Abstract
Eine Pneumonie ist eine infektionsbedingte Entzündung des Alveolarraums und/oder des interstitiellen Lungenparenchyms. Im Kindes- und Jugendalter sind insb. Säuglinge und Kleinkinder <5 Jahren betroffen. Das Erregerspektrum hängt neben dem Alter auch von der Infektionsquelle ab, daher werden die ambulant erworbene Pneumonie (Pediatric Community-acquired Pneumonia, pCAP) und die nosokomiale Pneumonie unterschieden. Insb. bei Säuglingen und Kleinkindern liegen am häufigsten virale Infektionen vor.
Die Diagnosestellung erfolgt i.d.R. klinisch, wobei die Kombination aus Fieber und Tachypnoe die sensitivste Befundkonstellation darstellt. Im Allgemeinen kann die Symptomatik einer Pneumonie im Kindes- und Jugendalter sehr unspezifisch bzw. nur diskret ausgeprägt sein (insb. bei atypischen Pneumonien oder im Säuglingsalter). Weitere Diagnostik (bspw. Bildgebung) ist nur bei schweren und/oder komplizierten Verläufen sowie bei rezidivierenden Pneumonien (zum Ausschluss einer zugrunde liegenden Erkrankung) erforderlich. Da Pneumonien häufig durch Viren verursacht werden, sollte nur bei klinischem V.a. eine bakterielle Infektion eine (i.d.R orale) antibiotische Therapie erfolgen, Mittel der Wahl ist hierfür Amoxicillin. Unterstützend muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und körperliche Schonung geachtet werden. Die Prognose bei einer Pneumonie im Kindes- und Jugendalter ist auch bei schweren Verläufen sehr gut. Wirksame präventive Maßnahmen stehen mit den – teils von der STIKO empfohlenen – Impfungen gegen mehrere Pneumonieerreger zur Verfügung.
Dieses Kapitel widmet sich den besonderen Aspekten einer Pneumonie im Kindes- und Jugendalter, für allgemeine Informationen siehe: Pneumonie.
Epidemiologie
- Inzidenz: Ca. 300/100.000 ≤16-Jährige pro Jahr (in Mittel-/Nordeuropa) [1][2][3][4]
- Hospitalisierungsrate: Ca. 160/100.000 <18-Jährige pro Jahr [7]
- Mortalität
- Weltweit: Häufigste Todesursache bei <5-Jährigen [8]
- Deutschland: <100 Todesfälle/Jahr [7]
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
Infektionsweg [1]
- Häufig deszendierende Infektion der oberen Atemwege
- Selten hämatogene Streuung einer disseminierten Infektion
Erreger
- Viren (ca. 70%) [5][6]
- Bakterien (ca. 10–15%) [5][6]
- Mischinfektionen (ca. 20–30%) [1]
- Pilze (selten) [5][8]
Häufigste Erreger der pCAP nach Altersgruppen [5] | ||
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Altersgruppe | Viren | Bakterien |
3 Wochen – 3 Monate | ||
4 Monate – 5 Jahre |
| |
>5 Jahre |
|
Die häufigsten bakteriellen Erreger der pCAP sind Pneumokokken (≤5-Jährige) und Mycoplasma pneumoniae (≥6-Jährige)!
Die meisten pCAP sind jedoch viral bedingt, wobei auch viral-bakterielle Mischinfektionen oder virale Koinfektionen auftreten!
