Zusammenfassung
Die Diagnose einer onkologischen Erkrankung ist für Betroffene oft schwer zu verkraften und kann zu einem Schock, Ängsten, depressiven Verstimmungen und einer tiefgreifenden Lebenskrise führen. Je nach Art des Tumors können neben der operativen Entfernung auch eine Chemo- und/oder Strahlentherapie notwendig sein. Da jede Krebserkrankung individuell verläuft, braucht es einen speziell abgestimmten Therapieplan, der insb. in fortgeschrittenen Stadien auch palliative Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität beinhalten kann.
Neben körperlichen Beschwerden (wie bspw. Übelkeit), die mit Antiemetika behandelt werden können, ist auch die seelische und psychologische Begleitung der Patient:innen essenziell. Symptome wie Haarausfall, Müdigkeit, Obstipation, ungewollter Gewichtsverlust und eine erhöhte Infektionsanfälligkeit können das Selbstwertgefühl und die Lebensfreude stark beeinträchtigen. Daher ist ein umfassender, ganzheitlicher Behandlungsansatz in der Pflege und Medizin von großer Bedeutung.
Für weitere Informationen siehe auch:
Allgemeine Pflege bei onkologischen Erkrankungen
Beobachten/Überwachen
- Vitalparameter
- Atemfrequenz
- Herzfrequenz
- Blutdruck
- Temperatur
- Ernährungszustand: Screening auf Mangelernährung, siehe auch: AMBOSS-Pflegewissen: Mangelernährung
- Spezifische Symptome der jeweiligen Tumorerkrankung
- Mögliche Folgen der Tumortherapie
- Anämie
- Neutropenie (Infektanfälligkeit↑)
- Thrombozytopenie (Blutungsneigung↑)
- Übelkeit und Erbrechen
- Diarrhö
- Orale Mukositis
- Hautveränderungen
- Polyneuropathie (Risiko für Stürze↑)
- Osteoporose (Risiko für pathologische Frakturen↑)
- Gewebeschädigung durch Paravasation
- Paraneoplastische Syndrome (insb. B-Symptomatik)
- Ausscheidungen, insb.
- Blutbeimengungen in Urin und/oder Stuhlgang sowie Teerstuhl
- Anzeichen auf Harnwegsinfekte
- Obstipation
- Psychische Verfassung: Auf Anzeichen psychischer Belastung achten
- Siehe auch: Supportive Therapie bei onkologischen Erkrankungen
Bei Personen mit onkologischer Erkrankung muss mit einer erhöhten Infektanfälligkeit sowie einer erhöhten Blutungsneigung gerechnet werden!
Leiden Betroffene mit erhöhter Blutungsneigung zusätzlich unter Hypertonie, kann dies zu einer intrazerebralen Blutung führen!
Hygiene
- Insb. bei Immunsuppression oder erhöhter Infektanfälligkeit: Schutz der Patient:innen durch Hygienemaßnahmen
- Siehe auch: Pflege bei Infektanfälligkeit
Medikamentöse Therapie
- Wesentliche Ziele
- Begrenzung des Tumorwachstums
- Chemotherapie
- Antihormontherapie
- Antikörpertherapie
- Erhalt der Lebensqualität
- Behandlung tumorbedingter Symptome
- Supportive Therapie bei Chemo- bzw. Strahlentherapie
- Begrenzung des Tumorwachstums
- Typische Wirkstoffgruppen
Mobilisation/Bewegung
- Mobilisationsförderung
- Angepasst an Allgemeinzustand der Betroffenen
- Aktive und passive Bewegungsübungen
- Frakturgefahr bei Knochenmetastasen beachten
- Vermittlung zur Sport- und Bewegungstherapie
- Ausdauertraining
