 Personen (10,9%) erhielten nach der Transplantation erstmals ein GLP1-Analogon (vorwiegend Dulaglutid) mit einer medianen Anwendungsdauer von 254 Tagen. Diese Personengruppe war durchschnittlich u.a. etwas jünger, häufiger adipös und hatte häufiger eine Lebendspende erhalten als die Vergleichsgruppe ohne Anwendung eines GLP1-Analogons.

Ein Transplantatversagen trat im 5-jährigen Beobachtungszeitraum bei 7,5% der GLP1-Analoga-Behandelten vs. 12,2% der Vergleichsgruppe auf (adjustierte Hazard Ratio [aHR]: 0,55; 95% KI: 0,40–0,76; p = 0,0003). Auch die Mortalität war unter GLP1-Analoga signifikant reduziert (13,5% vs. 19,9%; aHR: 0,76; 95% KI: 0,62–0,93; p = 0,007). Allerdings ging die Anwendung mit einem erhöhten Risiko für eine neu auftretende diabetische Retinopathie einher (aHR: 1,49; 95% KI: 1,11–2,00; p = 0,008). Die übrigen Sicherheitsendpunkte unterschieden sich dagegen nicht signifikant.

Die Autorinnen und Autoren raten vor einer GLP1-Analoga-Anwendung zu einer Nutzen-Risiko-Abwägung unter Berücksichtigung des erhöhten Retinopathie-Risikos. Außerdem sollten während der Therapie ophthalmologische Kontrollen erfolgen. Um die Ergebnisse zu verifizieren, sind RCTs, insb. zu neueren GLP1-Analogon, bei nierentransplantierten Personen mit Diabetes mellitus wünschenswert.

  • Studie: Orandi et al., GLP-1 receptor agonists in kidney transplant recipients with pre-existing diabetes: a retrospective cohort study, The Lancet Diabetes & Endocrinology [9]

Labortest als Prädiktor der postpartalen Depression?

Studientelegramm 306-2025-2/4: In keiner anderen Lebensphase einer Frau ist das Risiko, an einer psychischen Störung zu erkranken, so groß wie im Wochenbett. Die häufigste Komplikation ist die postpartale Depression (PPD), die ca. 10–15% aller Mütter betrifft. Sie wird oftmals erst spät diagnostiziert (teils gar nicht, hohe Dunkelziffer!) und geht mit erheblichen Risiken für Mutter und Kind einher (u.a. Bindungsstörungen, Suizidalität).

In den letzten Jahren rückten neuroaktive Steroide (NAS) wie Isoallopregnanolon und Pregnanolon (Stoffwechselprodukte von Progesteron) zunehmend in den Fokus der Forschung. NAS beeinflussen insb. das GABAerge System (entweder inhibitorisch oder verstärkend) und darüber indirekt die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, wodurch ihre Bedeutung in der Stressregulation deutlich wird. In den USA sind mit Brexanolon und Zuranolon bereits 2 GABAA-Rezeptor-modulierende NAS-Analoga zur Behandlung der PPD zugelassen.

Eine aktuelle Studie untersuchte nun 136 Frauen während und nach ihrer Schwangerschaft, von denen 33 nach der Geburt eine PPD entwickelten (definiert als ≥13 Punkte auf der Edinburgh Postnatal Depression Scale). NAS-Spiegel wurden an insg. bis zu 8 Messzeitpunkten erfasst (1× pro Trimester und bis zu 9 Monate postpartal).

Die Ergebnisse zeigen, dass eine Erhöhung des Isoallopregnanolon/Pregnanolon-Verhältnisses im dritten Trimester mit einem erhöhten PPD-Risiko assoziiert ist (Odds Ratio [OR]: 1,64; 95% KI: 1,13–2,37; FDR-adjustiertes [10] = 0,038). Auch erhöhte Progesteronwerte in der Spätschwangerschaft waren mit einem höheren Erkrankungsrisiko assoziiert (OR: 4,00; 95% KI: 1,54–10,37; FDR-adjustiertes p = 0,035). Im Gegensatz dazu war eine Erhöhung des Pregnanolon/Progesteron-Verhältnisses im dritten Trimester mit einem verringerten PPD-Risiko verbunden (OR: 0,64; 95% KI: 0,47–0,88; FDR-adjustiertes p = 0,036).

Als Erklärung hierfür kommt eine veränderte Aktivität der Enzyme 3α- und 3β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase (HSD) infrage, die am Progesteronstoffwechsel beteiligt sind. Zukünftige Studien sollten diese Mechanismen weiter untersuchen und ihre potenzielle Bedeutung für die Prävention und Behandlung der PPD genauer analysieren.

  • Studie: Osborne et al., Neuroactive steroid biosynthesis during pregnancy predicts future postpartum depression: a role for the 3α and/or 3β-HSD neurosteroidogenic enzymes?, Neuropsychopharmacology [11]

Hydrochlorothiazid: NOSTONE and no bone

Studientelegramm 306-2025-3/4: Nephrolithiasis geht sehr oft mit einer verminderten Knochendichte und einem signifikant erhöhten Frakturrisiko einher, insb. bei calciumhaltigen Nierensteinen und idiopathischer Hyperkalzurie. Der zugrundeliegende Pathomechanismus ist bislang noch nicht vollständig geklärt. In der NOSTONE-Studie hatte Hydrochlorothiazid (HCT) gegenüber Placebo keinen Vorteil zur Rezidivprophylaxe calciumhaltiger Nierensteine gezeigt (siehe auch: Studientelegramm 258-2023-1/3 und [12]). In einer kürzlich publizierten Post-hoc-Analyse der Studie wurde nun untersucht, ob HCT ggf. die Knochendichte positiv beeinflussen kann (über eine verminderte Kalzurie sowie Stimulation der Osteoblastendifferenzierung und Knochenmineralisation).