Häufigste Erreger spezieller pädiatrischer Pneumonieformen [5][8] | |||
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Pneumonieform | Bakterien | Viren | Pilze |
Neugeborenenpneumonie (1.–28. Lebenstag) |
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Nosokomiale Pneumonie |
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Aspirationspneumonie | — | — | |
Pneumonie bei Immundefekt |
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Risikofaktoren für eine Pneumonie im Kindes- und Jugendalter [5][6]
- Ambulant erworbene Pneumonie
- Enger Kontakt zu anderen Kindern
- Beengte Wohnverhältnisse
- Tabakrauchexposition
- Niedriges Geburtsgewicht und/oder Frühgeburtlichkeit
- Schwere Grunderkrankung
- Nosokomiale Pneumonie
- Niedriges Geburtsgewicht und/oder Frühgeburtlichkeit
- Maschinelle Beatmung
- Schwere Grunderkrankung
- Aspirationspneumonie
- Ösophagotracheale Fistel
- Gastroösophagealer Reflux
- Neuromuskuläre Grunderkrankungen
Klassifikation
Einteilung nach Entstehungsort [1]
- Ambulant erworbene Pneumonie (pCAP, Pediatric Community-acquired Pneumonia): Symptombeginn
- Außerhalb des Krankenhauses oder
- ≤48 Stunden nach stationärer Aufnahme
- Nosokomiale Pneumonie: Symptombeginn
- >48 Stunden nach stationärer Aufnahme oder
- ≤1 Woche nach stationärer Entlassung
Einteilung nach Symptomatik
- Siehe: Typische Pneumonie und atypische Pneumonie
Einteilung der pCAP nach klinischem Schweregrad [1]
- Nicht-schwere pCAP: Tachypnoe
- 2–11 Monate: AF >50/min
- 1–4 Jahre: AF >40/min
- ≥5 Jahre: AF >20/min
- Schwere pCAP (ca. 20%) [7]: Zusätzliche Warnsymptome
- Stark reduzierter Allgemeinzustand
- Nahrungsverweigerung
- Dehydratation
- Somnolenz oder Bewusstlosigkeit
- Zerebrale Krampfanfälle
Bei der nicht-schweren pCAP ist eine ambulante Versorgung möglich, wenn die Eltern über Warnzeichen aufgeklärt werden. Bei einer schweren Pneumonie und/oder einer drohenden respiratorischen Erschöpfung sollte dagegen stationär behandelt werden!
Bei einer altersbezogen normalen Atemfrequenz ohne Fieber ist eine Pneumonie zwar unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen!
Pathophysiologie
- Virale Pneumonie
- Deszendierende Atemwegsinfektion → Epithelschädigung mit Entzündungsreaktion → Atemwegsobstruktion und interstitielles Ödem (→ Atelektasen) → Hypoxämie
- Zusätzliche Gefahr bakterieller Superinfektion durch Störung der physiologischen Abwehrmechanismen
- Bakterielle Pneumonie: Erregerabhängige Pathogenese
- S. pneumoniae: Kolonisation → Aspiration → Anheftung an respiratorisches Epithel → Lokale Ödembildung → Erregervermehrung → Ausbreitung in benachbarte Lungenabschnitte [5]
- M. pneumoniae
- Anheftung an respiratorisches Epithel → Zilienaktivität↓, Entzündungsreaktion (insb. submukös), Zelluntergang → Atemwegsobstruktion
- Erregerausbreitung: Entlang der Atemwege
Symptome/Klinik
- Allgemeinsymptome
- Fieber
- Reduzierter Allgemeinzustand
- Nahrungsverweigerung
- Dehydratation
- Tachykardie
- Kopf-, Thorax- und Gliederschmerzen
- Pulmonale Symptome
- Tachypnoe
- Dyspnoe (ggf. Einziehungen)
- Husten
- Ggf. Giemen
- Gastrointestinale Symptome
- (Fortgeleitete) Bauchschmerzen
- Erbrechen
Die Symptome einer Pneumonie im Kindesalter sind häufig sehr unspezifisch! Die höchste Sensitivität und Spezifität für das Vorliegen einer Pneumonie hat die Kombination aus Fieber und Tachypnoe! [1]
Fieber kann das einzige Symptom einer Pneumonie sein, aber auch gänzlich fehlen! [1]
Klinische Hinweise auf die Genese der pCAP [1][5] | ||
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Merkmale | Virale Genese oder atypische Erreger | Bakterielle Genese |
Verlauf |
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Allgemeinzustand |
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Fieber |
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Husten |
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Begleitsymptome |
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Ein rascher Beginn mit hohem Fieber und stark reduziertem Allgemeinzustand sprechen eher für eine bakterielle Genese!
