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Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe

Letzte Aktualisierung: 28.5.2023

Abstracttoggle arrow icon

Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe (HWGI) zählen weltweit zu den häufigsten Infektionen. Die Erreger gelangen dabei typischerweise im Zusammenhang mit einer gestörten bzw. unterbrochenen Hautbarriere ins Gewebe. Abhängig von der betroffenen anatomischen Struktur ist eine Einteilung der verschiedenen Krankheitsbilder in oberflächliche und tiefe Infektionen möglich. Darüber hinaus können HWGI u.a. nach Art der Infektion (nicht-purulent, purulent, nekrotisierend) und dem Schweregrad (leicht, moderat, schwer/kompliziert) eingeteilt werden.

Klinisch werden HWGI i.d.R. zunächst durch lokale Entzündungszeichen auffällig, deren Art und Ausprägung individuell sehr variabel sein können. Zusätzliche systemische Entzündungszeichen können für einen schweren Verlauf sprechen und sollten entsprechend ernst genommen werden. Therapeutisch kommen sowohl medikamentöse als auch chirurgische Maßnahmen in Betracht. Hierbei sind neben dem konkreten Krankheitsbild auch individuelle Risikofaktoren wie bspw. eine mögliche Immunschwäche zu berücksichtigen. Bei adäquater Behandlung haben die meisten HWGI eine gute Prognose. Ausgenommen hiervon sind nekrotisierende Infektionen wie die Fournier-Gangrän oder die clostridiale Myonekrose, die mit einer hohen Letalität einhergehen.

Klinische Einteilungtoggle arrow icon

Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe können nach vielen verschiedenen Gesichtspunkten eingeteilt werden, von denen im Folgenden nur die klinisch relevantesten genannt sind. Eine einheitliche Definition bzw. Klassifikation der verschiedenen Krankheitsbilder existiert nicht. Bei der Beurteilung der Erkrankungsschwere sind insb. Art und Ausbreitung der Infektion sowie der Allgemeinzustand der betroffenen Person von Bedeutung. [1][2]

Einteilung nach betroffenen anatomischen Strukturen

Je tiefer eine Infektion in das Gewebe eindringt, desto wahrscheinlicher ist eine schwere Infektion! Allerdings sind tief gelegene Infektionen auch von außen schwerer erkennbar!

Einteilung nach Art der Infektion

Während nicht-purulente Infektionen häufig konservativ behandelt werden können, erfordern purulente Infektionen meist eine chirurgische Therapie! „Ubi pus, ibi evacua! – Wo Eiter ist, entleere ihn!“

Nicht-purulente Infektionen können in purulente Infektionen übergehen! Nekrotisierende Infektionen sind pathogenetisch eine eigenständige Entität!

Einteilung nach Schweregrad

Schweregrade bakterieller Infektionen von Haut und Weichgewebe
Nach IDSA [3] Nach Eron et al. [4] Merkmale
Leicht 1
2
Moderat 3
Schwer/kompliziert 4

Eine Einteilung nach Schweregraden ist zur Therapieplanung sowie zur Abschätzung der Prognose sinnvoll!

Nekrotisierende Infektionen sind immer als schwer einzustufen und stellen eine Erkrankung mit unmittelbarem Handlungsbedarf dar!

Risikofaktorentoggle arrow icon

Die genannten Risikofaktoren können sowohl die Entstehung bakterieller Infektionen von Haut und Weichgewebe begünstigen als auch zu einem komplizierten Verlauf beitragen!

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Allgemeine Symptome

Red Flags bei Infektionen von Haut und Weichgewebe

  • Akute Entwicklung bzw. Verschlimmerung der Symptome (innerhalb von Stunden)
  • Ausgeprägte Schmerzen bei initial noch mildem Lokalbefund [2]
  • Unscharfe Begrenzung bzw. über den Lokalbefund hinausgehendes Ödem
  • Tiefrote, bläuliche oder tiefschwarze Färbung (je nach Hauttyp), Blasen bzw. Nekrosen, Hautemphysem

Entscheidend für den Therapieerfolg ist es, eine schwere bzw. komplizierte Infektion rechtzeitig zu erkennen und unverzüglich adäquat zu behandeln!

Diagnostiktoggle arrow icon

Anamnese und körperliche Untersuchung

Bei vielen Infektionen von Haut und Weichgewebe handelt es sich um sog. Blickdiagnosen!

