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Allergische Erkrankungen

Letzte Aktualisierung: 17.7.2025

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Allergien sind überschießende Immunreaktionen gegenüber sonst ungefährlichen Stoffen. Statt das Allergen zu ignorieren, wird es erkannt und löst eine (allergische) Entzündungsreaktion aus. Klinisch manifestieren sich diese Entzündungsreaktionen im Wesentlichen an Haut, Atemwegen, Gastrointestinaltrakt und kardiovaskulärem System. Es wird je nach Pathophysiologie, typischem klinischen Bild und zeitlichem Verlauf eine Unterscheidung der Allergien nach Coombs und Gell vorgenommen.

Bei Soforttyp-Reaktionen vom Typ I kommt es bei Erstkontakt zu einer Sensibilisierung gegenüber einem Allergen mit Bildung von IgE-Antikörpern. Bei erneutem Kontakt wird unmittelbar eine IgE-vermittelte Reaktion ausgelöst. Klinisch kann dies mit Juckreiz, Ödemen oder Rötungen sowie mit schweren systemischen Reaktionen von Schleimhäuten und Bronchialsystem einhergehen bis hin zum anaphylaktischen Schock mit Herz- und Kreislaufversagen. Typische Beispiele sind Pollen- und Nahrungsmittelallergien.

Zytotoxische Allergien vom Typ II treten i.d.R. innerhalb von Minuten bis wenige Stunden nach Reexposition auf. Hier kommt es zu einer antikörpervermittelten Immunreaktion gegen die Zellen des eigenen Körpers. Komplementvermittelte und komplementunabhängige Mechanismen führen zu einer Apoptose bzw. Lyse der Zielzelle. Zu den Typ-II-Allergien zählen bspw. die medikamenteninduzierte Agranulozytose, allergische Thrombozytopenien, Transfusionsreaktionen und der Morbus haemolyticus neonatorum.

Typ-III-Allergien treten i.d.R. erst 3–8 h nach Reexposition auf und werden durch Immunkomplexreaktionen verursacht. Vertreter der Typ-III-Allergien sind bspw. die exogen allergische Alveolitis und die Immunkomplexvaskulitis. Die Serumkrankheit entwickelt sich meist mit einer Latenz von mehreren Tagen.

Bei den Typ-IV-Allergien kommt es nach Reexposition zum zeitlich deutlich verzögerten Auftreten durch T-Zell-vermittelte Reaktionen. Dazu zählen bspw. das allergische Kontaktekzem sowie das Arzneimittelexanthem.

Die symptomatische Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der allergischen Reaktion. Eine wichtige Rolle spielen hierbei Glucocorticoide in unterschiedlichen Darreichungsformen, während in der Sekundärprophylaxe bei allen Allergietypen das Meiden des ursächlichen Allergens essenziell ist.

Du möchtest diesen Artikel lieber hören als lesen? Wir haben ihn für dich im Rahmen unserer studentischen AMBOSS-Audio-Reihe im Podcastformat vertont. Den Link findest du am Kapitelende in der Sektion “Tipps & Links".

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Übersichttoggle arrow icon

Überempfindlichkeitsreaktionen nach Coombs und Gell

  • Einteilung in 4 Typen
  • I.d.R. vorherige Sensibilisierung erforderlich (ggf. auch über die Muttermilch oder in utero)
  • Unverträglichkeiten (bspw. gegen Nahrungsmittel) können diesen Typen nicht zugeteilt werden
Übersicht der Überempfindlichkeitsreaktionen nach Coombs und Gell
Typ-I-Allergie (Soforttyp-Reaktion) Typ-II-Allergie (zytotoxische Reaktion) Typ-III-Allergie (Immunkomplex-Reaktion) Typ-IV-Allergie (Spättyp-Reaktion)
Symptombeginn
  • Sekunden bis Minuten nach Exposition
  • Minuten bis wenige Stunden nach Exposition
  • Ca. 3–8 h nach Exposition
  • Ca. 24–72 h nach Exposition
Grundlegende Pathophysiologie
  • Bildung von Immunkomplexen aus löslichen Antigenen und Antikörpern (v.a. IgG)
  • Insb. perivaskuläre Gewebsschädigung und Entzündung
  • Antikörperunabhängige, T-Zell-vermittelte Reaktion
  • Verzögerte Lyse der Zielzellen und Entzündungsreaktion im Gewebe
Beispiele für Symptome