- Kraftsport
- Sensomotoriktraining
Prophylaxen
- Allgemeine Maßnahmen
- Thromboseprophylaxe
- Pneumonieprophylaxe
- Sturzprophylaxe
- Infektionsprophylaxe
- Siehe auch: Nicht-medikamentöse supportive Therapie bei onkologischen Erkrankungen
- Spezielle Maßnahmen bei Tumortherapie: Prophylaxe bzw. Behandlung typischer Komplikationen
- Spezielle Maßnahmen bei Blutungsneigung
- Keine gerinnungshemmenden Medikamente verabreichen
- Keine medizinischen Thromboseprophylaxestrümpfe
- Menstruationsblutung ggf. medikamentös unterdrücken
- Siehe auch: AMBOSS-Pflegewissen: Pflege und Beratung bei Blutungsneigung
- Prophylaxe vor Hautschäden: Neben der allgemeinen Hautpflege, insb. bei Tumortherapie
- Druckstellen vermeiden
- Reibende und einengende Kleidung vermeiden
- Vollbäder, Schwimmen und Saunabesuche vermeiden
- UV-Schutz gewährleisten
Körperpflege
- Hautpflege
- Mundpflege: Gründliche Mundpflege, angepasst an Zustand der Betroffenen
- Nagelpflege: Nägel kurz halten (Infektions- und Verletzungsgefahr↓)
- Planung der Pflegeinterventionen: Bedürfnisse der Betroffenen nach Ruhe und Schlaf beachten
Eine sorgfältige Haut- und Perianalpflege kann dazu beitragen, Infektionen zu verhindern!
Ernährung
- Allgemeine Prinzipien
- Ausgewogene Ernährung anstreben
- Nahrung an die individuellen Vorlieben der Patient:innen anpassen
- Unverträglichkeiten beachten
- Regelmäßig überprüfen, ob Nahrungsaufnahme ausreichend ist
- Vorsicht bei würzigen, fettigen oder süßen Speisen
- Ggf. hochwertige Ergänzungsnahrung oder parenterale Ernährung
- Bei erhöhter Infektanfälligkeit auf potenziell kontaminiertes Essen verzichten
- Bei (V.a.) Mangelernährung, siehe auch: AMBOSS-Pflegewissen: Mangelernährung
- Besonderheiten bei Übelkeit und Erbrechen
- Unangenehme Gerüche vermeiden
- Hohe Raumtemperatur vermeiden und regelmäßig für Frischluftzufuhr sorgen
- Leichte Kost bevorzugen (statt fettreichem Essen)
- Kleine Portionen anbieten und langsam essen lassen
- Ingwertee und Zitronen- oder Pfefferminzbonbons zur Symptomlinderung anbieten
- Hilfsmittel wie Spuckbeutel und Taschentücher bereithalten (außer Sichtweite)
- Heilfasten und „Krebsdiäten“: Kein nachgewiesener Nutzen bei onkologischen Erkrankungen
- Hintergrund: (Alternativ‑)Medizinische Konzepte, nach denen eine „fehlerhafte“ Ernährung zu Tumorwachstum führt
- Verbreitete Varianten: Breuß-Krebskur-Total, Öl-Eiweiß-Kost nach Budwig, Gerson-Diät, kohlenhydratarme bzw. ketogene Kost
- Risiko: Mangelernährung, Gewichtsverlust → Verschlechterung der Prognose
Heilfasten und sog. „Krebsdiäten“ haben bei onkologischen Erkrankungen keinen nachgewiesenen Nutzen und können zu Mangelernährung und Gewichtsverlust führen!
Spezielle Kommunikation und Beratung
- Allgemeine Prinzipien
- Gesprächsbereitschaft signalisieren
- Mitgefühl für Situation und Verständnis für Verhalten zeigen
- Vertrauensvolle Beziehung aufbauen, Mut machen
- Möglichkeiten zur Stressbewältigung bzw. zur Steigerung des Wohlbefindens aufzeigen, bspw.