Diagnostik
Klinische Diagnosestellung [1]
- Allgemeine Befunde
- Dehydratation
- Tachykardie
- Reduzierter Allgemeinzustand
- Pulmonale Befunde
- Tachypnoe
- Zeichen der Dyspnoe
- Auskultationsbefund
- Verschärftes Atemgeräusch
- Rasselgeräusche
- Giemen
- Abgeschwächtes Atemgeräusch
- Perkussionsbefund: Gedämpfter Klopfschall
- Abdominelle Befunde: Ggf. Abwehrspannung bei (ausstrahlenden) Bauchschmerzen
- Pulsoxymetrie
- Indikationen
- Punktuell: Bei Tachypnoe, Dyspnoe
- Kontinuierlich bei
- Schwerer pCAP mit Hypoxämie
- Drohender respiratorischer Dekompensation
- Vigilanzminderung
- Jungen Säuglingen, ehemaligen Frühgeborenen <12 Monaten
- Bewertung
- Indikationen
Die Diagnosestellung einer Pneumonie im Kindesalter erfolgt primär klinisch!
Klinische Zeichen einer Pneumonie, Bronchiolitis und/oder Bronchitis können parallel vorliegen, da die Übergänge teils fließend sind!
Labordiagnostik [1]
- Stationäre Aufnahme und/oder Therapieresistenz
- Blutentnahme : Differenzialblutbild, CRP , (kapilläre) BGA und Elektrolyte , ggf. BSG
- Bakterielle Erregerdiagnostik: Kultureller Nachweis durch
- Blutkultur [1]
- Ggf. induziertes Sputum
- Ggf. Pleurapunktat
- In Einzelfällen : Tracheale Sekretaspiration, bronchoalveoläre Lavage
- Virale Erregerdiagnostik
- (Multiplex‑)PCR-Untersuchung
- SARS-CoV-2-Nachweis (siehe auch: Diagnostik bei COVID-19 im Kindes- und Jugendalter)
- Bei V.a. atypische Pneumonie: Zusätzlich
- Blutentnahme: BSG
- Erregerdiagnostik: Untersuchung auf nicht-typische Erreger
- 1. Wahl: PCR aus nasopharyngealem Abstrich [5]
- 2. Wahl: Serologie
- Ggf. Legionellen-Antigentest im Urin
- Ggf. Tuberkulose-Diagnostik
- Nicht empfohlen
- Kultureller Nachweis aus Rachenabstrich
- Pneumokokken-Antigentest im Urin
Weiterführende Diagnostik ist bei stationärer Aufnahme, schwerer pCAP und/oder bei Therapieresistenz indiziert!
Bildgebung [1][9]
- Thorax-Sonografie
- Beurteilung thoraxwandnaher Infiltrate [10][11] und Atelektasen möglich
- Methode der 1. Wahl bei Pleuraempyem oder Pleuraerguss (siehe: Pleuraerguss - Diagnostik)
- Röntgen-Thorax
- Indikationen
- Ausbleibende Besserung und/oder Entfieberung 48–72 h nach stationärer Aufnahme
- Komplizierter Verlauf oder relevante Vorerkrankungen
- Rezidivierende schwere Pneumonien
- Ggf. zur Fokussuche bei Fieber und/oder unklaren auskultatorischen Auffälligkeiten
- Methode der Wahl: p.a.-Strahlengang
- Typische Befunde [5]
- Cave: Physiologische Darstellung des Thymus im Säuglings- und Kleinkindalter möglich [12][13][14]
- Pneumokokkenpneumonie: Lobärpneumonie
- Atypische Pneumonie: Interstitielle (netzartige) Verdichtungen
- Viraler Pneumonie: Hiläre und ggf. interstitielle Verdichtungen
- Bronchopneumonie: Unscharf begrenzte Infiltrate in der gesamten Lunge
- Keine routinemäßige radiologische Kontrolluntersuchung
- Indikationen
- Computertomografie: Nur in Ausnahmefällen
- Magnetresonanztomografie: Ggf. Alternative zum CT
Bei ausbleibender klinischer Besserung nach 48–72 h sind eine weiterführende laborchemische Diagnostik und ggf. eine Bildgebung indiziert!