Kreuzreaktionen

  • Definition: Allergische Reaktion des Körpers auf Stoffe, deren Proteinstruktur der des primären Allergens ähnelt
  • Pathophysiologie: Gegen bestimmte Strukturen des Allergens gerichtete IgE-Antikörper erkennen Stoffe mit gleichen oder ähnlichen Strukturen
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Atopietoggle arrow icon

Definition [1]

Verlauf

Prädisposition

  • Erhöhtes Atopierisiko: Atopische Erkrankung bei mind. einem Verwandten ersten Grades
  • Siehe auch: Stigmata bei Atopie

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Typ-I-Allergietoggle arrow icon

Auslöser und Unterformen der Typ-I-Allergie [1][2][3]

Allergengruppen Allergene (Beispiele) Klinisches Bild
Aeroallergene
  • Pollen
  • Tierepithelien
  • Milben
  • Schimmel
  • Latex
Nahrungsmittelallergene
  • Nuss
  • Erdnuss
  • Soja
  • Ei
  • Weizen
  • Milcheiweiß
  • Schalentiere
  • Steinobst
  • Sellerie
Insektengift
  • Meist Bienen- und Wespengift
  • Seltener Hornissengift
Medikamente und Diagnostika

Eine anaphylaktische Reaktion bis hin zum Schock ist immer(!) möglich!

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Pathophysiologietoggle arrow icon

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Diagnostiktoggle arrow icon

Anamnese [1][2][3]

Die Anamnese ist hier besonders wichtig, um gezielt nach Triggerfaktoren suchen und diese eliminieren zu können.

  • Umgebungsanamnese: Raucherhaushalt? Haustiere? Schimmelbefall? Wohnraum städtisch oder ländlich?
  • Eigenanamnese: Atopische Erkrankungen (atopische Dermatitis/Asthma bronchiale)? Stattgehabte Pneumonien? Nahrungsmittelreaktionen?
  • Akute Anamnese
    • Betroffene Organsysteme: Bronchien? Nase? Augen? Magen-Darm-Trakt? Haut? Kreislaufsystem?
    • Zeitliche Korrelation der Symptome: Insb. morgens, nachts oder tageszeitunabhängig? Persistierend, täglich oder wöchentlich? Saisonal oder ganzjährig?
    • Mögliche Auslöser: Auftreten insb. im Garten, im Bett, nach Kontakt zu Tieren oder Tabakrauch bzw. bestimmten Nahrungsmitteln?
    • Bereits erfolgte Diagnostik/Therapie: Allergologische Testung? Medikamente erhalten? Wenn ja, mit Erfolg?
  • Expositionskarenz (zu diagnostischen Zwecken)
    • Verschwinden der Symptome im Urlaub (Abwesenheit vom Arbeitsplatz bzw der Haustiere)
    • Aufenthalt am Meer oder in den Bergen (pollenarmes Klima)
    • Gezielte Kontaktvermeidung zu Tieren oder bestimmten Nahrungsmitteln
  • Familienanamnese: Allergische/atopische Erkrankungen bzw. ähnliche Symptome bei Familienmitgliedern

Die diagnostische Expositionskarenz ist bspw. bei berufsbedingten Allergien oder Allergien gegen Haustiere wegweisend. Wird die Symptomatik bspw. im Urlaub (Abwesenheit vom Arbeitsplatz bzw. der Haustiere) besser, spricht dies für einen direkten Zusammenhang.