- Ablenkung
- Entspannungsübungen
- Aromatherapie
- Musik oder Fernsehprogramme
- Angehörige unterstützen
- Siehe auch: Psychoonkologie
- Mögliche Vermittlungsangebote
- Palliative Therapie / Hospiz
- Selbsthilfegruppen
- Psychotherapeutische Unterstützungsangebote
Infektionsprophylaxe
Infektionsmonitoring
- Temperaturkontrolle: Regelmäßig, mind. 2×/Tag
- Inspektion auf Entzündungszeichen: Insb. bei
- Wunden
- Eintrittsstellen von Sonden und Drainagen
- Beobachtung auf Symptome: Ärztliches Personal informieren, insb. bei
- Fieber, starkem Frieren
- Kopfschmerzen
- Husten, auffälligem Auswurf
- Übelkeit, Durchfall
- Veränderter Miktion oder auffälligem Urin
- Auffälligkeiten an Haut und Schleimhäuten
- Verändertem Vaginalausfluss/-geruch
Bei immunsupprimierten Patient:innen können typische Anzeichen einer Infektion unter Umständen nur wenig ausgeprägt sein oder sogar ganz fehlen!
Bei einer Körpertemperatur >38 °C sollte das ärztliche Personal informiert werden!
Hygienemaßnahmen
Patientenbezogene Schutz- und Hygienemaßnahmen
- Persönliche Hygiene und Pflege
- Händedesinfektion: Betroffene auf regelmäßige Händedesinfektion hinweisen
- Körper- und Haarpflege: Sorgfältig, ggf. mit desinfizierenden Waschzusätzen nach hausinternen Standards
- Hautpflege: Individuell abgestimmt, auf gut abgetrocknete Haut achten
- Mundpflege
- Weiche Zahnbürsten nutzen
- Im Anschluss ggf. Mundspülung durchführen
- Ggf. antimykotische Prophylaxe nach ärztlicher Anordnung
- Kleidung und Wäsche: Täglicher Austausch von
- Bettwäsche
- Kleidung der Betroffenen
- Handtüchern
- Schuhwerk: Schuhe aus Plastik oder Gummi bevorzugen
- Prophylaxen
- Ggf. antimikrobielle Prophylaxe nach ärztlicher Anordnung: Gezielter Einsatz von Antibiotika, Antimykotika und antiviralen Medikamenten
- Impfungen: Aktualisierung des Impfstatus vor Immunsuppression
- Surveillance: Regelmäßige Kontrolle nach ärztlicher Anordnung
- Mikrobiologische Untersuchungen von Blut, Urin und Abstrichen
- Screening auf multiresistente Erreger
Umgebungsmanagement und Isolationsmaßnahmen
- Basishygiene
- Händedesinfektion aller Kontaktpersonen
- Schutzausrüstung: Einmalhandschuhe, Schutzkittel, Mund-Nasen-Schutz, insb. bei
- Potenziell infektiösen Kontakten mit Patient:innen
- Stark immunsupprimierten Patient:innen zum Schutz der Betroffenen
- Aseptisches Arbeiten bei invasiven Eingriffen
- Flächendesinfektion kontaminierter Oberflächen und Gegenstände
- Fachgerechte Aufbereitung von Medizinprodukten
- Hochrisikopatient:innen ggf. bei Verlassen des Zimmers FFP2-Maske tragen lassen
- Umkehrisolation: Einzel- bzw. Zweibettzimmer mit Bad und Schleuse, ggf. bei Hochrisikopatient:innen zusätzlich Luftfilterung und sterile Wasserversorgung notwendig
- Allgemeine Maßnahmen: Vermeiden von
- Zimmerwechseln
- Topfpflanzen, Blumen und offenen Wasserbehälter
- Hohen Besucherzahlen
- Kontakt zu Personal und Besucher:innen mit Infektionen
- Ständiges Betreten und Verlassen des Zimmers
Ernährung
- Allgemeine Hygieneregeln
- Hände vor Kontakt mit Lebensmitteln gründlich waschen bzw. nach Kontakt mit potenziell kontaminierten Lebensmitteln desinfizieren