Eine sichere Differenzierung zwischen viraler und bakterieller Genese ist anhand von Anamnese und Diagnostik häufig nicht möglich!
Differenzialdiagnosen
- Obstruktive Bronchitis
- Akute Bronchiolitis
- Asthmaanfall
- Pseudokrupp
- Tuberkulose
- Pertussis
- Allergische Reaktion
- Fremdkörperaspiration
- Tracheomalazie
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
Hospitalisierungskriterien [1]
- Stationäre Aufnahme immer empfohlen: Bei schwerer pCAP
- Stationäre Aufnahme erwägen bei
- Alter <6 Monate
- Schlechtem Allgemeinzustand
- Nahrungsverweigerung und/oder Erbrechen
- Dehydratation
- Rekapillarisierungszeit >2 s
- Drohender respiratorischer Insuffizienz
- Dyspnoe (Einziehungen, Nasenflügeln)
- Apnoen
- Hypoxämie mit spO2 ≤92% oder Zyanose
- Mangelnder ambulanter Betreuung
- Schweren Vorerkrankungen [7]
- Ungesicherter Diagnose
- Therapieresistenz [7]
Die Indikation zur stationären Aufnahme sollte bei schlechtem Allgemeinzustand sowie im 1. Lebenshalbjahr großzügig gestellt werden!
Bei ambulantem Verbleib sollten die Eltern über Warnsymptome wie anhaltendes Fieber >48 h, Nahrungsverweigerung, Dehydratation oder eine Zustandsverschlechterung aufgeklärt werden!
Ambulant sollte nach 48–72 h und im stationären Setting mind. 1× täglich eine klinische Verlaufskontrolle erfolgen!
Kriterien für eine intensivmedizinische Betreuung [1]
- Drohende oder manifeste respiratorische Dekompensation
- Hypoxämie mit spO2 ≤92% trotz Sauerstoffgabe
- Hyperkapnie oder Azidose
- Progrediente Dyspnoe, Tachypnoe und/oder Tachykardie
- Rezidivierende Apnoen und/oder Bradypnoe
- Septisches Krankheitsbild
Entlasskriterien [1]
- Adäquate ambulante Weiterbetreuung
- Stabile Sauerstoffsättigung (spO2 >92% für mind. 24 h)
- Entfieberung
- Normalisierung der Atmung und Vitalparameter
- Ausreichende Trinkmengen und Appetit
Allgemeine Maßnahmen [1]
- Körperliche Schonung
- Ausreichende Hydratation bzw. Rehydratation
- Zum Trinken motivieren
- Flüssigkeitsgabe über nasogastrale Magensonde
- Intravenöse Flüssigkeitssubstitution: Bei Erbrechen oder schweren Verläufen
- Sauerstoffsupplementierung bei spO2 ≤92% [1]
- Ggf. Atemunterstützung
- Antipyrese und Analgesie
- Ggf. abschwellende Nasentropfen (z.B. Xylometazolin)
- Kein therapeutischer Nutzen bei [1]
- (Systemischen) Glucocorticoiden
- Antitussiva
- Salbutamol
- Nicht routinemäßig notwendig: Physiotherapie
Eine der wichtigsten supportiven Maßnahmen bei einer pCAP ist eine ausreichende Hydratation!
Antibiotische Therapie [1][7]
- Indikationen
- Verabreichungsweg: Primär p.o.