Klinische Untersuchung

Allergiediagnostik mittels Hauttestung

  • Prinzip: Kontakt von Allergenen mit IgE-antikörpertragenden Mastzellen in der DermisMastzellaktivierung → Freisetzung von Mediatoren, insb. HistaminQuaddel und Rötung
    • Hauttestung entspricht dermaler Provokationstestung
    • Unterschiedliche Verfahren
    • Notfallmedikamente sollten immer bereitstehen, um ggf. auftretende Reaktionen behandeln zu können
  • Zeitpunkt der Testung
  • Keine Kontraindikationen
    • Leichte Rhinoconjunctivitis allergica
    • Alter: Testung auch bei Säuglingen und alten Menschen möglich
  • Kontraindikationen
  • Zusätzlich erhöhtes Anaphylaxierisiko
    • Bei schwerer Anaphylaxie in der Anamnese
    • Bei Allergenkontakt kurz vor der Diagnostik
    • Bei Testung mit nativen Allergenen
  • Interpretation
    • Negativer Befund: Hauttests können trotz vorliegender Allergie negativ ausfallen → In-vitro-Testung empfohlen
    • Positiver Befund: Klinische Relevanz anhand Anamnese oder/und Provokationsbefund eruieren!
  • Reaktionszeiten
    • Maximale Soforttypreaktion: ≤15 min, Rückbildung ≤2 h
    • Verzögerte Soforttypreaktion: Innerhalb von Stunden möglich (Quaddel, Erythem)
    • Spättypreaktion: Innerhalb von Stunden bis Tagen möglich (Papel, Ekzem – insb. bei Vorliegen eines atopischen Ekzems)
    • Anaphylaktische Reaktion: ≤30 min, aber auch Stunden später möglich

Wenn Zweifel darüber bestehen, ob ein Hauttest zu gefährlich ist, sollte ein in-vitro-Test bevorzugt werden. Es muss immer eine Aufklärung der Patient:innen und ggf. des Erziehungsberechtigten erfolgen. Bei Durchführung des Hauttests trotz erhöhter Anaphylaxiegefahr sollte eine schriftliche Zustimmungserklärung vorliegen.

Fällt eine Testung trotz starkem klinischem Allergieverdacht negativ aus, ist zusätzlich eine in-vitro-Testung empfehlenswert!

Bei klinisch stummer Sensibilisierung, also wenn die Patient:innen trotz positiver Testergebnisse keine Symptome zeigen, liegt keine Allergie vor und es ergibt sich kein Handlungsbedarf!

Prick-Test

  • Methode der 1. Wahl
  • Durchführung
    • Obligate Verwendung von Kontrolllösungen: Zeigt sich die erwartete Reaktion nicht, ist der Test unbrauchbar und sollte wiederholt werden
      • Negativkontrolle: NaCl 0,9% → Keine Reaktion
      • Positivkontrolle: Histaminhaltige Lösung → Quaddelbildung und Rötung
    • Applikation je eines Tropfens einer standardisierten Testlösung auf die Haut der Unterarminnenseite
    • Leichtes Anstechen mit einer Lanzette (durch den Tropfen)
  • Auswertung: Ablesung nach ca. 20 min und Beurteilung von Hautrötung bzw. Quaddelgröße
    • Positive Testreaktion: Quaddeldurchmesser ≥3 mm
  • Prick-to-Prick
    • Variante des Pricktests: Mit nativen Allergenen an der Haut
    • Durchführung: Applizieren von Partikeln des nativen Allergens mittels Pricknadel in die Haut der Patient:innen
    • Auswertung: Ablesung nach ca. 20 min und Beurteilung von Hautrötung bzw. Quaddelgröße
  • Scratchtest [4]
    • Variante des Pricktests: Mit nativen Allergenen oder standardisierter Testlösung nach primärer Hautritzung
    • Durchführung
      • Einritzen der Haut mit einer Lanzette (ca. 5–10 mm)
      • Auftragen und ggf. Einreiben des Allergens
      • Scratch-Chamber-Test: Zusätzlich Abdeckung der Teststelle mit einer Kammer
    • Auswertung: Ablesung nach ca. 20 min und Beurteilung von Hautrötung bzw. Quaddelgröße
    • Nachteile
      • Häufigere unspezifische Reaktionen
      • Erhöhtes Risiko für systemische Reaktionen

Wenn mehrere Allergene getestet werden, ist es sinnvoll, die Areale durchzunummerieren oder anderweitig zu kennzeichnen, um die Allergene hinterher der Reaktion zuordnen zu können.