Anhand der zu Studienbeginn und -ende angefertigten CTs wurde die Knochendichte der Wirbelkörper Th12–L3 aller Teilnehmenden (n = 416) gemessen. Über den mittleren Nachbeobachtungszeitraum von ca. 3 Jahren unterschieden sich die Ergebnisse nicht signifikant: Unabhängig von der eingenommenen HCT-Dosis (12,5–50 mg/d p.o.) nahm die Knochendichte ähnlich stark ab wie unter Placebo.

Bei der Bewertung dieser Daten sollte u.a. beachtet werden, dass die Knochendichte nur im Bereich der thorakolumbalen Wirbelkörper und zudem nicht osteodensitometrisch untersucht wurde. Außerdem waren wichtige Risikogruppen für Osteoporose (insb. Frauen und ältere Menschen) unterrepräsentiert.

Somit liefert NOSTONE auch keine Evidenz für eine durch HCT positiv beeinflusste Knochendichte. Bedacht werden sollte zudem das unter HCT erhöhte Risiko für nicht-melanozytäre Hauttumoren (NMSC).

  • Post-hoc-Analyse: Christe et al., Hydrochlorothiazide and Bone Mineral Density in Patients with Kidney Stones: A Post-Hoc Analysis of the NOSTONE Trial, Clinical Journal of the American Society of Nephrology [13]

Nachlese: Prävalenz des Post-COVID-Syndroms

Studientelegramm 306-2025-4/4: In der letzten Ausgabe des Studien-Telegramms gaben wir an, dass es nach mind. 5% der COVID-19-Fälle zu einem Post-COVID-Syndrom komme. Die genannte Prävalenz stammt aus der vorgestellten Studie [14], dürfte jedoch die tatsächliche Häufigkeit überschätzen, zumal sich im zeitlichen Verlauf der Pandemie insg. eine rückläufige Prävalenz andeutet (möglicherweise aufgrund von zunehmender Immunität und neuen Virusvarianten).

Die Prävalenz von Long-COVID ist insb. aufgrund methodischer Herausforderungen insg. nur schwer einzuschätzen. Repräsentative kontrollierte Studien mit einem ausreichend langen Follow-up-Zeitraum werden u.a. durch die zunehmende Bevölkerungsimmunität und Impfungen erschwert. Bereits abgeschlossene Studien sind häufig nur eingeschränkt vergleichbar und aussagekräftig (insb. aufgrund sehr heterogener Ergebnisse, unterschiedlicher Krankheitsdefinitionen sowie weiterer methodischer Unterschiede und Schwächen) [15]. Kohortenstudien liefern tendenziell robustere Schätzungen, subjektive Angaben könnten hingegen zu einer Verzerrung beitragen. Das Robert Koch-Institut bietet eine umfassende Aufarbeitung der Daten an [16].

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Ausgabe 305 - 08. März 2025toggle arrow icon

Post-COVID-Syndrom: Kein Benefit durch Plasmapherese

Studientelegramm 305-2025-1/3: Nach einer akuten Infektion mit SARS-CoV-2 kommt es in mind. 5% der Fälle zu einem Post-COVID-Syndrom (Post-COVID-Condition, PCC) mit heterogener Symptomatik sowie teilweise sehr hohem Leidensdruck und Einschränkung der Lebensqualität [17]. Eine effektive Therapie existiert bislang nicht. Als möglicher Behandlungsansatz wurden u.a. extrakorporale Verfahren diskutiert (Plasmapherese oder Lipidapherese), unter der Annahme, dass durch die Elimination proinflammatorischer Substanzen eine Symptomverbesserung erreicht werden kann. Wirksamkeitsnachweise durch klinische Studien existieren hierfür bisher jedoch nicht.

Nun wurde erstmals in einer kleinen randomisierten, doppelt verblindeten und placebokontrollierten Phase-II-Studie die Effektivität der Plasmapherese bei PCC untersucht. Die 50 Teilnehmenden erhielten 1:1-randomisiert entweder eine Plasmapherese oder eine Schein-Plasmapherese mit isotoner Kochsalzlösung (jeweils 6×) und wurden anschließend über 3 Monate untersucht. Primärer Endpunkt war die Sicherheit der Behandlung, als sekundäre Endpunkte wurden u.a. die Besserung der Beschwerden und der Verlauf laborchemischer Parameter definiert.

Die Ergebnisse der Studie fielen ernüchternd aus: Zwar erwies sich die Plasmapherese erwartungsgemäß insg. als sicheres Verfahren, jedoch zeigten sich hinsichtlich der untersuchten klinischen oder laborchemischen Parameter keinerlei Vorteile gegenüber der Scheinprozedur. Bei der Interpretation der Ergebnisse sind u.a. die geringe Studiengröße und die monozentrische Durchführung zu beachten. Insg. wird allerdings deutlich, dass die Effektivität potenziell vorteilhafter Therapieansätze auch bei neuen Krankheitsbildern grundsätzlich erst mit den etablierten Methoden evidenzbasierter Medizin überprüft werden muss.

  • Studie: España-Cueto et al., Plasma exchange therapy for the post COVID-19 condition: a phase II, double-blind, placebo-controlled, randomized trial, Nature Communications [14]

Stimulierende Ergebnisse? Therapie der ADHS im Erwachsenenalter

Studientelegramm 305-2025-2/3: Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) manifestiert sich im Kindes- und Jugendalter und persistiert häufig bis ins Erwachsenenalter. In der erwachsenen Bevölkerung liegt die Prävalenz bei ca. 2–3%. Während die meisten Kinder auf eine Pharmakotherapie ansprechen (ca. 70%), ist die Response-Rate bei Erwachsenen deutlich breiter gestreut (ca. 25–75%). Gleichzeitig ist eine Pharmakotherapie bei Erwachsenen bereits bei leichter Symptomausprägung empfohlen. Aufgrund ihrer sympathomimetischen Wirkung können die Substanzen jedoch u.a. zu kardiovaskulären Nebenwirkungen führen. Die Anzahl an randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs), die insb. nicht-medikamentöse therapeutische Interventionen für ADHS im Erwachsenenalter untersuchen, ist in den letzten Jahren gestiegen. Eine aktuelle Netzwerk-Metaanalyse [18] verglich nun die Wirksamkeit und Akzeptanz von medikamentösen und nicht-medikamentösen Interventionen.