- Küchenutensilien und Arbeitsflächen regelmäßig reinigen und desinfizieren
- Lebensmittel stets ausreichend erhitzen
- Vermeidung bestimmter Lebensmittel
- Rohmilch und daraus hergestellte Produkte
- Rohe oder unzureichend gegarte Eier und Eiprodukte
- Rohes oder nicht vollständig durchgegartes Fleisch
- Roher oder nicht vollständig durchgegarter Fisch
- Weichkäse mit Oberflächenschmiere aus Rohmilch
- Sprossen und vorgefertigte Salate
- Nicht erhitzte, ungeschälte oder >24 h geöffnete Nüsse
- <1 min abgekochtes oder nicht speziell gefiltertes bzw. getestetes Trinkwasser
- Lebensmittelaufbewahrung
- Kühlkette einhalten und Lebensmittel bei angemessenen Temperaturen lagern
- Verpackte Produkte nach dem Öffnen zügig verbrauchen und auf das Haltbarkeitsdatum achten
- Besondere Vorsicht bei
- Buffets und offenen Speisen
- Lebensmitteln aus unsicheren Quellen oder mit unklarer Herkunft
Infektionsprävention im häuslichen Umfeld
- Hygienemaßnahmen
- Patientenbezogene Hygiene beachten
- Maßnahmen in Bezug auf die Ernährung einhalten
- Vermeidung von
- Körperlicher Überforderung
- Starker UV-Strahlung
- Nahrungsmitteln von Straßenständen/Imbissbuden
- Menschenansammlungen, ggf. auch in öffentlichen Verkehrsmitteln
- Ggf. präventiv einen Mund-Nasen-Schutz tragen
- Schwimmbädern, Saunagängen
- Garten-, Wald-, Bau- oder Renovierungsarbeiten
- Kontakt mit Kompost/Biotonne
- Längerem Verweilen in Kellerräumen
- Kontakt zu Tieren
- Temperaturkontrolle: 2–3×/d, möglichst immer zur gleichen Uhrzeit
- Information an behandelnde Onkolog:innen, bei
- Zeichen einer Infektion
- (Plötzlich) abnehmendem Allgemeinzustand
- Beratung und Anleitung
- Korrekten Umgang mit Port sicherstellen: Insb. Beobachtung auf Infektionen, ggf. Verhaltensweisen bei angestochenem Port
- Ggf. auf notwendige Impfungen und Hygienemaßnahmen hinweisen
Psychische Betreuung isolierter Patient:innen
- Information und Aufklärung
- Über Notwendigkeit der Isolierung und weiterer Einschränkungen informieren
- Aufklärung der Angehörigen: Nur mit Einverständnis der Betroffenen!
- Aufrechterhaltung sozialer Kontakte
- Individuelle Besuchszeiten ermöglichen
- Alternative Kommunikationswege aktiv anbieten und unterstützen
- Raumgestaltung: Wenn möglich persönliche Gegenstände platzieren
- Aktivierung: Beschäftigungsmöglichkeiten aufzeigen und bereitstellen
- Emotionale Begleitung und Gesprächsangebote
- Gesprächsbereitschaft signalisieren
- Insb. in emotional schwierigen Phasen verständnisvoll sein
Strahlentherapie
Beobachten/Überwachen
- Komplikationen der Strahlentherapie
- Akute Strahlenreaktion
- Chronische Strahlenschäden
- Unmittelbare Benachrichtigung des ärztlichen Personals, insb. bei Hinweisen auf
- Strahlenpneumonitis
- (Höhergradige) Strahlendermatitis
Prophylaxen
- Strahlendermatitis-Prophylaxe
- Mechanische Beanspruchung verhindern
- Keine Pflaster oder Injektionen im bestrahlten Hautbereich verwenden
- Abschließende, scheuernde und/oder enge Kleidung vermeiden
- Thermische Beanspruchung verhindern, insb.
