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AMBOSS-Pflegewissen: Onkologische Erkrankungen

Letzte Aktualisierung: 1.6.2025

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Die Diagnose einer onkologischen Erkrankung ist für Betroffene oft schwer zu verkraften und kann zu einem Schock, Ängsten, depressiven Verstimmungen und einer tiefgreifenden Lebenskrise führen. Je nach Art des Tumors können neben der operativen Entfernung auch eine Chemo- und/oder Strahlentherapie notwendig sein. Da jede Krebserkrankung individuell verläuft, braucht es einen speziell abgestimmten Therapieplan, der insb. in fortgeschrittenen Stadien auch palliative Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität beinhalten kann.

Neben körperlichen Beschwerden (wie bspw. Übelkeit), die mit Antiemetika behandelt werden können, ist auch die seelische und psychologische Begleitung der Patient:innen essenziell. Symptome wie Haarausfall, Müdigkeit, Obstipation, ungewollter Gewichtsverlust und eine erhöhte Infektionsanfälligkeit können das Selbstwertgefühl und die Lebensfreude stark beeinträchtigen. Daher ist ein umfassender, ganzheitlicher Behandlungsansatz in der Pflege und Medizin von großer Bedeutung.

Für weitere Informationen siehe auch:

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Allgemeine Pflege bei onkologischen Erkrankungentoggle arrow icon

Beobachten/Überwachen

Bei Personen mit onkologischer Erkrankung muss mit einer erhöhten Infektanfälligkeit sowie einer erhöhten Blutungsneigung gerechnet werden!

Leiden Betroffene mit erhöhter Blutungsneigung zusätzlich unter Hypertonie, kann dies zu einer intrazerebralen Blutung führen!

Hygiene

  • Insb. bei Immunsuppression oder erhöhter Infektanfälligkeit: Schutz der Patient:innen durch Hygienemaßnahmen
  • Siehe auch: Pflege bei Infektanfälligkeit

Medikamentöse Therapie

Mobilisation/Bewegung

  • Mobilisationsförderung
  • Vermittlung zur Sport- und Bewegungstherapie
    • Ausdauertraining
    • Kraftsport
    • Sensomotoriktraining

Prophylaxen

Körperpflege

  • Hautpflege
    • Tägliche Haut- und Perianalpflege
    • Lauwarm duschen und waschen
    • Sanfte, hautfreundliche Pflegeprodukte verwenden
    • Haut trocken tupfen und nicht reiben
    • Haare nicht heiß föhnen
    • Harnstoffhaltige und fettreiche Cremes verwenden
  • Mundpflege: Gründliche Mundpflege, angepasst an Zustand der Betroffenen
  • Nagelpflege: Nägel kurz halten (Infektions- und Verletzungsgefahr↓)
  • Planung der Pflegeinterventionen: Bedürfnisse der Betroffenen nach Ruhe und Schlaf beachten

Eine sorgfältige Haut- und Perianalpflege kann dazu beitragen, Infektionen zu verhindern!

Ernährung

  • Allgemeine Prinzipien
    • Ausgewogene Ernährung anstreben
    • Nahrung an die individuellen Vorlieben der Patient:innen anpassen
    • Unverträglichkeiten beachten
    • Regelmäßig überprüfen, ob Nahrungsaufnahme ausreichend ist
    • Vorsicht bei würzigen, fettigen oder süßen Speisen
    • Ggf. hochwertige Ergänzungsnahrung oder parenterale Ernährung
    • Bei erhöhter Infektanfälligkeit auf potenziell kontaminiertes Essen verzichten
    • Bei (V.a.) Mangelernährung, siehe auch: AMBOSS-Pflegewissen: Mangelernährung
  • Besonderheiten bei Übelkeit und Erbrechen
    • Unangenehme Gerüche vermeiden
    • Hohe Raumtemperatur vermeiden und regelmäßig für Frischluftzufuhr sorgen
    • Leichte Kost bevorzugen (statt fettreichem Essen)
    • Kleine Portionen anbieten und langsam essen lassen
    • Ingwertee und Zitronen- oder Pfefferminzbonbons zur Symptomlinderung anbieten
    • Hilfsmittel wie Spuckbeutel und Taschentücher bereithalten (außer Sichtweite)
  • Heilfasten und „Krebsdiäten“: Kein nachgewiesener Nutzen bei onkologischen Erkrankungen
    • Hintergrund: (Alternativ‑)Medizinische Konzepte, nach denen eine „fehlerhafte“ Ernährung zu Tumorwachstum führt
    • Verbreitete Varianten: Breuß-Krebskur-Total, Öl-Eiweiß-Kost nach Budwig, Gerson-Diät, kohlenhydratarme bzw. ketogene Kost
    • Risiko: Mangelernährung, Gewichtsverlust → Verschlechterung der Prognose