Reibetest

  • Alternative Testmethode bei zu erwartender starker Reaktion
  • Durchführung: Einreiben von Partikeln des nativen Allergens an der intakten Unterarminnenseite ohne Einritzen der Haut
  • Auswertung: Ablesung nach ca. 20 min und Beurteilung von Hautrötung bzw. Quaddelgröße

Intrakutantest

  • Alternative Testmethode mit intrakutaner Injektion von sterilen, standardisierten Testlösungen am Rücken (oder an der Unterarminnenseite)
  • Im Vergleich zu den anderen Hauttests höchste Sensitivität, jedoch sehr aufwendiges und kostspieliges Verfahren
  • Durchführung
    • Aufziehen der Lösung in sterile Spritzen
    • Applikation von 0,02–0,05 mL mittels 21er-Kanüle intrakutan (ca. 3 mm große Quaddel)
    • Neue Spritze und neue Kanüle für jedes Allergen
  • Auswertung: Ablesung nach ca. 20 min und Beurteilung von Hautrötung bzw. Quaddelgröße
    • Positive Testreaktion: Quaddeldurchmesser ≥5 mm

In-vitro-Allergie-Diagnostik

Nur ein sehr kleiner Anteil des IgE zirkuliert frei im Blut, sodass die Bestimmung des (freien) Gesamt-IgE bzw. des spezifischen IgE keine Aussage über die Ausprägung der Reaktion zulässt.

Provokationstestung

  • Indikationen
    • Fehlende Übereinstimmung zwischen Anamnese und Antikörpernachweis
    • Multiple Sensibilisierungen
    • Absicherung der Diagnose
    • Einleitung einer Allergen-Immuntherapie
    • Gutachten (mit Kausalitätsnachweis)
  • Zeitpunkt der Testung: Mind. 7 Tage nach Absetzen von Antihistaminika und systemischen Glucocorticoiden
  • Oraler Provokationstest
    1. Schleimhautprovokation: Zu testende Nahrung wird in den Mund genommen und sofort wieder ausgespuckt
      • Beurteilung der Reaktion
      • Keine eindeutige Reaktion, dann
    2. Systemische Provokation: Zu testende Nahrung wird geschluckt (in aufsteigender Dosis)
      • Beurteilung der Reaktion
      • Erneut keine Reaktion: Vorsichtige Wiedereinführung des entsprechenden Nahrungsmittels möglich
  • Nasaler Provokationstest (mittels Rhinomanometrie)
    1. Messung nativ ohne Provokation: Zur Bestimmung der normalen Belüftung
    2. Messung nach Einbringen von NaCl 0,9% in die Nase und 10 min Einwirkzeit: Zum Ausschluss einer Schleimhautschwellung aus mechanischen Gründen
    3. Messung nach Einbringen des Allergens (als Lösung) in die Nase und 10 min Einwirkzeit:
      • Bei >40% Luftpassageabnahme: Nachweis allergischer Reaktion
      • Bei fehlender Reaktion: Testung mit höher-konzentrierter Allergenlösung
        • Nach 10 min Einwirkzeit weiterhin keine Reaktion: Testung negativ (allergische Reaktion unwahrscheinlich)
  • Bronchialer Provokationstest (mittels Bodyplethysmografie) [5]
    1. Allergen-Applikation mittels Vernebler
    2. Lungenfunktionsprüfung nach Inhalationsende
      • Keine/geringe Reaktion: Dosissteigerung im Mindestabstand von 20 min
      • Reaktion nahe dem „Positivkriterium“: Wiederholung der Prüfung mit vorangegangener Dosis
      • Positivkriterien einer allergischen Reaktion: FEV1-Abfall um ≥20% oder Atemnot/Husten

Aufgrund des Risikos einer biphasischen Reaktion sollte insb. nach positiver oraler Provokationstestung immer eine ausreichende Nachbeobachtungszeit erfolgen!

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Symptomatische Therapie bei Typ-I-Reaktionen [1][2][3]

Kausale Therapie: Allergen-Immuntherapie (AIT)