In die Analyse wurden 113 RCTs mit 14.887 Teilnehmenden eingeschlossen. Primäre Endpunkte waren die Therapieakzeptanz (Anteil der Behandlungsabbrüche) sowie die kurzfristige Veränderung der ADHS-Symptomatik im Selbst-Rating und im ärztlichen Rating nach 12 Wochen.

Eine signifikante Verbesserung der ADHS-Symptomatik in Selbst-Rating und ärztlichem Rating (verglichen mit Placebo) zeigte sich in dieser kurzen Zeitspanne nur bei Stimulanzien wie Methylphenidat und Lisdexamfetamin (Selbst-Rating: standardisierte mittlere Differenz [SMD] -0,39; ärztliches Rating: SMD -0,61) sowie bei Atomoxetin (Selbst-Rating: SMD -0,38; ärztliches Rating: -0,51), wobei Atomoxetin schlechter verträglich war. Hinsichtlich nicht-medikamentöser Interventionen divergierten z.T. die Ergebnisse von Selbst-Rating und ärztlichem Rating: Einige Interventionen (bspw. kognitive Verhaltenstherapie) ergaben nur im ärztlichen Rating eine signifikante Symptomverbesserung nach 12 Wochen.

Die Autorinnen und Autoren betonen die Relevanz von sowohl Selbst-Rating als auch ärztlichem Rating, da beide (unterschiedliche) Verzerrungsrisiken bergen. Insg. mangelt es jedoch an langfristigen Daten zu Therapieeffekten. Zukünftige Studien sollten u.a. multimodale Ansätze untersuchen und Effekte auf die Lebensqualität (mittels längerer Untersuchungsdauer) genauer analysieren.

  • Systematisches Review und Netzwerk-Metaanalyse: Ostinelli et al., Comparative efficacy and acceptability of pharmacological, psychological, and neurostimulatory interventions for ADHD in adults: a systematic review and component network meta-analysis, The Lancet Psychiatry [19]

There and back again: Prävention von Atemwegsinfekten durch Vitamin D

Studientelegramm 305-2025-3/3: Wir diskutierten kürzlich anhand der aktuellen Praxisleitlinie der Endocrine Society die Evidenzlage für eine prophylaktische Vitamin-D-Supplementierung (siehe: Studientelegramm 288-2024-1/3). Ein systematisches Review mit Metaanalyse hatte 2021 einen signifikanten präventiven Effekt gegenüber akuten Atemwegsinfektionen gezeigt (Odds Ratio [OR]: 0,92; 95% KI: 0,86–0,99) [20]. Da seitdem einige große randomisiert-kontrollierte Studien (RCTs) erschienen sind, untersuchte das Forschungsteam nun in einem Update die aktuelle Evidenzlage. Dafür wurden aggregierte Daten aus insg. 46 RCTs mit 64.086 Teilnehmenden im Alter von 0–100 Jahren ausgewertet.

Primärer Endpunkt der Analyse war der Anteil der Personen, bei denen im Studienzeitraum mind. eine Atemwegsinfektion auftrat. Unabhängig vom initialen Vitamin-D-Spiegel zeigte sich kein signifikanter Effekt einer Vitamin-D-Supplementierung im Vergleich zu einer Placebogabe (OR: 0,94; 95% KI: 0,88–1,00; n = 61.589) oder einer höher dosierten Vitamin-D-Anwendung im Vergleich zu einer niedrig-dosierten (OR: 0,87; 95% KI: 0,73–1,04; n = 3.047). Stratifizierte Analysen deuteten wie im vorangegangenen Review einen Benefit für die Altersgruppe der 1- bis 15-Jährigen an sowie bei täglicher Vitamin-D-Gabe, Dosisäquivalenten von 400–1.000 IE/d und einer Anwendung über max. 12 Monate. In einer multivariaten Meta-Regressionsanalyse konnte dagegen kein Einfluss dieser Faktoren nachgewiesen werden.

Die Ergebnisse stellen somit den Nutzen einer prophylaktischen Vitamin-D-Supplementierung zur Verhinderung von Atemwegsinfektionen infrage und untermauern einen zurückhaltenden Einsatz insb. in der gesunden (erwachsenen) Allgemeinbevölkerung. Bis zum Vorliegen weiterer Evidenz empfehlen wir die Lektüre unserer Studien-Telegramme zum Thema (siehe: Studientelegramme zu Vitaminen).

  • Systematisches Review und Metaanalyse: Jolliffe et al., Vitamin D supplementation to prevent acute respiratory infections: systematic review and meta-analysis of stratified aggregate data, The Lancet – Diabetes & Endocrinology [21]
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Ausgabe 304 - 22. Februar 2025toggle arrow icon

Obinutuzumab: Neue REGENCY bei Lupusnephritis?

Studientelegramm 304-2025-1/3: Die positiven Ergebnisse der Phase-III-Studie REGENCY, in der die Effektivität des Anti-CD20-Antikörpers Obinutuzumab bei der Behandlung der Lupusnephritis untersucht wurde, hatten wir bereits im Studientelegramm 295-2024-2/3 angekündigt. Zuvor war in der Phase-II-Studie NOBILITY ein signifikanter Vorteil dieses Wirkstoffs im Vergleich zur immunsuppressiven Standardtherapie gezeigt worden. Die Ergebnisse von REGENCY wurden nun publiziert.