Heilfasten und sog. „Krebsdiäten“ haben bei onkologischen Erkrankungen keinen nachgewiesenen Nutzen und können zu Mangelernährung und Gewichtsverlust führen!

Spezielle Kommunikation und Beratung

  • Allgemeine Prinzipien
    • Gesprächsbereitschaft signalisieren
    • Mitgefühl für Situation und Verständnis für Verhalten zeigen
    • Vertrauensvolle Beziehung aufbauen, Mut machen
    • Möglichkeiten zur Stressbewältigung bzw. zur Steigerung des Wohlbefindens aufzeigen, bspw.
      • Ablenkung
      • Entspannungsübungen
      • Aromatherapie
      • Musik oder Fernsehprogramme
    • Angehörige unterstützen
    • Siehe auch: Psychoonkologie
  • Mögliche Vermittlungsangebote
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Infektionsprophylaxetoggle arrow icon

Infektionsmonitoring

  • Temperaturkontrolle: Regelmäßig, mind. 2×/Tag
  • Inspektion auf Entzündungszeichen: Insb. bei
    • Wunden
    • Eintrittsstellen von Sonden und Drainagen
  • Beobachtung auf Symptome: Ärztliches Personal informieren, insb. bei

Bei immunsupprimierten Patient:innen können typische Anzeichen einer Infektion unter Umständen nur wenig ausgeprägt sein oder sogar ganz fehlen!

Bei einer Körpertemperatur >38 °C sollte das ärztliche Personal informiert werden!

Hygienemaßnahmen

Patientenbezogene Schutz- und Hygienemaßnahmen

  • Persönliche Hygiene und Pflege
    • Händedesinfektion: Betroffene auf regelmäßige Händedesinfektion hinweisen
    • Körper- und Haarpflege: Sorgfältig, ggf. mit desinfizierenden Waschzusätzen nach hausinternen Standards
    • Hautpflege: Individuell abgestimmt, auf gut abgetrocknete Haut achten
    • Mundpflege
      • Weiche Zahnbürsten nutzen
      • Im Anschluss ggf. Mundspülung durchführen
      • Ggf. antimykotische Prophylaxe nach ärztlicher Anordnung
    • Kleidung und Wäsche: Täglicher Austausch von
      • Bettwäsche
      • Kleidung der Betroffenen
      • Handtüchern
    • Schuhwerk: Schuhe aus Plastik oder Gummi bevorzugen
  • Prophylaxen
    • Ggf. antimikrobielle Prophylaxe nach ärztlicher Anordnung: Gezielter Einsatz von Antibiotika, Antimykotika und antiviralen Medikamenten
    • Impfungen: Aktualisierung des Impfstatus vor Immunsuppression
  • Surveillance: Regelmäßige Kontrolle nach ärztlicher Anordnung

Umgebungsmanagement und Isolationsmaßnahmen

  • Basishygiene
    • Händedesinfektion aller Kontaktpersonen
    • Schutzausrüstung: Einmalhandschuhe, Schutzkittel, Mund-Nasen-Schutz, insb. bei
      • Potenziell infektiösen Kontakten mit Patient:innen
      • Stark immunsupprimierten Patient:innen zum Schutz der Betroffenen
    • Aseptisches Arbeiten bei invasiven Eingriffen
    • Flächendesinfektion kontaminierter Oberflächen und Gegenstände
    • Fachgerechte Aufbereitung von Medizinprodukten
    • Hochrisikopatient:innen ggf. bei Verlassen des Zimmers FFP2-Maske tragen lassen
  • Umkehrisolation: Einzel- bzw. Zweibettzimmer mit Bad und Schleuse, ggf. bei Hochrisikopatient:innen zusätzlich Luftfilterung und sterile Wasserversorgung notwendig
  • Allgemeine Maßnahmen: Vermeiden von
    • Zimmerwechseln
    • Topfpflanzen, Blumen und offenen Wasserbehälter
    • Hohen Besucherzahlen
    • Kontakt zu Personal und Besucher:innen mit Infektionen
    • Ständiges Betreten und Verlassen des Zimmers