Labordiagnostik und mikrobiologische Untersuchung

Laborchemische Entzündungsparameter spiegeln nicht zwingend den Schweregrad einer Infektion wider und sollten v.a. im Verlauf beurteilt werden!

Bildgebende Verfahren

  • Sonografie: Orientierende Beurteilung der Ausbreitung des Lokalbefundes
  • Konventionelle Röntgenaufnahme: Im Einzelfall zur Mitbeurteilung knöcherner Strukturen
  • Schnittbildgebung (CT, MRT): Therapieplanung bei schweren Infektionen

Eine Schnittbildgebung ist i.d.R. nur bei schweren Infektionen bzw. zum Ausschluss von Differenzialdiagnosen erforderlich!

Krankheitsbilder (Auswahl)toggle arrow icon

Im Folgenden wird eine Auswahl häufiger Krankheitsbilder aus der heterogenen Gruppe der bakteriellen Infektionen von Haut und Weichgewebe vorgestellt.

Weitere bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe werden in gesonderten Kapiteln behandelt:

Erysipeltoggle arrow icon

Definition und Epidemiologie

Das Erysipel ist eine der häufigsten dermatologischen Diagnosen!

Ätiologie und Pathogenese [8][10]

Eintrittspforte für den Erreger sind typischerweise kleine Hautläsionen, die sich meist einige Zentimeter entfernt vom Erythem befinden!

Klinische Präsentation [10][12]

Diagnostik und Differenzialdiagnosen [8][12]

Beim Erysipel handelt es sich typischerweise um eine Blickdiagnose! Ein mikrobiologischer Erregernachweis gelingt nur selten!

Therapie

Systemische Antibiotikatherapie bei Erysipel
Erysipel Antibiotikum der Wahl (Erwachsene) Alternative bei Penicillinallergie
Unkompliziert
Kompliziert
Chronisch-rezidivierend
  • Akuttherapie: Analog zur Behandlung des komplizierten Erysipels
  • Im Anschluss prophylaktische Langzeittherapie
    • Bevorzugt mit Penicillin V [25][26]
    • Bei fehlender Therapieadhärenz mit Depotpenicillin [27]
  • Akuttherapie: Analog zur Behandlung des komplizierten Erysipels
  • Prophylaktische Langzeittherapie: Clarithromycin [28]

Für pädiatrische Dosierungen siehe: Penicillin V (pädiatrisch), Penicillin G (pädiatrisch), Clindamycin (pädiatrisch), Clarithromycin (pädiatrisch)

Bei Nicht-Ansprechen auf die Initialtherapie nach 1–2 Tagen sollten immer eine mikrobiologische Untersuchung und eine antibiogrammgerechte Eskalation der Therapie erfolgen!

Phlegmonetoggle arrow icon

Definition und Epidemiologie

Der alleinige Begriff „Phlegmone“ ist unscharf und potenziell irreführend! Die Differenzierung zwischen begrenzter und schwerer Phlegmone ist von großer klinischer Bedeutung!

Ätiologie und Pathogenese [1]

Eintrittspforte für den Erreger sind typischerweise Bagatellverletzungen, die sich meist zentral im Bereich des Erythems befinden!

Klinische Präsentation [1][8]

Diagnostik und Differenzialdiagnosen [8]

Bei der begrenzten bzw. schweren Phlegmone handelt es sich typischerweise um eine Blickdiagnose!

Therapie [1][8]

Begrenzte Phlegmone

Systemische Antibiotikatherapie bei begrenzter Phlegmone [1]
Indikation Antibiotikum der Wahl (Erwachsene) Alternative bei Penicillinallergie

Erstlinientherapie

Tiefe Infektion

Kontaminierte Wunden, insb. in der Inguinal- oder Anogenitalregion

PVL-positive Staphylokokken
Für pädiatrische Dosierungen siehe: Cefazolin (pädiatrisch), Cefuroxim (pädiatrisch), Clindamycin (pädiatrisch), Clarithromycin (pädiatrisch), Cotrimoxazol (pädiatrisch), bei periorbitaler begrenzter Phlegmone [1]: Cefuroxim [24]