Anwendungsvergleich SCIT und SLIT

Kriterien SCIT SLIT
Verabreichung
  • Subkutane Injektion
    • Schmerzhaft
    • Ärztlich überwacht
  • Sublingual
    • Nicht schmerzhaft
    • Selbstverantwortlich
Zeitlicher Aufwand
  • Hoch
    • Häufige Praxisbesuche
    • Jeweils mind. 30 min Nachbeobachtungszeit
  • Niedrig
    • Seltene Praxisbesuche
    • Einnahme zu Hause möglich
Nebenwirkungen
  • Lokal häufig
  • Systemisch sehr selten
  • Lokal sehr häufig
  • Systemisch extrem selten
Verfügbare Allergene
  • Pollen
  • Hausstaubmilben
  • Wespen- oder Bienengift
  • Individuelle Rezepturen auch für andere Allergene möglich
  • Pollen
  • Hausstaubmilben
  • Durchführung
    • Aufklärung: Ablauf, Nebenwirkungen, Erfolgsaussichten (Therapieinformationsblätter siehe: Tipps & Links)
    • Therapieschema: Klassisch oder präsaisonal
    • Behandlungsphasen
      • Grundbehandlung: Dosissteigerung bis zur Höchstdosis in kurzen zeitlichen Intervallen
      • Fortsetzungsbehandlung: Regelmäßige Verabreichung der Höchstdosis
    • Dosisanpassung: Produktspezifisch je nach Verträglichkeit und Abstand zur letzten Gabe
    • Vorgehen bei SCIT
      1. Verträglichkeit der letzten Dosis und mögliche Kontraindikationen erfragen
      2. Produktspezifische Dosis bzw. Dosisanpassung in Fachinformation prüfen
      3. Produkt prüfen , Flasche schütteln und entsprechende Dosis in 1-mL-Spritze aufziehen
      4. Hautareal desinfizieren
      5. Präparat nach vorheriger Aspiration streng subkutan in den dorsalen Oberarm injizieren
      6. Mind. 30 min nachbeobachten
      7. Zu körperlicher Schonung und Alkoholverzicht am Injektionstag raten
      8. Dosis und Injektionsort dokumentieren
      9. Bei AIT gegen ein weiteres Allergen: Injektion in den anderen Oberarm nach 30 min
    • Vorgehen bei SLIT
      • Erste Einnahme meist unter ärztlicher Aufsicht und ca. 30 min Nachbeobachtungszeit empfohlen
      • Lösung unter die Zunge sprühen bzw. Tablette unter die Zunge legen und 1–2 min einwirken lassen (siehe: Packungsbeilage des jeweiligen Präparates)
      • Einnahme nicht gleichzeitig mit Nahrung/Getränken
      • Je nach Präparat Aufdosierung notwendig

Bei jeder Injektion eines Allergens sollten Notfallmedikamente zur Behandlung einer anaphylaktischen Reaktion griffbereit sein!

Beispielpräparate AIT
Applikationsform Gräser-, Getreide-, Kräuterpollen Baumpollen Hausstaubmilben Bienen- und Wespengift [7]
SCIT
  • ALK-depot SQ®
  • Allergovit®
  • Depigoid®
  • Pollinex® Quattro
  • Purethal®
  • Acaroid®
  • ALK-depot SQ®
  • Depigoid®
  • Purethal®
  • ALK-depot SQ®
  • Ve­no­menhal®
  • Ve­no­mil®
SLIT
  • Grazax®
  • Oralair®
  • Staloral®
  • Sublivac®
  • Acarizax®
  • Orylmyte®
  • Präparate mit mehreren Allergenen erhältlich (z.B. verschiedene Gräser, Gräser + Baumpollen)
  • Auflistung aller erhältlichen Präparate samt Zulassungsdetails, siehe: Tipps und Links
  • Behandlungsdauer: 3–5 Jahre [8]
  • Prognose: Kann Symptome und Medikamentengebrauch reduzieren , abhängig von
    • Präparat
    • Durchführung (SCIT vs. SLIT, Therapieadhärenz)
    • Allergie (z.B. bessere Erfolgsaussichten bei Mono- vs. Polysensibilisierung, Insektengift- vs. Hausstaubmilbenallergie, frühem Therapiebeginn)
    • Patientenabhängigen Faktoren (z.B. Alter, Begleiterkrankungen)
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Auslöser und Unterformen der Typ-II-Reaktion [9]

Auslöser und Unterformen der Typ-II-Reaktion
Krankheitsbild Allergene Klinisches Bild Therapie
Medikamenteninduzierte Agranulozytose
Medikamenteninduzierte Thrombozytopenie
Allergische hämolytische Anämie
Morbus haemolyticus neonatorum