Ernährung

  • Allgemeine Hygieneregeln
    • Hände vor Kontakt mit Lebensmitteln gründlich waschen bzw. nach Kontakt mit potenziell kontaminierten Lebensmitteln desinfizieren
    • Küchenutensilien und Arbeitsflächen regelmäßig reinigen und desinfizieren
    • Lebensmittel stets ausreichend erhitzen
  • Vermeidung bestimmter Lebensmittel
    • Rohmilch und daraus hergestellte Produkte
    • Rohe oder unzureichend gegarte Eier und Eiprodukte
    • Rohes oder nicht vollständig durchgegartes Fleisch
    • Roher oder nicht vollständig durchgegarter Fisch
    • Weichkäse mit Oberflächenschmiere aus Rohmilch
    • Sprossen und vorgefertigte Salate
    • Nicht erhitzte, ungeschälte oder >24 h geöffnete Nüsse
    • <1 min abgekochtes oder nicht speziell gefiltertes bzw. getestetes Trinkwasser
  • Lebensmittelaufbewahrung
    • Kühlkette einhalten und Lebensmittel bei angemessenen Temperaturen lagern
    • Verpackte Produkte nach dem Öffnen zügig verbrauchen und auf das Haltbarkeitsdatum achten
  • Besondere Vorsicht bei
    • Buffets und offenen Speisen
    • Lebensmitteln aus unsicheren Quellen oder mit unklarer Herkunft

Infektionsprävention im häuslichen Umfeld

  • Hygienemaßnahmen
    • Patientenbezogene Hygiene beachten
    • Maßnahmen in Bezug auf die Ernährung einhalten
  • Vermeidung von
    • Körperlicher Überforderung
    • Starker UV-Strahlung
    • Nahrungsmitteln von Straßenständen/Imbissbuden
    • Menschenansammlungen, ggf. auch in öffentlichen Verkehrsmitteln
    • Schwimmbädern, Saunagängen
    • Garten-, Wald-, Bau- oder Renovierungsarbeiten
    • Kontakt mit Kompost/Biotonne
    • Längerem Verweilen in Kellerräumen
    • Kontakt zu Tieren
  • Temperaturkontrolle: 2–3×/d, möglichst immer zur gleichen Uhrzeit
  • Information an behandelnde Onkolog:innen, bei
  • Beratung und Anleitung
    • Korrekten Umgang mit Port sicherstellen: Insb. Beobachtung auf Infektionen, ggf. Verhaltensweisen bei angestochenem Port
    • Ggf. auf notwendige Impfungen und Hygienemaßnahmen hinweisen

Psychische Betreuung isolierter Patient:innen

  • Information und Aufklärung
    • Über Notwendigkeit der Isolierung und weiterer Einschränkungen informieren
    • Aufklärung der Angehörigen: Nur mit Einverständnis der Betroffenen!
  • Aufrechterhaltung sozialer Kontakte
    • Individuelle Besuchszeiten ermöglichen
    • Alternative Kommunikationswege aktiv anbieten und unterstützen
  • Raumgestaltung: Wenn möglich persönliche Gegenstände platzieren
  • Aktivierung: Beschäftigungsmöglichkeiten aufzeigen und bereitstellen
  • Emotionale Begleitung und Gesprächsangebote
    • Gesprächsbereitschaft signalisieren
    • Insb. in emotional schwierigen Phasen verständnisvoll sein
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Strahlentherapietoggle arrow icon

Beobachten/Überwachen

Prophylaxen

  • Strahlendermatitis-Prophylaxe
    • Mechanische Beanspruchung verhindern
      • Keine Pflaster oder Injektionen im bestrahlten Hautbereich verwenden
      • Abschließende, scheuernde und/oder enge Kleidung vermeiden
    • Thermische Beanspruchung verhindern, insb.
      • Direkte Sonneneinstrahlung begrenzen
      • Auf Saunagänge verzichten
      • Starke Hitze und Kälte vermeiden
    • Haut- und Körperpflege
      • Verwendung von pH-hautneutraler Seife für Körper und Haare
      • Langes, heißes Duschen und Vollbäder vermeiden
      • Dünnes Auftragen von Deodorant, Lotionen oder Puder möglich
      • Eincremen der Haut mit Basiscreme DAC oder Lipolotion mit Harnstoff
      • Nagel umgebendes Gewebe täglich mit harnstoffhaltigen Pflegeprodukten eincremen
  • Ggf. Sturzprophylaxe: Bei Schwindelgefühlen und Gleichgewichtsstörungen