-
Parenterale Verabreichung bei
- Mangelnder Compliance (z.B. Trinkschwäche)
- Schwerkranken Kindern
- Gastrointestinaler Resorptionsstörung
-
Parenterale Verabreichung bei
Nicht jede Pneumonie muss antibiotisch behandelt werden! Bei Säuglingen und Kleinkindern liegt häufig eine virale Infektion vor, daher sollte die Indikationsstellung besonders restriktiv erfolgen!
Eine orale antibiotische Therapie ist auch bei Patient:innen mit schwerer pCAP möglich!
Empirische antibiotische Therapie bei pCAP [1][7] | ||
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Auswahlkriterium | Therapieempfehlung | |
Mittel der 1. Wahl | ||
Parenterale Alternative |
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Penicillin-Unverträglichkeit |
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Versagen der primären Therapie oder komplizierter Verlauf |
| |
Hinweise auf Beteiligung von Anaerobiern |
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Verdacht auf atypische Pneumonie |
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- Therapiedauer
- Nicht-schwere pCAP: 5 Tage [1][15]
- Schwere pCAP: Mind. 7 Tage [1]
- Schwere pCAP durch atypische Erreger: Mind. 10 Tage (Ausnahme: Azithromycin nur 5 Tage) [1]
- Komplizierter Verlauf: Individuelle Therapiedauer (≤4 Wochen) [7]
- Absetzen des Antibiotikums: Bei überzeugenden Hinweisen auf eine virale Ätiologie
Das Mittel der 1. Wahl bei einer nicht-schweren pCAP ist Amoxicillin p.o.!
Bei plausiblem Erregernachweis sollte die Therapie gemäß der Resistenztestung umgestellt werden!
Bei V.a. eine virale Genese sollte kein Antibiotikum gegeben bzw. eine begonnene antibiotische Therapie beendet werden!
Antibiotische Therapie spezieller Pneumonieformen
Antibiotische Therapie spezieller Pneumonieformen im Kindes- und Jugendalter [5] | ||
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Pneumonieform | Mittel der 1. Wahl | Alternativen |
Neugeborenenpneumonie |
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Nosokomiale Pneumonie inkl. beatmungsassoziierter Pneumonie |
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Aspirationspneumonie |
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Pneumonie bei Immundefekt |
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Pneumonie bei MRSA-Verdacht/-Nachweis |
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Pleuraempyem bzw. abszedierende Pneumonie |
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Komplikationen
Pulmonale Komplikationen
- Atelektase [1]
- Pleuraerguss [7]
- Pleuraempyem
- Nekrotisierende Pneumonie [7]
- Pneumothorax
- Lungenabszess im Kindesalter
- Definition: Von einer dickwandigen Pseudomembran begrenzter, eitergefüllter Hohlraum im Lungenparenchym
- Klassifikation
- Ätiologie: Am häufigsten bei Aspirationspneumonie
- Symptomatik
- Abgeschwächtes Atemgeräusch oder Perkussion
- Anhaltendes Fieber und/oder ausbleibende Besserung
- Sekundäre Zustandsverschlechterung
- Diagnostik
- Mittel der 1. Wahl: CT-Thorax mit Kontrastmittel
- Lungensonografie
- Röntgen-Thorax
- Ggf. interventionelle Punktion mit Aspiration und ggf. Drainage
- Therapie
- Antibiotische Therapie in 90% der Fälle ausreichend [7]
Das höchste Risiko für lokale Komplikationen (Pleuraerguss/-empyem) besteht im 1. Lebensjahr!
Systemische Komplikationen
- Respiratorische Insuffizienz
- Sepsis/SIRS
- Dehydratation
- Störung des Elektrolythaushalts (SIADH) [1]
Rezidivierende oder therapierefraktäre Pneumonien [1]
- Mögliche Ursachen
- Pulmonale Grunderkrankungen
- Fremdkörperaspiration
- Asthma bronchiale und/oder Atopie
- Zystische Fibrose
- Primäre ziliäre Dyskinesie (PCD)
- Bronchopulmonale Dysplasie
- Fehlbildungen (z.B. ösophagotracheale Fistel , Lungensequester)
- Extrapulmonale Grunderkrankungen
- Angeborener oder erworbener Immundefekt
- Gastroösophagealer Reflux (Mikroaspirationen)
- Neuromuskuläre Grunderkrankung
- Tabakrauchexposition (siehe auch: Risikofaktoren für eine Pneumonie im Kindes- und Jugendalter)
- Pulmonale Grunderkrankungen
Bei rezidivierenden und/oder therapierefraktären Pneumonien sollte eine Grunderkrankung ausgeschlossen werden!