In diese multizentrische, randomisiert-kontrollierte und doppelt verblindete Studie wurden 271 Personen mit proliferativer Lupusnephritis eingeschlossen. Die Teilnehmenden erhielten zusätzlich zur Standardtherapie (Mycophenolat-Mofetil und Prednison) entweder Obinutuzumab oder ein Placebo. Primärer Endpunkt war die komplette renale Remission nach 76 Wochen, definiert als Protein-Kreatinin-Ratio <0,5 g/g im 24-h-Sammelurin, eGFR ≥85% des Ausgangswertes und fehlende interkurrente Ereignisse (Rescue-Therapie, Therapieversagen, Tod oder früher Studienabbruch).

Die komplette renale Remission wurde signifikant häufiger in der Obinutuzumab-Gruppe im Vergleich zur Placebogruppe erreicht (46,4 vs. 33,1%; adjustierte Differenz: 13,4%; 95% KI: 2,0–24,8%; p = 0,02). Vergleichbare Vorteile zeigten sich auch hinsichtlich der sekundären Endpunkte Verminderung der Proteinurie und komplette renale Remission mit Reduktion der Prednison-Dosis. Erwartungsgemäß kam es in der Interventionsgruppe zu mehr Infektionen (schwere Infektionen bei 15,4% vs. 6,8% in der Placebogruppe) und Neutropenien (12,5% vs. 3,8%).

Obinutuzumab könnte somit in Zukunft eine neue, hoffnungsvolle Option in der Therapie der Lupusnephritis darstellen. Weitere Studien sind jedoch notwendig, um diese Ergebnisse zu untermauern.

REGENCY wurde von F. Hoffmann-La Roche finanziert.

  • Studie: Furie et al., Efficacy and Safety of Obinutuzumab in Active Lupus Nephritis, NEJM. [22]

Tirzepatid: Kardialer Schlankmacher?

Studientelegramm 304-2025-2/3: Adipositas ist ein wichtiger Risikofaktor für Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF). Sie wird bei HFpEF als eigenständiger Phänotyp angesehen, mit einem vergleichsweise stärkeren konzentrischen kardialen Remodeling und mehr epikardialem Fettgewebe. Die SUMMIT-Studie konnte als erste randomisiert-kontrollierte Studie mit objektiv messbaren klinischen Endpunkten einen prognostischen Benefit für die Gabe des dualen GIP/GLP1-Rezeptor-Agonisten Tirzepatid bei HFpEF und Adipositas nachweisen (siehe: Studientelegramm 299-2024-1/3).

In einer Subgruppenanalyse der Studie wurden die Therapieeffekte auf die kardiale Struktur und Funktion anhand der MRT-Befunde von 106 Personen untersucht. Unter der Therapie mit Tirzepatid (bis zu 15 mg s.c. einmal wöchentlich; n = 50) reduzierte sich verglichen mit einem Placebo (n = 56) nach 52 Wochen die linksventrikuläre Masse um 11 g (95% KI: 4–19 g; p = 0,004) und das epikardiale Fettgewebe um 45 mL (95% KI: 22–69 mL; p <0,001). Die Reduktion der linksventrikulären Masse korrelierte dabei mit der Veränderung des Körpergewichts sowie tendenziell mit der des Taillenumfangs und des Blutdrucks.

Es ist somit anzunehmen, dass der kardiale Benefit von Tirzepatid u.a. durch diese direkten Effekte auf das Herz vermittelt wird. Eine Diskussion der Ergebnisse von SUMMIT findet sich auch bei MARKUS@HOMe.

SUMMIT wurde durch Eli Lilly and Company finanziert.

  • Studie: Kramer et al., Tirzepatide Reduces LV Mass and Paracardiac Adipose Tissue in Obesity-Related Heart Failure: SUMMIT CMR Substudy, Journal of the American College of Cardiology. [23]

Yay or Nay? Nephrektomie bei ADPKD

Studientelegramm 304-2025-3/3: Die autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD) ist die häufigste hereditäre Nierenerkrankung. In beiden Nieren bilden sich dabei zahlreiche Zysten, deren Wachstum das Nierengewebe komprimiert und die Nierenfunktion beeinträchtigt. Viele Betroffene benötigen im Krankheitsverlauf eine Nierenersatztherapie. Die Nierentransplantation ist eine potenziell kurative Therapieoption. Häufig werden vorher, gleichzeitig oder anschließend eine oder beide erkrankten Nieren entfernt, insb. um Komplikationen der ADPKD zu verhindern oder Platz für das Transplantat zu schaffen. Für die Auswahl geeigneter Personen, den günstigsten Zeitpunkt einer Nephrektomie und die optimale Operationstechnik gibt es allerdings keine evidenzbasierten Empfehlungen.

Die European Renal Association (ERA) veröffentlichte nun nach umfassender systematischer Literaturrecherche Konsensusempfehlungen zu diesem Thema. Geeignete Personen sollten im Rahmen einer partizipativen Entscheidungsfindung nach multidisziplinärer Abstimmung ausgewählt werden. Eine Nephrektomie vor der Transplantation sollte nicht routinemäßig erfolgen, sondern Komplikationen der ADPKD (insb. rezidivierenden Zysteninfektionen oder -blutungen) und anatomischen Indikationen vorbehalten bleiben. Aufgrund des Komplikationsrisikos sollte nach Möglichkeit eher eine uni- als eine bilaterale Nephrektomie angestrebt werden. Neben einer operativen (bevorzugt laparoskopischen) Nephrektomie kann auch eine Nierenarterienembolisation erwogen werden. Insg. sollte die Indikation zur Nephrektomie stets individuell und nicht zu liberal gestellt werden. Die verbleibende Funktion der erkrankten Nieren sollte bestmöglich genutzt werden. Das Volumen polyzystischer Nieren nimmt zudem i.d.R. ab, sobald die chronische Nierenerkrankung das Stadium G5 erreicht hat.