- Direkte Sonneneinstrahlung begrenzen
- Auf Saunagänge verzichten
- Starke Hitze und Kälte vermeiden
- Haut- und Körperpflege
- Verwendung von pH-hautneutraler Seife für Körper und Haare
- Langes, heißes Duschen und Vollbäder vermeiden
- Dünnes Auftragen von Deodorant, Lotionen oder Puder möglich
- Eincremen der Haut mit Basiscreme DAC oder Lipolotion mit Harnstoff
- Nagel umgebendes Gewebe täglich mit harnstoffhaltigen Pflegeprodukten eincremen
- Mechanische Beanspruchung verhindern
- Ggf. Sturzprophylaxe: Bei Schwindelgefühlen und Gleichgewichtsstörungen
Körperpflege
- Hautpflege: Markierung auf der Haut bewahren
- Nagelpflege: Gerade und nicht zu kurz schneiden
Prävention und Beratung
- Besonderheit bei Nicotin- und Alkoholkonsum
- Erhöhte Wahrscheinlichkeit für Komplikationen
- Nicotin: Ggf. schlechtere Wirksamkeit der Strahlentherapie [1]
Personen, die sich einer Strahlentherapie unterziehen, sollten über die negativen Folgen eines fortgesetzten Nicotin- und Alkoholkonsums aufgeklärt werden!
Chemotherapie
Beobachten/Überwachen
- Nebenwirkungen von Zytostatika
- Toxische Wirkung insb. auf Gewebe mit hoher Zellteilungsrate (bspw. Haarfollikel, Haut und Schleimhäute, Knochenmark, Gonaden)
- Siehe auch: Spezifische Nebenwirkungen und Charakteristika ausgewählter klassischer Zytostatika
- Nebenwirkungen der Antihormontherapie bzw. Antikörpertherapie
- Unmittelbare Benachrichtigung des ärztlichen Personals, insb. bei Hinweisen auf
- Paravasation eines Zytostatikums
- Infektion des Portkatheter-Systems
Zytostatika führen zu einer unselektiven Hemmung des Zellwachstums und gehen daher mit zahlreichen Nebenwirkungen einher!
Prophylaxen
- Prophylaxe von Übelkeit und Erbrechen
- Therapieregime wird vor Behandlungsstart festgelegt
- Antiemetische Prophylaxe wird nach jedem Therapiezyklus bewertet und ggf. angepasst
- Siehe auch: AMBOSS-Pflegewissen: Pflege bei Erbrechen, Tumortherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen
- Prophylaxe von Haarausfall: Kühlende Kopfhaube während i.v. Gabe von Zytostatika
- Optionale Maßnahme insb. bei Chemotherapie mit einem Taxan
- Keine Durchführung bei hämatoonkologischen Erkrankungen
Körperpflege
- Haarpflege
- Nagelpflege
- Nägel nicht zu kurz schneiden
- Keine künstlichen Nägel oder Nagellack benutzen
- Ausscheidungen: Können Zytostatikareste enthalten
Im Rahmen einer Chemotherapie kann es zu Haarausfall kommen – die Haarpflege sollte daher besonders sanft erfolgen!
Prävention und Beratung
- Informationsvermittlung zur Fruchtbarkeit
- Aufklärung über mögliche Auswirkungen der Chemotherapie auf die Fruchtbarkeit
- Auf ausreichende Verhütung hinweisen
- Beratung über präventive Maßnahmen
- Maßnahmen bei therapiebedingtem Haarausfall
- Frühzeitig über Haarausfall als Nebenwirkung aufklären
- Friseurtermin vermitteln
- Verdeckungsmöglichkeiten aufzeigen
- Kopftuch: Stilvoll und bequem
- Perücke: Für eine natürliche Optik
- Augenbrauen nachschminken
Der therapiebedingte Haarausfall kann für Betroffene sehr belastend sein – entsprechend wichtig ist eine einfühlsame und unterstützende Begleitung!