Schwere Phlegmone

Systemische Antibiotikatherapie bei schwerer Phlegmone [1]
Indikation Antibiotikum der Wahl (Erwachsene) Alternative bei Penicillinallergie
Erstlinientherapie
Länger bestehende Infektion, Kontamination oder erfolglose Vorbehandlung
Relevante Komorbiditäten UND länger bestehende Infektion, Kontamination oder erfolglose Vorbehandlung
Traumen mit Süßwasserexposition
Traumen mit Salzwasserexposition

Für pädiatrische Dosierungen siehe: Cefazolin (pädiatrisch), Cefalexin (pädiatrisch), Clindamycin (pädiatrisch), Clarithromycin (pädiatrisch), Cotrimoxazol (pädiatrisch), Doxycyclin (pädiatrisch), Ciprofloxacin (pädiatrisch), Ceftriaxon (pädiatrisch), Cefuroxim (pädiatrisch)

Bei schwerer Phlegmone sollte sich die Dauer der systemischen Antibiotikatherapie nach dem klinischen Ansprechen richten! Typisch sind 5–10 Tage bei unkomplizierten Infektionen! [1]

Bei immunkompromittierten Personen kann eine systemische Antibiotikatherapie über 7–14 Tage erforderlich sein! [1]

Schwere/komplizierte Weichgewebeinfektion

Systemische Antibiotikatherapie bei komplizierter schwerer Weichgewebeinfektion [1]
Komplizierender Faktor Antibiotikum der Wahl (Erwachsene)
Vorliegen von >1 Komorbiditäten

Zusätzlich Fieber und erstmalige Episode einer Neutropenie

Follikulitis, Furunkel und Karbunkeltoggle arrow icon

Definition und Epidemiologie [6]

Die verschiedenen Schweregrade einer Haarfollikelentzündung können fließend ineinander übergehen!

Ätiologie und Pathogenese [1][6]

  • Erreger: Meist Staphylococcus aureus
  • Pathogenese
    • Haarfollikelöffnung als Eintrittspforte, insb. nach
      • Mechanischer Hautreizung (bspw. Rasur oder Epilation)
      • Erhöhter Erregerexposition (bspw. Schwimmbadbesuch)
    • Lokale Entzündungsreaktion (Papel bzw. Nodus) → Eitrige Einschmelzung (Pustel)
    • Im Verlauf spontane Eiterentleerung oder Ausbreitung auf benachbarte Follikel
    • Bei Auftreten im Gesichtsbereich: Gefahr der hämatogene Fortleitung nach orbital oder intrakraniell

Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe in der Zentrofazialregion können durch hämatogene Fortleitung zu schweren Folgekomplikationen wie Orbitalphlegmone, Sinus-cavernosus-Thrombose oder Meningitis führen!

Klinische Präsentation [6]

Diagnostik und Differenzialdiagnosen

Bei Follikulitis, Furunkel und Karbunkel handelt es sich typischerweise um Blickdiagnosen!

Therapie [1][55]

Systemische Antibiotikatherapie bei Furunkel bzw. Karbunkel
Indikation Antibiotikum der Wahl (Erwachsene) Alternative bei Penicillinallergie
Erstlinientherapie
HA-MRSA (Verdacht oder Nachweis)
CA-MRSA bzw. PVL (Verdacht oder Nachweis)
Für pädiatrische Dosierungen siehe: Cefazolin (pädiatrisch), Cefuroxim (pädiatrisch), Clindamycin (pädiatrisch), Vancomycin (pädiatrisch), Doxycyclin (pädiatrisch)

Follikulitiden heilen meist spontan! Die allgemeinen Therapiemaßnahmen sind typischerweise ausreichend!

Bei Furunkeln bzw. Karbunkeln ist eine systemische Antibiotikatherapie insb. bei ausgeprägtem Befund oder Auftreten im Gesichtsbereich indiziert!

Kutane Abszessetoggle arrow icon

Definition und Epidemiologie [8][63]

  • Definition
    • Gewebseinschmelzung und Eiteransammlung mit umgebender Abszessmembran (nicht-präformierter Hohlraum)
    • Lokalisation in der Dermis und/oder Subkutis
  • Inzidenz: Hoch
  • Geschlechterverhältnis: =

Ätiologie und Pathogenese

Klinische Präsentation [12]

Diagnostik und Differenzialdiagnosen

Bei kutanen Abszessen handelt es sich typischerweise um eine Blickdiagnose!