  • Consensus Statement: Geertsema et al., Nephrectomy in Autosomal Dominant Polycystic Kidney Disease: A consensus statement of the ERA Genes & Kidney Working Group, Nephrology Dialysis Transplantation. [24]
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Ausgabe 303 - 08. Februar 2025toggle arrow icon

Lipoprotein (a): Nicht in Stein gemeißelt

Studientelegramm 303-2025-1/3: Ein erhöhtes Lipoprotein (a) (Lp(a) ≥50 mg/dL oder ≥125 nmol/L) gilt als wichtiger Risikofaktor für die Entstehung und Progression atherosklerotischer kardiovaskulärer Erkrankungen. Die individuellen Lp(a)-Spiegel sind überwiegend genetisch determiniert, weshalb zur Risikostratifizierung derzeit eine einmalige Bestimmung im Leben als ausreichend angesehen wird. Bislang gab es jedoch nur wenige Daten zur intraindividuellen Variabilität der Lp(a)-Spiegel.

Nun wurden Daten aus der Placebogruppe der OCEAN(a)-DOSE-Studie (siehe auch: Studientelegramm 243-2022-1/3) analysiert, um die individuellen Spiegelschwankungen im zeitlichen Verlauf zu untersuchen. Bei 53 Personen mit Hyperlipoproteinämie (a) >150 nmol/L wurden über einen medianen Follow-up-Zeitraum von 1,7 Jahren im Median 16-mal die Lp(a)-Werte gemessen. Verglichen mit dem mittleren individuellen Lp(a)-Spiegel zeigte sich dabei eine mediane Abweichung von 16,4 nmol/L (1.–3. Quartil: 7,3–30,1 nmol/L; maximale Abweichung: 135 nmol/L). Bei 53% der Teilnehmenden ließen sich bei ≥1 Lp(a)-Messung Schwankungen von ≥50 nmol/L beobachten. Die intraindividuelle Variabilität über alle Messungen hinweg betrug 10%.

Diese Ergebnisse stellen die aktuellen Empfehlungen zur Lp(a)-Messung infrage, insb. wenn davon Therapieentscheidungen abhängen. Beachtet werden sollte allerdings, dass die Stichprobe relativ klein war. Zudem wurden nur Personen mit Lp(a)-Spiegeln >150 nmol/L untersucht. Im Alltag müssen aber überwiegend niedrigere Werte beurteilt werden. Der Nutzen wiederholter Messungen in diesem Fall bleibt unklar.

  • Brief Report: Gaba et al., Intraindividual Variability in Serial Lipoprotein(a) Concentrations Among Placebo-Treated Patients in the OCEAN(a)-DOSE Trial, Journal of the American College of Cardiology. [25]

Licht und Schatten: Vitamin D bei CKD

Studientelegramm 303-2025-2/3: Ein Vitamin-D-Mangel wird bei chronischer Niereninsuffizienz (CKD) häufig beobachtet, die klinische Bedeutung dieses Befundes ist jedoch umstritten. Beobachtungsstudien suggerieren zwar negative gesundheitliche Folgen (bspw. ein erhöhtes Risiko kardiovaskulärer Ereignisse und eine erhöhte Mortalität), entsprechende Vorteile einer Vitamin-D-Substitution konnten allerdings bisher nicht nachgewiesen werden (mit Ausnahme positiver Effekte bzgl. eines sekundären Hyperparathyreoidismus und des Frakturrisikos). Dennoch veröffentlichten die European Renal Association und die European Society for Paediatric Nephrology nun ein Konsensuspapier mit konkreten Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie des Vitamin-D-Mangels bei CKD im Kindes- und Erwachsenenalter.

Ab KDIGO-Stadium G2 wird darin eine jährliche Kontrolle des Calcidiol-Spiegels empfohlen (idealerweise mittels Tandem-Massenspektrometrie, da bei Immunoassays häufiger falsch-niedrige Ergebnisse auftreten). Bei Calcidiol-Spiegeln ≤75 nmol/L sollte Cholecalciferol substituiert werden. Das Dosisintervall kann dabei individuell festgelegt werden (täglich bis monatlich), die Einzeldosen sollten jedoch 100.000 IE nicht überschreiten. Erwachsene benötigen zunächst 5.000–7.000 IE/d p.o. (Kinder 3.000–7.000 IE/d p.o.) für 3 Monate, anschließend genügen 2.000 IE/d (bei Kindern gewichtsadaptiert 1.000–2.000 IE/d). Bei Calcidiol-Spiegeln >150 nmol/L sollte nicht weiter substituiert werden.

Zu berücksichtigen ist jedoch die schwache Evidenzgrundlage der Empfehlungen und das Risiko einer unnötigen Polypharmakotherapie.

  • Consensus Statement: Jørgensen et al., The role of nutritional vitamin D in CKD-MBD in children and adults with CKD, on dialysis and after kidney transplantation – a European consensus statement, Nephrology Dialysis Transplantation. [26]

Podozytopathien: No more poking around?

Studientelegramm 303-2025-3/3: Der Nachweis von Anti-Nephrin-Autoantikörpern bei vielen Personen mit Podozytopathien – insb. mit Minimal Change Disease (MCD) und fokal-segmentaler Glomerulosklerose (FSGS) – hat das pathophysiologische Verständnis dieser Erkrankungen revolutioniert und neue diagnostische Möglichkeiten aufgezeigt (siehe auch: Studientelegramm 286-2024-2/3). Die Diagnose wird bisher i.d.R. anhand einer Nierenbiopsie gestellt. Allerdings lässt sich dabei die Ätiologie häufig nicht sicher klären, weshalb unspezifische Therapieoptionen gewählt werden (insb. Glucocorticoide oder andere Immunsuppressiva).