Umgang mit Zytostatika
Grundlagen
- Problematische Eigenschaften von Zytostatika
- Grundsätzliche Regeln im Umgang mit Zytostatika
- Obligate Verwendung einer persönlichen Schutzausrüstung
- Transport und Lagerung nur in dafür vorgesehenen Boxen
- Zubereitung und Entsorgung nur nach entsprechender Schulung erlaubt
- Für allgemeine Informationen zu Indikation, Wirkung und Nebenwirkungen der einzelnen Wirkstoffe siehe: Zytostatika
Bei Kontamination der Handschuhe mit zytostatikahaltigen Substanzen sollten diese sofort gewechselt und fachgerecht entsorgt werden!
Zytostatika gehören zu den sog. Gefahrstoffen und sind schädlich für Mensch und Umwelt – der Umgang mit ihnen erfordert also äußerste Vorsicht!
Vorgehen bei unbeabsichtigter Freisetzung von Zytostatika
- Absicherung der kontaminierten Stelle: Andere Personen fernhalten
- Ggf. Nutzung von „Spill-Kit“ : Notfallset, beinhaltet i.d.R.
- Warnschild
- Flüssigkeitsdichte Schutzhandschuhe
- Überschuhe
- Schutzbrille
- Schutzkittel oder -overall
- Staubbindende Flüssigkeit
- Flüssigkeitsaufsaugende Materialien
- Werkzeuge zum Beseitigen von Glasbruch/Scherben
- Beseitigung der Verunreinigung
- Aufnahme der jeweiligen Substanz mittels Einmaltüchern oder Zellstoff (nicht verwischen!)
- Aufnahme von Glasbruch nur mit geeigneten Hilfsmitteln und zusätzlichen Schutzhandschuhen
- Sachgerechte Entsorgung in verschlossenem Müllsack in dafür vorgesehenem Zytostatikamüll
- Abschließende Reinigung der kontaminierten Stelle
- Besondere Maßnahmen (situationsabhängig)
- Eigenschutz beachten
- Verunreinigte Kleidung vorsichtig ausziehen
- Betroffene Haut und Schleimhaut gründlich mit fließendem Wasser spülen
- Kleine Hautverletzungen unter fließendem Wasser ausbluten lassen
- Augen bei Kontakt gründlich mit fließendem Wasser oder Kochsalzlösung reinigen
Im Umgang mit Zytostatika kann es immer zu einer unbeabsichtigten Freisetzung kommen – daher ist das Vorhalten von Notfallsets (sog. „Spill-Kits“) sinnvoll!
Zubereitung von Zytostatika
Zytostatika sollten i.d.R. von geschultem Fachpersonal in einer Apotheke zubereitet werden. Nur in begründeten Ausnahmefällen erfolgt die Herstellung vor Ort – dann jedoch in einem speziell abgetrennten Bereich.
Vorbereitung
- Ort
- Nur auf einer speziell eingerichteten pflegerischen Werkbank zubereiten
- Auf ruhige Umgebung achten
- Schutzausrüstung
- Flüssigkeitsdichte Chemohandschuhe
- Sterile Handschuhe
- Mundschutz
- Ggf. Haarschutz
- Flüssigkeitsabweisender, langärmliger Schutzkittel
- Schutzbrille mit Seitenschutz
- Materialien
- Haut- und Händedesinfektionsmittel
- Sicherheits-Transportbox
- Infusionsbesteck
- Trägerlösung (bspw. Infusionslösung), in die das Medikament gespritzt wird
- Verordnetes Medikament/Zytostatikum, ggf. Lösungsmittel bei Trockensubstanzen
- 1 Mülltüte mit „Totenkopf“-Aufkleber und dem Sticker „Zytotoxische und zytostatische Arzneimittel“
- 2 weiße Tüten für die zubereitete Lösung
- Material zum Aufziehen der Lösung
- Flächendesinfektionsmittel
- Kleiner Abwurfbehälter
- Desinfizierte Pinzette
- Tupfer
- Saugfähige Einmalunterlage
Zytostatika sollten erst kurz vor der Verabreichung zubereitet werden!
Vor der Zubereitung immer die ärztliche Anordnung auf Richtigkeit und Vollständigkeit überprüfen!