Körperpflege

  • Hautpflege: Markierung auf der Haut bewahren
  • Nagelpflege: Gerade und nicht zu kurz schneiden

Prävention und Beratung

  • Besonderheit bei Nicotin- und Alkoholkonsum

Personen, die sich einer Strahlentherapie unterziehen, sollten über die negativen Folgen eines fortgesetzten Nicotin- und Alkoholkonsums aufgeklärt werden!

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Chemotherapietoggle arrow icon

Beobachten/Überwachen

Zytostatika führen zu einer unselektiven Hemmung des Zellwachstums und gehen daher mit zahlreichen Nebenwirkungen einher!

Prophylaxen

Körperpflege

  • Haarpflege
    • Weiche Haarbürsten verwenden
    • Milde Shampoos benutzen
    • Haare nicht föhnen
    • Keine Dauerwelle oder Färben der Haare
    • Feuchtigkeitsspendende Pflegeprodukte für Kopfhaut verwenden
    • Kopfhaut vor Kälte, Hitze und Sonneneinstrahlung schützen
  • Nagelpflege
    • Nägel nicht zu kurz schneiden
    • Keine künstlichen Nägel oder Nagellack benutzen
  • Ausscheidungen: Können Zytostatikareste enthalten

Im Rahmen einer Chemotherapie kann es zu Haarausfall kommen – die Haarpflege sollte daher besonders sanft erfolgen!

Prävention und Beratung

  • Informationsvermittlung zur Fruchtbarkeit
    • Aufklärung über mögliche Auswirkungen der Chemotherapie auf die Fruchtbarkeit
    • Auf ausreichende Verhütung hinweisen
    • Beratung über präventive Maßnahmen
  • Maßnahmen bei therapiebedingtem Haarausfall
    • Frühzeitig über Haarausfall als Nebenwirkung aufklären
    • Friseurtermin vermitteln
    • Verdeckungsmöglichkeiten aufzeigen
      • Kopftuch: Stilvoll und bequem
      • Perücke: Für eine natürliche Optik
      • Augenbrauen nachschminken

Der therapiebedingte Haarausfall kann für Betroffene sehr belastend sein – entsprechend wichtig ist eine einfühlsame und unterstützende Begleitung!

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Umgang mit Zytostatikatoggle arrow icon

Grundlagen

  • Problematische Eigenschaften von Zytostatika
    • Gesundheitsschädliche Wirkung (CMR-Medikamente)
    • Aufnahme auch über Haut oder Atmung möglich
    • Wirkstoffe i.d.R. nicht biologisch abbaubar (umweltgefährdend)
  • Grundsätzliche Regeln im Umgang mit Zytostatika
    • Obligate Verwendung einer persönlichen Schutzausrüstung
    • Transport und Lagerung nur in dafür vorgesehenen Boxen
    • Zubereitung und Entsorgung nur nach entsprechender Schulung erlaubt
  • Für allgemeine Informationen zu Indikation, Wirkung und Nebenwirkungen der einzelnen Wirkstoffe siehe: Zytostatika

Bei Kontamination der Handschuhe mit zytostatikahaltigen Substanzen sollten diese sofort gewechselt und fachgerecht entsorgt werden!

Zytostatika gehören zu den sog. Gefahrstoffen und sind schädlich für Mensch und Umwelt – der Umgang mit ihnen erfordert also äußerste Vorsicht!