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Prognose
- pCAP: Gute Prognose auch bei schweren Verläufen [1]
- Meist rasche Besserung
- I.d.R. vollständige Genesung
Prävention
- Allgemeine Hygienemaßnahmen
- Vermeidung von Tabakrauchexposition
- Immunisierung
Sonderform: Neugeborenenpneumonie
- Klassifikation [16]
- Epidemiologie: 1,5–5 Fälle je 1.000 Geburten [17]
- Erreger
- Bakterien (häufig)
- Kongenitale/Early-Onset-Pneumonie: Hauptsächlich Gruppe-B-Streptokokken
- Late-Onset-Pneumonie: E. coli, Klebsiellen, S. epidermidis
- Viren: CMV oder andere Viren [16]
- Pilze: P. jirovecii, Candida spp.
- Bakterien (häufig)
- Risikofaktoren [17]
- Early-Onset-Pneumonie
- Late-Onset-Pneumonie
- Beatmung
- Frühgeburtlichkeit
- Niedriges Geburtsgewicht
- BPD
- Allgemein: Prädisponierende Grunderkrankungen
- Symptomatik
- Unspezifische neonatologische Atemstörung
- Husten, Tachypnoe, Dyspnoe, feinblasige Rasselgeräusche [17]
- Fieber oder Hypothermie
- Septischer Verlauf möglich
- Diagnostik [17]
- Blut: Differenzialblutbild , CRP, (kapilläre) BGA, Elektrolyte
- Erregerdiagnostik
- Blutkultur
- Ggf. kultureller Nachweis in Trachealsekret
- Bildgebung
- Sonografie
- Röntgen: Unspezifische Befunde
- Differenzialdiagnosen (siehe: Differenzialdiagnosen bei Neugeborenen mit respiratorischer Störung)
- Therapie: Kombinierte antibiotische Therapie
- Therapieanpassung bei Erregernachweis
- Siehe: Antibiotische Therapie spezieller Pneumonieformen im Kindes- und Jugendalter
- Prognose: Fallsterblichkeit ca. 13% [17]
Sonderformen der Neugeborenenpneumonie
Chlamydia-trachomatis-Pneumonie [16]
- Ätiologie: Übertragung aus dem Geburtskanal infizierter Mütter unter der Geburt
- Symptombeginn: 1.–5. Lebensmonat
- Symptome
- Husten (pertussiform), Tachypnoe
- Begleitende purulente Konjunktivitis (ca. 50% der Fälle)
- Diagnostik: Erregernachweis im Atemwegssekret (kulturell oder PCR) [17]
- Therapie: Erythromycin (2 Wochen)
- Prävention: Früherkennung maternaler Infektionen durch Schwangerenvorsorge
Candida-Pneumonie [16]
- Ätiologie: Intrauterine aszendierende Infektion
- Risikofaktoren: Vorzeitiger Blasensprung, Cerclage, intrauterines Device, Antibiotika- oder Corticosteroidtherapie [17]
- Symptome: Zusätzlich zur Pneumoniesymptomatik Haut- und Schleimhautläsionen
- Therapie: Bspw. Fluconazol
Beatmungsbedingte Neugeborenenpneumonie [16]
- Definition: Symptombeginn ≥48 h nach Beginn einer invasiven Beatmung
- Häufigkeit: Ca. ⅓ aller nosokomialen neonatologischen Infektionen
- Häufige Erreger: S. aureus, K. pneumoniae, P. aeruginosa
- Risikofaktoren
- Niedriges Geburtsgewicht
- Niedriges Gestationsalter
- Prolongierte Beatmungsdauer
- Prolongierte parenterale Ernährung
- Symptomatik: Sekundäre Verschlechterung unter Beatmung [17]