Durchführung
- Hygiene
- Uhren und Schmuck ablegen
- Hygienische Händedesinfektion
- Vorbereitung
- Etiketten der Medikation auf die weißen Tüten und ein Blatt Papier kleben
- Schutzausrüstung anziehen (bis auf die sterilen Handschuhe)
- Werkbank
- Desinfizieren und reinigen
- Saugfähige Einmalunterlage auflegen
- Beide weißen Mülltüten übereinander stülpen und auf eine Seite legen
- Restliche Materialien (bspw. Spikes) auf andere Seite legen
- Kontrolle
- Nach der 6-R-Regel kontrollieren
- Haltbarkeitsdatum prüfen
- Auf Auffälligkeiten kontrollieren (bspw. Kristallisierung)
- Zubereitung
- Verschlusskappe der Stechampulle und der Trägerlösung entfernen
- Einstichstopfen desinfizieren (Einwirkzeit beachten) und dann nicht mehr berühren
- Sterile Handschuhe über die Chemohandschuhe ziehen
- Lösungsmittel aufziehen
- Spike/Kanüle in Zytostatikaampulle einstechen und Lösungsmittel injizieren (auf Druckausgleich achten)
- Auf senkrechtes Halten der Gegenstände achten
- Konnektionsstelle zwischen Spike/Kanüle und Spritze nicht berühren
- Auf Auffälligkeiten kontrollieren
- Vollständig aufgelöste Substanz mit Spritze und Kanüle aufziehen
- Fertige Substanz in Infusion einspritzen (auf Druckausgleich achten)
- Fertige Zytostatikainfusion sofort mit Etikett versehen
- Die fertige Infusion in weiße Tüten legen und einschweißen
Beim Zubereiten von Zytostatika sollte aus Sicherheitsgründen stets ein Mindestabstand von 15 cm zwischen dem eigenen Gesicht und der jeweiligen Substanz eingehalten werden!
Nachbereitung
- Verpackung
- Eingeschweißte Zytostatikazubereitung in die vorgefertigten Plastik-Transportboxen legen
- Sicherheit und Hygiene
- Spitze Gegenstände entsprechend entsorgen
- Safety-Kanülen sicher einrasten lassen
- Ggf. weitere spitze Gegenstände nur mit Pinzette berühren
- Sicheren Plastik-Abwurfbehälter benutzen
- Alle Verbrauchsmaterialien in die vorgefertigte „Zytostatika“-Mülltüte werfen und verschließen
- Arbeitsfläche reinigen und desinfizieren
- Schutzkleidung entsorgen
- Hände desinfizieren
- Spitze Gegenstände entsprechend entsorgen
- Dokumentation
- Handzeichen
- Datum und Uhrzeit der Zubereitung
- Chargennummer und Trägerstoffe
- Menge der jeweiligen Substanzen
- Entstandene Restmenge
- Verworfene (und ggf. verlorene) Menge
- Ggf. besondere Ereignisse
I.d.R. werden fertige Infusionslösungen von der Apotheke geliefert und müssen daher nicht auf Station zubereitet werden!
Verabreichung von Zytostatika
Beobachten/Überwachen
- Infusion und Zugänge: Auf Anzeichen einer Paravasation achten (insb. Schmerzen)
- Bei Hinweisen auf Unverträglichkeit oder Paravasation: Infusion stoppen und ärztliches Personal informieren
Besonderheiten der verschiedenen Applikationsformen
- Intravenöse Gabe: Ärztliche Aufgabe
- I.d.R. bereits konnektiertes Infusionsbesteck
- Geeignete Schutzkleidung tragen
- Saugfähige Einmalunterlage bei Applikation verwenden
- Orale Gabe
- Nur mit Handschuhen verabreichen
- Nicht auf nüchternen Magen verabreichen
- Tabletten nicht mörsern, teilen oder zerkleinern, Kapseln nicht öffnen
- Orale Zytostatika möglichst nicht berühren
- Erst kurz vor der Verabreichung in einen separaten Becher geben (nicht zu anderen Tabletten in Dispenser) und diesen anschließend entsorgen
- Bei Verabreichung über Sonden: Lösungen bevorzugen
- Subkutane Gabe
- Langsam injizieren
- Immer ausreichend Abstand zu vorheriger Injektionsstelle einhalten
Die i.v. Verabreichung von Zytostatika ist Aufgabe des ärztlichen Personals!