Vorgehen bei unbeabsichtigter Freisetzung von Zytostatika

  • Absicherung der kontaminierten Stelle: Andere Personen fernhalten
  • Ggf. Nutzung von „Spill-Kit“ : Notfallset, beinhaltet i.d.R.
    • Warnschild
    • Flüssigkeitsdichte Schutzhandschuhe
    • Überschuhe
    • Schutzbrille
    • Schutzkittel oder -overall
    • Staubbindende Flüssigkeit
    • Flüssigkeitsaufsaugende Materialien
    • Werkzeuge zum Beseitigen von Glasbruch/Scherben
  • Beseitigung der Verunreinigung
    • Aufnahme der jeweiligen Substanz mittels Einmaltüchern oder Zellstoff (nicht verwischen!)
    • Aufnahme von Glasbruch nur mit geeigneten Hilfsmitteln und zusätzlichen Schutzhandschuhen
    • Sachgerechte Entsorgung in verschlossenem Müllsack in dafür vorgesehenem Zytostatikamüll
    • Abschließende Reinigung der kontaminierten Stelle
  • Besondere Maßnahmen (situationsabhängig)
    • Eigenschutz beachten
    • Verunreinigte Kleidung vorsichtig ausziehen
    • Betroffene Haut und Schleimhaut gründlich mit fließendem Wasser spülen
    • Kleine Hautverletzungen unter fließendem Wasser ausbluten lassen
    • Augen bei Kontakt gründlich mit fließendem Wasser oder Kochsalzlösung reinigen

Im Umgang mit Zytostatika kann es immer zu einer unbeabsichtigten Freisetzung kommen – daher ist das Vorhalten von Notfallsets (sog. „Spill-Kits“) sinnvoll!

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Zubereitung von Zytostatikatoggle arrow icon

Zytostatika sollten i.d.R. von geschultem Fachpersonal in einer Apotheke zubereitet werden. Nur in begründeten Ausnahmefällen erfolgt die Herstellung vor Ort – dann jedoch in einem speziell abgetrennten Bereich.

Vorbereitung

  1. Ort
    • Nur auf einer speziell eingerichteten pflegerischen Werkbank zubereiten
    • Auf ruhige Umgebung achten
  2. Schutzausrüstung
    • Flüssigkeitsdichte Chemohandschuhe
    • Sterile Handschuhe
    • Mundschutz
    • Ggf. Haarschutz
    • Flüssigkeitsabweisender, langärmliger Schutzkittel
    • Schutzbrille mit Seitenschutz
  3. Materialien
    • Haut- und Händedesinfektionsmittel
    • Sicherheits-Transportbox
    • Infusionsbesteck
    • Trägerlösung (bspw. Infusionslösung), in die das Medikament gespritzt wird
    • Verordnetes Medikament/Zytostatikum, ggf. Lösungsmittel bei Trockensubstanzen
    • 1 Mülltüte mit „Totenkopf“-Aufkleber und dem Sticker „Zytotoxische und zytostatische Arzneimittel“
    • 2 weiße Tüten für die zubereitete Lösung
    • Material zum Aufziehen der Lösung
    • Flächendesinfektionsmittel
    • Kleiner Abwurfbehälter
    • Desinfizierte Pinzette
    • Tupfer
    • Saugfähige Einmalunterlage

Zytostatika sollten erst kurz vor der Verabreichung zubereitet werden!

Vor der Zubereitung immer die ärztliche Anordnung auf Richtigkeit und Vollständigkeit überprüfen!

Durchführung

  1. Hygiene
  2. Vorbereitung
    • Etiketten der Medikation auf die weißen Tüten und ein Blatt Papier kleben
    • Schutzausrüstung anziehen (bis auf die sterilen Handschuhe)
  3. Werkbank
    • Desinfizieren und reinigen
    • Saugfähige Einmalunterlage auflegen
    • Beide weißen Mülltüten übereinander stülpen und auf eine Seite legen
    • Restliche Materialien (bspw. Spikes) auf andere Seite legen
  4. Kontrolle
    • Nach der 6-R-Regel kontrollieren
    • Haltbarkeitsdatum prüfen
    • Auf Auffälligkeiten kontrollieren (bspw. Kristallisierung)
  5. Zubereitung
    • Verschlusskappe der Stechampulle und der Trägerlösung entfernen
    • Einstichstopfen desinfizieren (Einwirkzeit beachten) und dann nicht mehr berühren
    • Sterile Handschuhe über die Chemohandschuhe ziehen
    • Lösungsmittel aufziehen
    • Spike/Kanüle in Zytostatikaampulle einstechen und Lösungsmittel injizieren (auf Druckausgleich achten)
      • Auf senkrechtes Halten der Gegenstände achten
      • Konnektionsstelle zwischen Spike/Kanüle und Spritze nicht berühren
      • Auf Auffälligkeiten kontrollieren
    • Vollständig aufgelöste Substanz mit Spritze und Kanüle aufziehen
    • Fertige Substanz in Infusion einspritzen (auf Druckausgleich achten)
    • Fertige Zytostatikainfusion sofort mit Etikett versehen
    • Die fertige Infusion in weiße Tüten legen und einschweißen

