ambossIconambossIcon

Epiglottitis

Letzte Aktualisierung: 8.11.2023

Abstracttoggle arrow icon

Die Epiglottitis ist eine akute, meist fulminant verlaufende Entzündung der Epiglottis, die in der Vergangenheit meist durch Haemophilus influenzae Typ b (Hib) ausgelöst wurde. Seit Einführung der Impfung gegen Hib ist dieses Krankheitsbild seltener geworden und wird meist durch andere Bakterien ausgelöst. Die Epiglottitis hatte früher ihren Altersgipfel im Kindesalter. Sie kann aber in jedem Alter auftreten und betrifft inzwischen vorwiegend Senioren, Ungeimpfte und Impfversager (gegen Hib). Typisch bei Kindern ist ein plötzlicher Krankheitsbeginn mit hohem Fieber, Halsschmerzen, kloßiger Sprache, Speichelfluss und inspiratorischem Stridor, Einziehungen und Zyanose. Kinder nehmen charakteristischerweise eine sitzende Körperhaltung zur Erweiterung der Luftwege ein. Bei Erwachsenen sind Dysphagie, Schluckschmerzen und eine veränderte Stimme typische Zeichen. Aufgrund der akuten Erstickungsgefahr ist bereits bei Krankheitsverdacht eine ärztlich begleitete Einweisung ins Krankenhaus indiziert. Die Diagnosestellung erfolgt anhand der Klinik. Eine Inspektion des Rachens sollte nur in Intubationsbereitschaft erfolgen. Stationäres Monitoring und eine intravenöse Antibiotikatherapie sowie systemische Glucocorticoide und Adrenalin inhalativ sind immer indiziert. In schweren Fällen ist eine Intubation notwendig. Bei adäquater Therapie hat die akute Epiglottitis eine gute Prognose.

Epidemiologietoggle arrow icon

  • Inzidenz [1][2]
    • Kinder: 0,2 pro 100.000 pro Jahr
    • Erwachsene: 1,9–3,1 pro 100.000 pro Jahr [3]
  • Auftreten
    • Ehemaliger Altersgipfel 2–7 Jahre
    • Seit Einführung der Hib-Impfung hauptsächlich bei Senioren, Ungeimpften und Impfversagern

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Ätiologietoggle arrow icon

Pathophysiologietoggle arrow icon

  • Bakterielle Infektion (direkt über die Schleimhaut oder hämatogen) von Epiglottisgewebe und supraglottischen Strukturen → Zunehmende epi- und supraglottische Entzündung und Ödem → Verengung oder Verschluss der Atemwege

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Als Leitsymptome der Epiglottitis kann man sich die „5 S“ merken: Stridor, Sabbern, Sprache (kloßig), Schluckbeschwerden, schnorchelnde Atmung!

Diagnostiktoggle arrow icon

Insb. bei Kindern sollte jede Stresssituation oder Manipulation vermieden werden, da Ersticken durch Verschluss der Atemwege droht! Bereits im Verdachtsfall sollte man einen ärztlich begleiteten Transport im Sitzen ins Krankenhaus veranlassen!

Bei Erwachsenen kann in Abhängigkeit von Stenose und Compliance der Patient:innen auch ohne Sicherung der Atemwege eine weiterführende Untersuchung erfolgen. Eine Manipulation im Rachenraum sollte aber auch hier nur in Intubations- bzw. Koniotomiebereitschaft vorgenommen werden!