Therapie [1]

Systemische Antibiotikatherapie bei kutanem Abszess
Indikation Antibiotikum der Wahl (Erwachsene) Alternative bei Penicillinallergie
Erstlinientherapie
Oberflächliche Abszesse mit stark kontaminierter Eintrittspforte
Tiefe Abszesse
Abszess nach Penetration mit kontaminierten Gegenständen oder Operationen mit hohem Infektionsrisiko
CA-MRSA (Verdacht oder Nachweis)
Pädiatrische Dosierungen: Cefazolin (pädiatrisch), Cefalexin (pädiatrisch), Clindamycin (pädiatrisch), Ampicillin/Sulbactam (pädiatrisch), Amoxicillin/Clavulansäure (pädiatrisch), Piperacillin/Tazobactam (pädiatrisch), Ciprofloxacin (pädiatrisch), Metronidazol (pädiatrisch), Vancomycin (pädiatrisch

Bei kutanen Abszessen stellt die chirurgische Therapie die wichtigste, primär wirksamste Behandlung und bei unkomplizierten Abszessen oft einzig erforderliche Therapie dar! Sie kann nicht durch eine Antibiotikatherapie ersetzt werden!

Nekrotisierende Fasziitistoggle arrow icon

Definition und Epidemiologie [2]

  • Definition: Ischämisch-nekrotisierende bakterielle Infektion der Faszie und des darunter liegenden Muskels
    • Eigenständige Entität mit besonderer, toxinvermittelter Pathogenese [1]
    • Kein direktes Kontinuum anderer Haut- und Weichgewebeinfektionen
    • Lebensbedrohliches, i.d.R. rasch fortschreitendes Krankheitsbild
  • Epidemiologie
    • Inzidenz: Niedrig [68]
    • Alters- und Geschlechterverteilung: Überwiegend ältere und männliche Personen betroffen [69]
  • Prognose: Hohe Letalität (ca. 30%) [70]

Bei der nekrotisierenden Fasziitis handelt es sich um ein lebensbedrohliches Krankheitsbild mit dringender chirurgischer und intensivmedizinischer Behandlungsnotwendigkeit!

Die Prognose verschlechtert sich maßgeblich, je mehr Zeit bis zur Diagnosestellung und Behandlung verstreicht!

Ätiologie und Pathogenese

Die spezifische Pathophysiologie nekrotisierender Infektionen ist von der Enzym- bzw. Toxinausschüttung der beteiligten Erreger abhängig! [2]

Klinische Präsentation [71]

  • Auftreten grundsätzlich überall möglich
    • Typischerweise an Körperstamm und Perineum (ca. 70–80%, meist Vorerkrankte betroffen)
    • Seltener an den Extremitäten oder im Kopf-/Halsbereich (ca. 20–30%, meist Immunkompetente betroffen)
  • Frühphase (innerhalb der ersten 24 h): Sehr starke Schmerzen bei relativ gering ausgeprägtem Lokalbefund
  • Übergangsphase (Tag 2–4): Weitere Schmerzzunahme und ausgeprägte systemische Entzündungszeichen
    • Zunehmende bläulich/dunkle Hautverfärbung sowie Nekrosenbildung
    • Fakultativ: Blasenbildung bzw. Ausprägung eines Hautemphysems
  • Spätphase (Tag 4–6): Zunehmende Organdysfunktion bei abnehmendem Schmerzempfinden
  • Dauer und Ausprägung der verschiedenen Phasen können individuell sehr variabel sein
  • Für allgemeine Symptome siehe: Bakterielle Infektionen von Haut und Weichgewebe - Symptome

Das Vorliegen starker Schmerzen bei relativ gering ausgeprägtem Lokalbefund sollte frühzeitig an eine nekrotisierende Infektion denken lassen!

Diagnostik und Differenzialdiagnosen [8]

Bei V.a. eine nekrotisierende Fasziitis ist eine schnelle Diagnostik potenziell lebensrettend – und muss daher ggf. auch über eine explorative Inzision erzwungen werden!

Eine bildgebende Diagnostik sollte nicht die Zeit bis zur chirurgischen Vorstellung bzw. operativen Therapie verzögern!