Beim Zubereiten von Zytostatika sollte aus Sicherheitsgründen stets ein Mindestabstand von 15 cm zwischen dem eigenen Gesicht und der jeweiligen Substanz eingehalten werden!

Nachbereitung

  1. Verpackung
    • Eingeschweißte Zytostatikazubereitung in die vorgefertigten Plastik-Transportboxen legen
  2. Sicherheit und Hygiene
    • Spitze Gegenstände entsprechend entsorgen
      • Safety-Kanülen sicher einrasten lassen
      • Ggf. weitere spitze Gegenstände nur mit Pinzette berühren
      • Sicheren Plastik-Abwurfbehälter benutzen
    • Alle Verbrauchsmaterialien in die vorgefertigte „Zytostatika“-Mülltüte werfen und verschließen
    • Arbeitsfläche reinigen und desinfizieren
    • Schutzkleidung entsorgen
    • Hände desinfizieren
  3. Dokumentation
    • Handzeichen
    • Datum und Uhrzeit der Zubereitung
    • Chargennummer und Trägerstoffe
    • Menge der jeweiligen Substanzen
    • Entstandene Restmenge
    • Verworfene (und ggf. verlorene) Menge
    • Ggf. besondere Ereignisse

I.d.R. werden fertige Infusionslösungen von der Apotheke geliefert und müssen daher nicht auf Station zubereitet werden!

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Verabreichung von Zytostatikatoggle arrow icon

Beobachten/Überwachen

Besonderheiten der verschiedenen Applikationsformen

  • Intravenöse Gabe: Ärztliche Aufgabe
    • I.d.R. bereits konnektiertes Infusionsbesteck
    • Geeignete Schutzkleidung tragen
    • Saugfähige Einmalunterlage bei Applikation verwenden
  • Orale Gabe
    • Nur mit Handschuhen verabreichen
    • Nicht auf nüchternen Magen verabreichen
    • Tabletten nicht mörsern, teilen oder zerkleinern, Kapseln nicht öffnen
    • Orale Zytostatika möglichst nicht berühren
    • Erst kurz vor der Verabreichung in einen separaten Becher geben (nicht zu anderen Tabletten in Dispenser) und diesen anschließend entsorgen
    • Bei Verabreichung über Sonden: Lösungen bevorzugen
  • Subkutane Gabe
    • Langsam injizieren
    • Immer ausreichend Abstand zu vorheriger Injektionsstelle einhalten

Die i.v. Verabreichung von Zytostatika ist Aufgabe des ärztlichen Personals!

Unabhängig von der Applikationsform sollten bei potenziellem Kontakt mit Zytostatika immer Handschuhe getragen werden!

Paravasation von Zytostatika

  • Definition: Komplikation bei (beabsichtigter) i.v. Gabe eines Zytostatikums
    • Austritt des Wirkstoffs aus dem Blutgefäß ins umgebende Gewebe oder
    • Direkte Injektion des Wirkstoffs ins Gewebe, nicht ins Blutgefäß
  • Einteilung nach Schädigungstyp
    • Nicht-gewebeschädigend (Non Vesicans)
    • Gewebereizend (Irritans)
    • Gewebenekrotisierend (Vesicans)
Klinischer Verlauf bei Paravasation eines gewebenekrotisierenden Zytostatikums
Zeitraum Typische Symptome
Unmittelbar während der Gabe
  • Brennender, stechender Schmerz
  • Lokale Rötung und Schwellung
Stunden nach Gabe
  • Zunahme von Schmerzen und Rötung
  • Lokale Ödembildung
Tage nach der Gabe
  • Kapilläre Gefäßthrombosierung
  • Gewebenekrose
Wochen nach der Gabe
  • Gewebeverhärtung und Hautatrophie
  • Ggf. Exulzeration bis in die tieferen Hautschichten
  • Ggf. persistierende Schmerzen
Monate nach der Gabe

Das Auftreten brennender, stechender Schmerzen während der i.v. Gabe eines Zytostatikums ist ein deutlicher Warnhinweis auf das Vorliegen einer Paravasation!