Eine italienische Arbeitsgruppe identifizierte anhand von 116 Nierenbiopsien von Personen mit MCD oder FSGS neben Nephrin nun weitere potenzielle Autoantigene (insb. Podocin und Kirrell1). Autoantikörper gegen diese Proteine des podozytären Schlitzdiaphragmas ließen sich bei einer Kohorte von 66 Personen mit idiopathischem nephrotischen Syndrom in 18% (Podocin) bzw. 5% der Fälle (Kirrell1) nachweisen. Der serologische Nachweis gelang im Vergleich zu einem histologischen mit hoher Sensitivität und Spezifität. Darüber hinaus korrelierte der Serumspiegel (bei einer kleinen untersuchten Personengruppe) auch mit der Krankheitsaktivität.

Der Nachweis von Autoantikörpern könnte somit zukünftig eine weniger invasive Diagnostik ermöglichen (Verzicht auf eine initiale Nierenbiopsie) und zudem dabei helfen, Fälle mit autoimmuner Genese zu identifizieren, die von einer immunsuppressiven Therapie profitieren. Bei anderen Formen (bspw. genetische, toxische oder infektiöse Genese) ist eine immunsuppressive Therapie i.d.R. nicht wirksam.

  • Research Letter: Raglianti et al., Anti-slit Antibodies against Podocin and Kirrel1 in Pediatric and Adult Podocytopathies, Journal of the American Society of Nephrology. [27]
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Ausgabe 302 - 25. Januar 2025toggle arrow icon

Unter der Lupe: Antivirale Therapie bei Influenza

Studientelegramm 302-2025-1/3: In Deutschland kommt es jährlich bei ca. 5–20% der Bevölkerung zu einer Influenza-Infektion. Die Zahl der Todesfälle schwankt je nach Saison (einige 100 bis zu >25.000 in der Grippesaison 2017/2018, weltweit bis zu 650.000 pro Jahr). Zwar existiert eine WHO-Leitlinie [28] zur (antiviralen) Therapie der Influenza, die Evidenz für die gezielte Pharmakotherapie ist jedoch insg. sehr gering.

Die Frage nach der optimalen antiviralen Therapie untersuchte nun ein großes systematisches Review mit einer Netzwerk-Metaanalyse [29]. Eingeschlossen wurden 73 randomisiert-kontrollierte Studien mit insg. 34.332 Teilnehmenden, die an einer nicht-schwerwiegenden Influenza erkrankt waren. In den Studien wurden direkt antiviral wirkende Medikamente (zumeist Oseltamivir) mit einem Placebo, der Standardtherapie oder miteinander hinsichtlich klinischer Endpunkte verglichen (u.a. Mortalität, Hospitalisierungen, Symptomdauer).

Lediglich für Baloxavir zeigten sich mögliche positive Effekte: Krankenhauseinweisungen wurden bei Hochrisikopersonen numerisch reduziert (Risikodifferenz: -16 pro 1.000; 95% KI: -20 bis +4; verglichen mit -4 pro 1.000 durch Oseltamivir), die Evidenzqualität war hierfür allerdings gering. Zudem verkürzte der Wirkstoff die Zeit bis zur Symptombesserung um ca. 1 Tag (95% KI: -1,41 bis -0,63 Tage). In ca. 10% der Fälle war die Baloxavir-Therapie jedoch mit einer Resistenzentwicklung assoziiert. Alle anderen antiviralen Wirkstoffe zeigten dagegen keine oder allenfalls geringfügige Vorteile, Oseltamivir erhöhte darüber hinaus die Zahl unerwünschter Ereignisse.

Bei der Bewertung der Ergebnisse ist u.a. zu beachten, dass die Ereignisraten für manche Endpunkte sehr niedrig waren und die eingeschlossenen Studien möglicherweise diesbezüglich keine ausreichende statistische Power hatten. Dennoch weist die ernüchternde Bilanz dieses Reviews auf die notwendige Entwicklung neuer, effektiverer Influenza-Therapieoptionen hin. Auch primärpräventive Maßnahmen sollten angesichts der nur mäßigen Impfquote verbessert werden.

  • Studie: Gao et al., Antiviral Medications for Treatment of Nonsevere Influenza, JAMA Internal Medicine. [30]

Anti-Nephrin-Antikörper: Schuldig im Sinne der Anklage

Studientelegramm 302-2025-2/3: Wir berichteten bereits darüber, dass Anti-Nephrin-Antikörper mit dem Auftreten von Minimal Change Disease (MCD) und fokal-segmentaler Glomerulosklerose (FSGS) assoziiert sind (siehe auch: Studientelegramm 286-2024-2/3). Dieselbe Studiengruppe veröffentlichte nun eine tierexperimentelle Arbeit, um die Pathogenität humaner Anti-Nephrin-Autoantikörper nachzuweisen.

Hierfür wurden IgG-Antikörper einer 71-jährigen Frau mit nephrotischem Syndrom und mittels Nierenbiopsie nachgewiesener MCD isoliert und auf ein Kaninchen transferiert („Anti-Nephrin-Antikörper-Kaninchen“). Bei der Patientin konnten zuvor Anti-Nephrin-Autoantikörper nachgewiesen werden, deren Titer mit der Krankheitsaktivität korrelierte. Ein weiteres Kaninchen („Kontrollkaninchen“) erhielt IgG-Antikörper einer gesunden Kontrollperson. Nach 5 Tagen ließen sich bei dem Anti-Nephrin-Antikörper-Kaninchen zirkulierende Anti-Nephrin-IgG-Antikörper, humanes IgG an der glomerulären Filtrationsbarriere und eine Verkleinerung der Podozytenfußfortsätze nachweisen. Zudem trat eine progrediente Proteinurie auf. Ein Hinweis auf eine Serumkrankheit ergab sich dabei nicht. Beim Kontrollkaninchen hingegen wurden keine dieser Veränderungen beobachtet.

Diese Ergebnisse untermauern die angenommene Pathogenität von Anti-Nephrin-Antikörpern und stärken die Annahme, dass gezielte Therapieansätze (insb. gegen ursächliche Autoantikörper und autoreaktive B-Zellen) entwickelt werden können.