Pathophysiologie der Typ-II-Allergie

Allgemein

  • Schnelle Reaktion: Minuten bis wenige Stunden nach der Exposition
  • Mechanismus

Komplementvermittelte Reaktionen

Komplementunabhängige Reaktionen

  • Apoptotische Reaktion
  • Störung der Zellkommunikation
    • Antikörper gegen Rezeptoren auf Zellmembranen
      • Aktivierung von Signalwegen: Bindung des Antikörpers aktiviert Rezeptor (wie ein Signalmolekül)
      • Inhibierung von Signalwegen: Blockierung der Antikörperbindung an den Rezeptor → Bindung von Signalmolekülen gestört → Signalweitergabe gestört

Diagnostik

Prävention

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Auslöser und Unterformen der Typ-III-Reaktion[1][10]

Auslöser und Unterformen der Typ-III-Reaktion
Krankheitsbild Allergene Klinisches Bild / Diagnostik
Exogen-allergische Alveolitis
Immunkomplexvaskulitis
Immunkomplexnephritis
Serumkrankheit
Immunkomplex-Anaphylaxie [10][11][12]
  • Fremdserum, Dextran (sog. Dextran-Anaphylaxie)

Pathophysiologie der Typ-III-Allergie

  • Spätreaktion: Ca. 3–8 h nach Exposition
    • Mechanismus: Immunkomplexbildung zwischen zirkulierenden Antigenen und spezifischen Antikörpern (insb. IgG) → Aktivierung der Komplementkaskade → Lokale Infiltration mit neutrophilen Granulozyten → Freisetzung lysosomaler Enzyme → Insb. perivaskuläre Gewebsschädigung und Entzündung
    • Immunkomplexbildung und Komplementaktivierung
      • Zirkulierende Antigene (intern/extern) → Bindung an spezifische IgG-Antikörper → Bildung verschieden großer Immunkomplexe → Binden von Makrophagen an Immunkomplexe → Einschluss und Abbau großer Immunkomplexe und Verbleiben von kleinen Immunkomplexen im Blutkreislauf → Ablagerung (Deposition) der Immunkomplexe an der Gefäßwand, insb. in kleinen Blutgefäßen → Komplementaktivierung → Aufspaltung der Komplementproteine in kleinere Fragmente → Chemotaktische Wirkung → Bindung von Neutrophilen (mithilfe ihres Fc-Rezeptors) an die passende Region eines Antikörpers aus dem Immunkomplex → Freisetzung von toxischen Substanzen durch die Neutrophilen → Schädigung von angrenzenden Gefäßwandzellen → Zerstörung von Endothelzellen und Zellen der Basalmembran → Erhöhte Permeabilität der Gefäßwand → Austritt von Stoffen aus dem Blutgefäß ins umgebende Gewebe → Ausweitung der Entzündungsreaktion → Perivaskuläre Gewebsschädigung

Therapie

Prävention

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Auslöser und Unterformen der Typ-IV-Reaktion [2]

Beispiele für Typ-IV-Reaktionen
Krankheitsbilder Allergene Klinisches Bild
Allergisches Kontaktekzem (Häufig! Etwa 10% aller Berufskrankheiten!)
Makulopapulöses Arzneimittelexanthem
  • Symptombeginn
    • Bei Sensibilisierung: 7–10 d nach Einnahmebeginn
    • Bei Reexposition: Innerhalb von 6–12 h bis 3 d nach Einnahmebeginn
  • Klinisches Bild
    • Stammbetontes makulopapulöses juckendes Exanthem i.d.R. mit Aussparung des Gesichts
    • Maximum: 48–72 h nach Symptombeginn
    • Abklingen: 5–7 d nach Symptombeginn
Nahrungsmittelallergien
  • Enterokolitis: Kuhmilch, Soja, Reis, Hafer, Fleisch
  • Proktokolitis: Milch (durch Stillen)
Tuberkulin-Hauttest
  • Tuberkulin
Sonderform: Transplantatabstoßung
  • Transplantiertes Organ

Therapie

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Allgemeines

CD4+-vermittelte Reaktionen

CD8+-vermittelte Reaktionen

Die Typ-IV-Reaktion ist als einzige antikörperunabhängig und führt zu einer verzögerten Entzündungsreaktion.