Unabhängig von der Applikationsform sollten bei potenziellem Kontakt mit Zytostatika immer Handschuhe getragen werden!
Paravasation von Zytostatika
- Definition: Komplikation bei (beabsichtigter) i.v. Gabe eines Zytostatikums
- Einteilung nach Schädigungstyp
- Nicht-gewebeschädigend (Non Vesicans)
- Gewebereizend (Irritans)
- Gewebenekrotisierend (Vesicans)
Klinischer Verlauf bei Paravasation eines gewebenekrotisierenden Zytostatikums | |
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Zeitraum | Typische Symptome |
Unmittelbar während der Gabe |
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Stunden nach Gabe |
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Tage nach der Gabe |
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Wochen nach der Gabe |
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Monate nach der Gabe |
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Das Auftreten brennender, stechender Schmerzen während der i.v. Gabe eines Zytostatikums ist ein deutlicher Warnhinweis auf das Vorliegen einer Paravasation!
Risikofaktoren
Wesentliche Risikofaktoren für das Auftreten einer Paravasation | |
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Aspekt | Risikofaktoren |
Verabreichende Person |
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Behandelte Person |
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Wirkstoff |
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Gefäßzugang |
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Das Erkennen bzw. Vermeiden von Risikofaktoren kann dazu beitragen, das Risiko für eine Paravasation zu minimieren!
Während der Verabreichung von Zytostatika sollte sich die behandelte Person so wenig wie möglich bewegen!
Vorgehen bei Paravasation von Zytostatika
- Wichtigste Erstmaßnahme: Injektion bzw. Infusion unmittelbar stoppen
- Betroffene Extremität ruhigstellen und keinen Druck ausüben
- Infusionszugang unbedingt belassen
- Paravasat-Notfallset holen
- Information des ärztlichen Personals: Entscheidung über weiteres Vorgehen
- Verlaufsbeobachtung und (Foto)Dokumentation
- Keine Okklusivverbände oder Alkoholumschläge
- Hautstelle regelmäßig begutachten
- Ggf. chirurgische Mitbeurteilung
Bei einem Paravasat mit einem Vesicans handelt es sich um einen medizinischen Notfall!
Die betroffene Person muss über die Paravasation informiert und zur Selbstbeobachtung möglicher Komplikationen angehalten werden!
Abhängen der Zytostatikainfusion
- Eigenschutz
- Chemohandschuhe anziehen
- Auf geeignete Dienstkleidung achten
- Saugfähige Einmalunterlage unterlegen
- Infusion abhängen
- Tropfenregler schließen
- Rückstände der Zytostatikalösung in der Kanüle durch Spülung entfernen
- Tupfer beim Lösen des Infusionsbestecks unterlegen
- Infusionsbesteck entsorgen
- Infusionsbesteck und -beutel verbunden lassen
- Infusionsbesteck mit Verschlussstopfen schließen
- Alle Materialien entsorgen (Standards/Richtlinien beachten!)
- Desinfektion aller benutzten und ggf. potenziell kontaminierten Gegenstände, insb. Infusionsständer und -pumpen
Entsorgung von Zytostatika
Allgemeine Regeln
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Kontaminierte Abfälle in bruchfesten, stichsicheren und dicht verschlossenen Einwegbehältern sammeln
- Separate Entsorgung erforderlich (getrennt vom übrigen Abfall)
- Lokale Bestimmungen und Besonderheiten beachten
Einteilung der mit Zytostatika kontaminierten Abfälle | |
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Kontaminierte Abfälle | Gering kontaminierte Abfälle |
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