  • Studie: Hengel et al., Passive transfer of patient-derived anti-nephrin autoantibodies causes a podocytopathy with minimal change lesions, The Journal of Clinical Investigation. [31]

Ausblick: ACC-Jahreskongress 2025

Studientelegramm 302-2025-3/3: Kurz nach Beginn des neuen Jahres wirft bereits das erste große kardiologische Highlight seinen Schatten voraus: Vom 29.–31. März findet der 25. Jahreskongress des American College of Cardiology (ACC) in Chicago statt. Auch in diesem Jahr werden wir wieder die wichtigsten Studien im Studien-Telegramm sowie bei MARKUS@HOMe [32] vorstellen und diskutieren. Das wissenschaftliche Kongressprogramm der „Late-Breaker“ wurde kürzlich bekannt gegeben.

Mit Spannung erwartet werden u.a. die Ergebnisse von FAIR-HF2 [33], einer großen Wirksamkeitsstudie zum Einsatz von intravenösem Eisen bei Herzinsuffizienz. Über die Initiierung von API-CAT berichteten wir bereits im Studientelegramm 272-2023-2/3 und bei MARKUS@HOMe [32]. In dieser europäischen Studie wurde die Effektivität und Sicherheit von Apixaban bei Personen mit tumorassoziierter venöser Thromboembolie untersucht.

Schon jetzt freuen wir uns auf einen spannenden Kongress!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Ausgabe 301 - 11. Januar 2025toggle arrow icon

Let’s start the year with PURPOSE!

Studientelegramm 301-2025-1/3: Trotz einer insg. gesunkenen Inzidenz von HIV-Infektionen infizieren sich weltweit noch immer etwa 1,3 Mio. Menschen jährlich. Steigende Inzidenzraten werden bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), non-binären und Transgender-Personen beobachtet. Zwar ist eine wirksame Präexpositionsprophylaxe (PrEP) mit Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil (F/TDF) etabliert, allerdings erfordert diese eine zuverlässige tägliche Einnahme. Weltweit betrachtet wird die PrEP (insb. von Frauen) weiterhin wenig genutzt und die Adhärenz ist gering. 2 große randomisierte, aktiv kontrollierte, doppelblinde Studien des Vorjahres untersuchten daher die Effektivität einer PrEP mit Lenacapavir bei Cisgender-Frauen, MSM und Gender-diversen Personen. Lenacapavir ist ein langwirksamer Kapsid-Inhibitor, der nur alle 6 Monate subkutan appliziert werden muss.

In PURPOSE 1 wurden 5.338 HIV-negative, sexuell aktive Cisgender-Frauen im Alter von 16–26 Jahren in Südafrika und Uganda eingeschlossen. Die Teilnehmerinnen wurden entweder auf eine der beiden Interventionsgruppen mit Lenacapavir (2× jährlich s.c. plus 2 orale Aufsättigungsdosen) bzw. Emtricitabin/Tenofoviralafenamid (F/TAF, 1× täglich p.o.) oder die Kontrollgruppe mit F/TDF (1× täglich p.o.) randomisiert. Alle Gruppen erhielten zur Verblindung ergänzend ein Placebo.

Insg. kam es zu 55 HIV-Neuinfektionen, davon 39 unter F/TAF und 16 unter F/TDF. Unter Lenacapavir trat hingegen keine HIV-Infektion auf. Daraus ergab sich eine signifikant geringere Inzidenzrate im Vergleich zu F/TDF (0/100 Personenjahre vs. 1,69; Inzidenzratenverhältnis (IRR) 0,00; 95% KI: 0,00–0,10; p <0,001) und zur Screeningpopulation (Basis-Inzidenzrate: 2,41; IRR: 0,00; 95% KI: 0,00–0,04; p <0,001). Unter F/TAF zeigte sich dagegen kein signifikanter Unterschied der HIV-Inzidenzrate (2,02/100 Personenjahre) zur Kontrollgruppe (F/TDF) oder zur Basis-Inzidenzrate in der Screeningpopulation. Die Adhärenz bei oraler PrEP (laborchemisch ermittelt) war insg. gering und die aufgetretenen HIV-Infektionen waren erwartungsgemäß mit einer geringen Adhärenz assoziiert.

In der internationalen Studie PURPOSE 2 wurden 3.265 HIV-negative männliche (Cis-Gender), non-binäre und Transgender-Personen ≥16 Jahre untersucht, die ungeschützten rezeptiven Analverkehr mit Männern hatten. Die Teilnehmenden wurden entweder auf Lenacapavir oder F/TDF randomisiert. Insg. traten 11 HIV-Neuinfektionen auf, davon 2 in der Lenacapavir- und 9 in der Kontrollgruppe. Die Inzidenzrate unter Lenacapavir (0,10/100 Personenjahre) war wie in PURPOSE 1 signifikant geringer als unter F/TDF (Inzidenzrate: 0,93; IRR: 0,11; 95% KI: 0,02–0,51; p = 0,002) sowie im Vergleich zur Screeningpopulation (Basis-Inzidenzrate: 2,37; IRR: 0,04; 95% KI: 0,01–0,18; p <0,001). Bei beiden unter Lenacapavir aufgetretenen HIV-Infektionen wurde eine N74D-Kapsid-Resistenzmutation nachgewiesen, die die Wirksamkeit des Medikaments beeinträchtigen könnte.

Keine der Studien ergab Sicherheitsbedenken bezüglich der Anwendung von Lenacapavir. Aufgrund der positiven Ergebnisse wurden beide Studien vorzeitig beendet. Alle Teilnehmenden erhielten jedoch das Angebot einer weiteren PrEP mit Lenacapavir unter fortgesetztem Monitoring, wodurch u.a. eine mögliche Resistenzentwicklung oder verzögerte Serokonversion unter Lenacapavir untersucht werden soll.

Trotz der eindrucksvollen Ergebnisse stellen insb. die erheblichen Kosten [34] von Lenacapavir (ca. 43.000 $ jährlich in den USA) im Vergleich zu F/TDF (ca. 50 $ jährlich in Südafrika) aktuell noch ein erhebliches Hindernis für eine breite Anwendung dar.