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Allgemeines Vorgehen

Epikutantest [15]

  • Prinzip: Standardisierte und kontrollierte kutane Exposition verdächtiger Kontaktallergene
    • Beurteilung der Hautreaktion nach mehreren Tagen
    • Ziel: Nachweis oder Ausschluss einer Kontaktsensibilisierung
  • Indikation: Bei V.a.
  • Kontraindikationen
    • Schwere Dermatitis oder akute Hautschädigung im Testareal
    • Schwangerschaft und Stillzeit
  • Zu beachten
  • Testsubstanzen
    • Immer sog. Standardreihe inkl. Irritans (Natriumlaurylsulfat)
    • Weitere Reihen je nach Exposition bzw. vermutetem Auslöser (für Testreihen der DKG siehe: Tipps und Links)
    • Ggf. patienteneigenes Material [16]
    • Bei positiver Reaktion auf Mixe (z.B. Duftstoffmix) anschließende Aufschlüsselung
  • Durchführung
    • Ausführliche allergologische Anamnese und Aufklärung
    • Aufbringen von i.d.R. in Vaseline eingearbeiteten Testsubstanzen am Rücken, Überkleben mit Pflaster
  • Ablesung: Nach 48 h und 72 h
  • Auswertung und Interpretation: Nach standardisierten Kriterien, siehe: Epikutantest - Auswertung
    • Keine oder irritative Reaktion: Kontaktallergie mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen
    • Unklare Reaktion: Meist unklare Ätiologie
    • Allergische Reaktion (Erythem und Infiltration, ggf. Papeln, Vesikel): Kontaktallergie nachgewiesen
      • Ausnahme: Sog. Angry-Back (falsch-positive Reaktion)
        • Testung im Bereich eines noch nicht abgeklungenen Ekzems → Falsch-positive Reaktion in allen betroffenen Testfeldern oder
        • Überschießende allergische Reaktion auf ein einzelnes Allergen (sog. Streuphänomen) mit ekzematösen Veränderungen der umgebenden Haut → Falsch-positive Reaktion in den angrenzenden Feldern
  • Prozedere
    • Über Vorkommen und Meidung der Allergene aufklären
    • Allergiepass ausstellen
Epikutantest - Auswertung
Interpretation Hautveränderung Symbol nach DKG bzw. ICDRG

Keine Reaktion Keine —/Negativ
Unklare Reaktion (allergisch oder irritativ) Schwaches Erythem ?/?+
Wenige follikuläre Papeln f
Allergische Reaktion Schwach positiv Erythem, Infiltration, evtl. Papeln +
Stark positiv Erythem, Infiltration, Papeln, Vesikel ++
Extrem positiv Erythem, Infiltration, konfluierende Vesikel +++
Irritative Reaktion Jede irritative Reaktion (z.B. Erosion, Nekrose) ir/IR

Die Epikutantestung ist nur sinnvoll, wenn Betroffene anschließend ausführlich über das Vorkommen aller relevanten Allergene aufgeklärt werden! Zudem muss ihnen an die Hand gegeben werden, wie sie sich vor der Exposition in Privatleben und Beruf schützen können!

Varianten des Epikutantests

Abriss-Epikutantest [17]

Repetitiver offener Anwendungstest (ROAT) [18]

  • Indikation: Überprüfung der klinischen Relevanz einzelner Kontaktallergien [15]
  • Durchführung: Testsubstanz wird regelmäßig auf die Haut aufgetragen (z.B. 2×/d)
  • Ablesung: Nach festgelegtem Zeitraum (z.B. 2 Wochen) oder sobald eine Reaktion auftritt
  • Auswertung: Siehe Epikutantest - Auswertung

Offener Epikutantest

  • Indikation: Testung IgE-vermittelter Soforttypreaktionen
  • Durchführung: Variante des Epikutantests
    • Kein Überkleben der Substanzen mit einem Pflaster
    • Entfernung der Substanzen nach 20 min
  • Ablesung: Nach 20 min , danach abhängig von der klinischen Symptomatik z.B. nach 30 min, 1 h, 2 h und 4 h
  • Auswertung: Siehe Epikutantest - Auswertung

Photopatchtest [19]