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Therapietoggle arrow icon

Allgemeine Maßnahmen

  • Immer stationäre, intensivmedizinische Behandlung!
  • Patient:in bzw. Kind und Eltern beruhigen
  • Patient:in aufrecht lagern (Kinder bspw. auf dem Schoß der Bezugsperson)
  • Bei Kindern möglichst wenig Manipulation
  • Ggf. intravenöse Flüssigkeitssubstitution

Atemwegssicherung

Medikamentöse Therapie

Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Prognosetoggle arrow icon

  • Letalität: Ca. 1% (ohne Intensivbehandlung ca. 5–12%)

Präventiontoggle arrow icon

Haemophilus-influenzae-Typ-b-Impfung [5]

Postexpositionsprophylaxe bei invasiver Hib-Infektion[6]

  • Indikation: Eine Chemoprophylaxe ist indiziert nach engem Kontakt zu Patient:innen mit invasiver Hib-Infektion
    • Die Chemoprophylaxe sollte innerhalb von 7 Tagen nach Symptombeginn der Indexpatient:innen erfolgen
      • Für alle ungeimpften exponierten Kinder ≤4 Jahre
      • Für alle Haushaltsmitglieder der Indexpatient:innen, wenn sich folgende Personen im Haushalt befinden
      • Für alle Kinder und Betreuungspersonen in Gemeinschaftseinrichtungen für Kleinkinder
        • Bei ≥2 Hib-Erkrankungsfällen innerhalb von 2 Monaten, wenn nicht (oder nicht ausreichend) geimpfte Kinder betreut werden
  • Medikamente

Meldepflichttoggle arrow icon

Gemäß dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) besteht keine bundesweite Meldepflicht für die akute Epiglottitis. Es gibt jedoch eine Labormeldepflicht bei Nachweis von Haemophilus influenzae b.

Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Epiglottitis

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

  • J05.-: Akute obstruktive Laryngitis [Krupp] und Epiglottitis
    • J05.0: Akute obstruktive Laryngitis [Krupp]
    • J05.1: Akute Epiglottitis
      • Epiglottitis o.n.A.

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Guldfred et al.:Acute epiglottitis: epidemiology, clinical presentation, management and outcomeIn: The Journal of Laryngology & Otology. Band: 122, Nummer: 8, 2007, doi: 10.1017/S0022215107000473 . | Open in Read by QxMD.
  2. Lichtor et al.:Epiglottitis. It Hasn't Gone AwayIn: Anesthesiology. Band: 124, Nummer: 6, 2016, doi: 10.1097/ALN.0000000000001125 . | Open in Read by QxMD p. 1404-7.
  3. Robert-Koch-Institut: Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2016. Robert-Koch-Institut 2017, ISBN: 978-3-896-06280-2.
  4. S2k-Leitlinie Kalkulierte parenterale Initialtherapie bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen – Update 2018.. Abgerufen am: 10. Januar 2018.
  5. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2021.
  6. STIKO - Epidemiologisches Bulletin 34/2019.
  7. Empfehlungen für die Wiederzulassung in Schulen und sonstigen Gemeinschaftseinrichtungen.Stand: 25. Juli 2006. Abgerufen am: 3. August 2016.
  8. Strutz et al.: Praxis der HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie. 2. Auflage Thieme 2009, ISBN: 978-3-131-16972-3.
  9. Reinhardt et al.: Therapie der Krankheiten im Kindes- und Jugendalter. 8. Auflage Springer 2007, ISBN: 3-540-71898-2.
  10. Kliegman et al.: Nelson Textbook of Pediatrics. 19. Auflage Elsevier 2011, ISBN: 978-1-437-70755-7.
  11. Berner et al.: DGPI-Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. 6 . Auflage Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) 2013, ISBN: 978-3-131-44716-6.
  12. Hoffmann et al.: Pädiatrie: Grundlagen und Praxis. 4. Auflage Springer 2014, ISBN: 3-642-41865-1.
  13. Koletzko, Harnack: Kinder- und Jugendmedizin. 14. Auflage Springer 2012, ISBN: 3-642-11378-8.
  14. Nicolai: Pädiatrische Notfall- und Intensivmedizin. 5. Auflage Springer 2014, ISBN: 978-3-662-43660-8.

Icon of a lockNoch 3 weitere Kapitel kostenfrei zugänglich

Du kannst diesen Monat noch 3 Kapitel kostenfrei aufrufen. Melde dich jetzt an, um unbegrenzten Zugang zu erhalten.
 Evidenzbasierte Inhalte, von festem ärztlichem Redaktionsteam erstellt & geprüft. Disclaimer aufrufen.