Risikofaktoren

Wesentliche Risikofaktoren für das Auftreten einer Paravasation
Aspekt Risikofaktoren
Verabreichende Person
  • Mangelnde Qualifikation, Übermüdung, Zeitdruck
  • Punktionstechnik: Multiple Punktionen erforderlich
  • Punktionsstelle: Höchstes Risiko bei Punktion im Bereich der Ellenbeuge
  • Schnelle Applikation des Zytostatikums als Bolus
  • Unzureichende Überwachung einer laufenden Infusion
  • Unzureichende Aufklärung über Warnhinweise bzw. deren Missachtung
Behandelte Person
  • Schlechter peripherer Venenstatus
  • Verminderter venöser Rückstrom
  • Generalisierte Gefäßerkrankungen
  • Z.n. axillärer Lymphknotendissektion
  • Reduziertes Schmerzempfinden
  • Eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit
  • Motorische Unruhe
  • Adipositas
Wirkstoff
Gefäßzugang
  • Fehllage außerhalb des Blutgefäßes
  • Unzureichende Fixierung
  • Verschleiß des Kathetermaterials
  • Thrombose der Katheterspitze

Das Erkennen bzw. Vermeiden von Risikofaktoren kann dazu beitragen, das Risiko für eine Paravasation zu minimieren!

Während der Verabreichung von Zytostatika sollte sich die behandelte Person so wenig wie möglich bewegen!

Vorgehen bei Paravasation von Zytostatika

  • Wichtigste Erstmaßnahme: Injektion bzw. Infusion unmittelbar stoppen
    • Betroffene Extremität ruhigstellen und keinen Druck ausüben
    • Infusionszugang unbedingt belassen
    • Paravasat-Notfallset holen
  • Information des ärztlichen Personals: Entscheidung über weiteres Vorgehen
  • Verlaufsbeobachtung und (Foto)Dokumentation
    • Keine Okklusivverbände oder Alkoholumschläge
    • Hautstelle regelmäßig begutachten
    • Ggf. chirurgische Mitbeurteilung

Bei einem Paravasat mit einem Vesicans handelt es sich um einen medizinischen Notfall!

Die betroffene Person muss über die Paravasation informiert und zur Selbstbeobachtung möglicher Komplikationen angehalten werden!

Abhängen der Zytostatikainfusion

  1. Eigenschutz
    • Chemohandschuhe anziehen
    • Auf geeignete Dienstkleidung achten
    • Saugfähige Einmalunterlage unterlegen
  2. Infusion abhängen
    • Tropfenregler schließen
    • Rückstände der Zytostatikalösung in der Kanüle durch Spülung entfernen
    • Tupfer beim Lösen des Infusionsbestecks unterlegen
  3. Infusionsbesteck entsorgen
    • Infusionsbesteck und -beutel verbunden lassen
    • Infusionsbesteck mit Verschlussstopfen schließen
    • Alle Materialien entsorgen (Standards/Richtlinien beachten!)
    • Desinfektion aller benutzten und ggf. potenziell kontaminierten Gegenstände, insb. Infusionsständer und -pumpen
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Entsorgung von Zytostatikatoggle arrow icon

Allgemeine Regeln

  • Kontaminierte Abfälle in bruchfesten, stichsicheren und dicht verschlossenen Einwegbehältern sammeln
    • Separate Entsorgung erforderlich (getrennt vom übrigen Abfall)
  • Lokale Bestimmungen und Besonderheiten beachten
Einteilung der mit Zytostatika kontaminierten Abfälle

Kontaminierte Abfälle

Gering kontaminierte Abfälle
  • Verfallene Zytostatika
  • Zytostatikareste
  • Infusionsbehälter, -systeme und Spritzen mit >20 mL Restflüssigkeit
  • Spezielle Luftfilter der Werkbank
  • Durch Freisetzung kontaminiertes Material
  • Einmalschürzen
  • Papier- und Plastikmaterialien
  • Tupfer
  • Handschuhe
  • Atemschutzmasken
  • Vollständig entleerte Zytostatikabehälter
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