  • Indikation: Verdacht auf phototoxisches oder photoallergisches Kontaktekzem
  • Durchführung/Ablesung: Variante des Epikutantests
    1. Aufbringen der Testsubstanzen jeweils auf die rechte und linke Rückenhälfte (Satz 1 und 2)
    2. Entfernung der Testblöcke nach 24 bzw. 48 h
    3. Bestrahlung Satz 1 mit UVA-Strahlung (5 J/cm2) und erneute Ablesung direkt nach der Bestrahlung
    4. Ablesung nach (ggf. 24 h,) 48 h und 72 h
  • Auswertung

Atopie-Patchtest [20]

  • Indikation: Testung von T-Zell-vermittelten Spättypreaktionen bei IgE-vermittelter Sensibilisierung (insb. zur Aeroallergentestung bei atopischer Dermatitis)
  • Durchführung: Variante des Epikutantests
    • Verwendung größerer Testkammern
    • Testung aufgereinigter Proteinallergene
  • Ablesung: Nach 48 und 72 h
  • Auswertung: Mittels speziellem Ableseschlüssel der European Task Force on Atopic Dermatitis (ETFAD) [20]
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Ätiologie und Klinik [1][2][9][21][22]

Reaktionstyp Mögliche Symptomatik Häufige auslösende Medikamente
Typ-I-Allergie
Typ-II-Allergie
Typ-III-Allergie
  • Fremdserum, Dextran
  • Alveolitis
Typ-IV-Allergie
Nicht-allergische Allergie

Ablauf bei allen immunologischen Reaktionen

  • Stumme Sensibilisierungsphase: 5 Tage bis Wochen
  • Auslöselatenz: Abhängig vom Pathomechanismus
    • IgE­-vermittelt: Minuten bis Stunden
    • T­-Zell-vermittelte Arzneimittelexantheme: 6 h–2 Tage
    • Medikamentöses Hypersensitivitätssyndrom/schwere bullöse Exantheme: Ggf. Latenz von mehreren Wo­chen
  • Begünstigende Faktoren
    • Virale Koinfektion: EBV oder HIV (bei Antibiotikagabe)
    • UV-Licht: Phototoxisch oder photoaller­gisch bedingte Exantheme

Diagnostik

  • Anamnese
  • Bei V.a. Typ-I-Reaktion
    • Pricktest mit
      • Vermeintlich auslösendem Medikament
      • Kreuzallergenen Wirkstoffen
    • Wenn Pricktest negativ und anamnestisch niedrige Wahrscheinlichkeit: Provokationstestung mit dem verdächtigten Medikament
    • Wenn Pricktest negativ und anamnestisch hohe Wahrscheinlichkeit: Provokationstestung mit einer Alternativsubstanz
    • Kontraindikationen für Provokationstest
  • Bei V.a. Typ-IV-Reaktion: Epikutantest

Therapie

  • Expositionskarenz
  • Akut-symptomatische Therapie je nach Reaktionstyp

Bei Substanzen mit histaminfreisetzender Wirkung (insb. Opioide, Muskelrelaxanzien) oder Z.n. schwerer Arzneimittelanaphylaxie ist vor Applikation eine Testung in abnehmender Verdünnung (1:1000, 1:100, 1:10) empfehlenswert!

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Präventiontoggle arrow icon

Primärprävention von Allergien [23]

Mundschleimhautkontakt zu Fremdprotein fördert die Immuntoleranz, während Hautkontakt zu Fremdprotein bei atopiebedingtem Hautbarrieredefekt das Allergierisiko erhöht!

Tertiärprävention von Allergien [23]

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Patienteninformationentoggle arrow icon

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AMBOSS-Podcast zum Thematoggle arrow icon

Delabeling: Vermeintliche Penicillinallergien aufdecken (Oktober 2024)

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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Immun-Saga

Immun-Saga – Episode 28: Allergien

Immun-Saga – Episode 29: Allergien Typ I-IV

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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Studientelegramme zum Thematoggle arrow icon

Hast du Interesse an regelmäßigen Updates zu aktuellen Studien aus dem Bereich der Inneren Medizin? Dann abonniere das Studien-Telegramm! Den Link zur Anmeldung sowie zu weiteren spannenden AMBOSS-Formaten findest du am Seitenende unter „Tipps & Links“.

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