PURPOSE 1 und PURPOSE 2 wurden von Gilead Sciences finanziert.

  • Studie 1, PURPOSE 1: Bekker et al., Twice-Yearly Lenacapavir or Daily F/TAF for HIV Prevention in Cisgender Women, NEJM [35]
  • Studie 2, PURPOSE 2: Kelley et al., Twice-Yearly Lenacapavir for HIV Prevention in Men and Gender-Diverse Persons, NEJM [36]

Rückblick 2024 – unsere Studien des Jahres

Studientelegramm 301-2025-2/3: Mit einem Panel nationaler Expertinnen und Experten aus Nephrologie und Kardiologie diskutierte das MARKUS@HOMe-Team rund um die Weihnachtsfeiertage die aus unserer Sicht wichtigsten kardiologischen und nephrologischen Studien des Jahres in 3 Online-Vorträgen (Kardiologie/Lipidologie [37], Nephrologie/Hypertensiologie Teil I [38] und Teil II [39]). Daraus wurde in beiden Fachdisziplinen die bedeutendste Studie 2024 ausgewählt: Für die Kardiologie SUMMIT, die den prognostischen Benefit von Tirzepatid bei Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF) aufzeigte (siehe auch: Studientelegramm 299-2024-1/3); für die Nephrologie FLOW, die bei Personen mit Diabetes mellitus Typ 2 und chronischer Nierenerkrankung mit hohem Progressionsrisiko signifikante Vorteile von Semaglutid nachwies (siehe auch: Studientelegramm 286-2024-1/3). Somit belegten ein dualer GIP/GLP1-Rezeptor-Agonist und ein GLP1-Analogon die ersten Ränge.

Wir laden alle Kolleginnen und Kollegen ein, der Diskussion bei MARKUS@HOMe [32] zu folgen und sich zur Lektüre der Publikationen anregen zu lassen.

  • Studie 1, Kardiologische Studie des Jahres 2024: Packer et al., Tirzepatide for Heart Failure with Preserved Ejection Fraction and Obesity, NEJM [40]
  • Studie 2, Nephrologische Studie des Jahres 2024: Perkovic et al., Effects of Semaglutide on Chronic Kidney Disease in Patients with Type 2 Diabetes, NEJM [41]

SWEETSTONE: Sweet Idea!

Studientelegramm 301-2025-3/3: Weltweit steigt die Prävalenz von Nierensteinen seit Jahren an; in Deutschland beträgt sie über das gesamte Leben rund 5%. Neben der Akutsymptomatik im Rahmen eines Steinabgangs kann es zu schwerwiegenden Komplikationen kommen. Rezidive einer Nephrolithiasis sind häufig (30–80% innerhalb von 10 Jahren), eine wirksame medikamentöse Sekundärprophylaxe ist jedoch bislang nicht etabliert. Wir berichteten diesbezüglich bereits über die negativen Ergebnisse der NOSTONE-Studie mit Hydrochlorothiazid (siehe: Studientelegramm 258-2023-1/3). Da mehrere Studien suggerierten, dass SGLT2-Inhibitoren die Häufigkeit einer Nephrolithiasis verringern könnten, wurde daraufhin die SWEETSTONE-Studie initiiert, in der erstmals prospektiv der sekundärprophylaktische Effekt von Empagliflozin bei Personen mit Nephrolithiasis untersucht wurde.

In dieser monozentrischen randomisierten, placebokontrollierten, doppelt verblindeten Studie erhielten 53 Erwachsene mit calcium- oder harnsäurehaltigen Nierensteinen (ohne Diabetes mellitus) im Cross-over-Design entweder Empagliflozin (25 mg/d) und anschließend ein Placebo oder zunächst ein Placebo und nachfolgend Empagliflozin (jeweils über 14 Tage, unterbrochen von einer Auswaschphase von 2–6 Wochen). Als primärer Endpunkt wurde die relative Übersättigungs-Ratio im 24-h-Sammelurin (Relative Supersaturation Ratio, RSR) für Calciumoxalat (CaOx), Calciumphosphat (CaP) und Harnsäure (UA) definiert. Die Ausscheidungsprodukte CaOx, CaP und UA begünstigen bei Übersättigung im Urin die Steinbildung, weshalb die RSR dieser Produkte ein wichtiger Surrogatmarker für das Risiko eines Nierensteinrezidivs ist. Unter Empagliflozin zeigte sich eine signifikante Reduktion der RSR für CaP um 36% bei Personen mit calciumhaltigen Nierensteinen (95% KI: -48 bis -21%; p <0,001), und für UA um 30% bei Personen mit harnsäurehaltiger Nephrolithiasis (95% KI: -44 bis -12%; p = 0,002). Die RSR der jeweils anderen Ausscheidungsprodukte veränderte sich dagegen nicht signifikant.

Ob sich eine ausschließliche RSR-Reduktion für CaP auch auf das Rezidivrisiko für reine Calciumoxalat-Steine auswirkt, bleibt ungeklärt. Bei der Bewertung der Ergebnisse ist weiterhin zu beachten, dass nur eine kleine Kohorte untersucht wurde und die Therapiedauer sehr kurz war. Dennoch unterstreicht SWEETSTONE die potenzielle Bedeutung von SGLT2-Inhibitoren in der Sekundärprophylaxe der Nephrolithiasis.

  • Studie: Anderegg et al., Empagliflozin in nondiabetic individuals with calcium and uric acid kidney stones: a randomized phase 2 trial, Nature Medicine [42]
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Probiere die Testversion aus und erhalte 30 Tage lang unbegrenzten Zugang zu über 1.400 Kapiteln und +17.000 IMPP-Fragen.
disclaimer Evidenzbasierte Inhalte, von festem ärztlichem Redaktionsteam erstellt & geprüft. Disclaimer aufrufen.