Therapie [1][8]

Systemische Antibiotikatherapie bei nekrotisierender Fasziitis [1]
Indikation Antibiotikum der Wahl (Erwachsene)
Erstlinientherapie (Typ-I- und Typ-II-Infektion)
Versagen der Erstlinientherapie
Monoinfektion mit Streptokokken der Gruppe A
Typ-III-Infektion
Für pädiatrische Dosierungen siehe: Piperacillin/Tazobactam (pädiatrisch), Clindamycin (pädiatrisch), Meropenem (pädiatrisch), Ertapenem (pädiatrisch), Ceftriaxon (pädiatrisch), Metronidazol (pädiatrisch), Penicillin (pädiatrisch), Doxycyclin (pädiatrisch)

Eckpfeiler der Therapie bei nekrotisierender Fasziitis sind ein frühzeitiges radikales chirurgisches Débridement, eine ebenso frühzeitige Behandlung mit Breitspektrumantibiotika in maximaler Dosierung sowie eine begleitende intensivmedizinische Versorgung bzw. Überwachung! [1]

Wird MRSA als auslösender oder beteiligter Erreger vermutet, soll die Therapie immer Linezolid beinhalten! [1]

Fournier-Gangräntoggle arrow icon

Definition und Epidemiologie

Ätiologie und Pathogenese [82]

Klinische Präsentation [2][82]

Starke Schmerzen bei relativ gering ausgeprägtem Lokalbefund in typischer Lokalisation sollten auch bei langsamem Verlauf an eine potenziell lebensgefährliche Fournier-Gangrän denken lassen!

Diagnostik und Differenzialdiagnosen [84]

Therapie

Die Fournier-Gangrän kann mit einer dezenten klinischen Präsentation einhergehen, ist jedoch eine akute Notfallsituation mit hoher Letalität!

Clostridiale Myonekrose (Gasbrand)toggle arrow icon

Definition und Epidemiologie

  • Definition: Lebensbedrohliche, durch Clostridien hervorgerufene nekrotisierende Infektion der Skelettmuskulatur
  • Epidemiologie [90]
    • Inzidenz: Niedrig (<100 Fälle pro Jahr in Deutschland, abnehmende Tendenz )
    • Alters- und Geschlechterverteilung: Überwiegend ältere und männliche Personen betroffen
  • Prognose: Hohe Letalität [91][92]
    • Bei adäquater Therapie: 20–25%
    • Unbehandelt: Bis zu 100%

Ätiologie und Pathogenese [91]

Durch die Toxinwirkung wird das Milieu noch anaerober, was in einem Circulus vitiosus zu einer Verbesserung der Wachstumsbedingungen für die Clostridien führt!

Klinische Präsentation [91]

Starke Schmerzen bei relativ gering ausgeprägtem Lokalbefund sollten an eine potenziell lebensgefährliche Infektion denken lassen!

Beim Gasbrand tritt typischerweise ein knisterndes Hautemphysem auf!

Diagnostik und Differenzialdiagnosen

Therapie

Systemische Antibiotikatherapie bei clostridialer Myonekrose [1][3]
Indikation Antibiotikum der Wahl (Erwachsene)
Bei V.a. clostridiale Myonekrose (ohne Erregernachweis)
Clostridiale Myonekrose (Nachweis von Clostridium spp.)
Für pädiatrische Dosierungen siehe: Vancomycin (pädiatrisch), Piperacillin/Tazobactam (pädiatrisch), Ampicillin/Sulbactam (pädiatrisch), Meropenem (pädiatrisch), Penicillin (pädiatrisch), Clindamycin (pädiatrisch)

Wichtigstes Element der Therapie einer clostridialen Myonekrose ist das radikale, entschlossene und frühzeitige chirurgische Débridement! [96]

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Erkrankungen mit lokaler Schwellung bzw. Hautverfärbung

Erkrankungen mit Hautdefekten bzw. Blasenbildung

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Komplikationentoggle arrow icon

Lokal

  • Eitrige Einschmelzung bzw. Abszedierung in tiefere Gewebeschichten, bspw. Psoasabszess
  • Kontinuierliche Ausbreitung auf benachbarte Strukturen [99]
  • Gewebeverlust durch Nekrotisierung

Systemisch

Postinfektiös

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Patienteninformationentoggle arrow icon

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

A46: Erysipel (Wundrose)

L02.-: Hautabszess, Furunkel und Karbunkel

L03.-: Phlegmone