- Therapie: Antibiotische Therapie am Resistenzspektrum der Intensivstation ausrichten
- Prävention
- Minimierung der Beatmungsdauer
- Händehygiene
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023
- J10.-: Grippe durch saisonale nachgewiesene Influenzaviren
- Inklusive: Grippe durch nachgewiesene Influenzaviren B und C
- Exklusive: Grippe durch zoonotische oder pandemische nachgewiesene Influenzaviren (J09), Infektion o.n.A. (A49.2), Meningitis (G00.0), Pneumonie (J14) durch Haemophilus influenzae [H. influenzae]
- J10.0: Grippe mit Pneumonie, saisonale Influenzaviren nachgewiesen
- J10.1: Grippe mit sonstigen Manifestationen an den Atemwegen, saisonale Influenzaviren nachgewiesen
- J10.8: Grippe mit sonstigen Manifestationen, saisonale Influenzaviren nachgewiesen
- J11.-: Grippe, Viren nicht nachgewiesen
- Inklusive: Grippe, Virus-Grippe ohne Angabe eines spezifischen Virusnachweises
- Exklusive: Grippaler Infekt (J06.9), Infektion o.n.A. (A49.2), Meningitis (G00.0), Pneumonie (J14) durch Haemophilus influenzae [H. influenzae]
- J11.0: Grippe mit Pneumonie, Viren nicht nachgewiesen
- J11.1: Grippe mit sonstigen Manifestationen an den Atemwegen, Viren nicht nachgewiesenGrippe o.n.A.
- Grippe: Akute Infektion der oberen Atemwege, Laryngitis, Pharyngitis, Pleuraerguss nicht näher bezeichnet oder spezifische Viren nicht nachgewiesen
- J11.8: Grippe mit sonstigen Manifestationen, Viren nicht nachgewiesen
- Enzephalopathie bei Grippe
- Grippe: Gastroenteritis, Myokarditis (akut) nicht näher bezeichnet oder spezifische Viren nicht nachgewiesen
- J12.-: Viruspneumonie, anderenorts nicht klassifiziert
- Inklusive: Bronchopneumonie durch andere als Influenzaviren
- Exklusive
- Aspirationspneumonie: bei Anästhesie: im Wochenbett (O89.0), während der Schwangerschaft (O29.0), während der Wehentätigkeit und bei der Entbindung (O74.0), beim Neugeborenen (P24.9), durch feste und flüssige Substanzen (J69.‑), o.n.A. (J69.0)
- Pneumonie: bei Grippe (J09, J10.0, J11.0), interstitiell o.n.A. (J84.9), Lipid- (J69.1), viral, angeboren (P23.0), Kongenitale Röteln-Pneumonie (P35.0)
- J12.0: Pneumonie durch Adenoviren
- J12.1: Pneumonie durch Respiratory-Syncytial-Viren [RS-Viren]
- J12.2: Pneumonie durch Parainfluenzaviren
- J12.3: Pneumonie durch humanes Metapneumovirus
- J12.8: Pneumonie durch sonstige Viren
- J12.9: Viruspneumonie, nicht näher bezeichnet
- J13: Pneumonie durch Streptococcus pneumoniae
- Inklusive: Bronchopneumonie durch Streptococcus pneumoniae
- Exklusive: Angeborene Pneumonie durch Streptococcus pneumoniae (P23.6), Pneumonie durch sonstige Streptokokken (J15.3–J15.4)
- J14: Pneumonie durch Haemophilus influenzae
- Inklusive: Bronchopneumonie durch Haemophilus influenzae
- Exklusive: Angeborene Pneumonie durch Haemophilus influenzae (P23.6)
- J15.-: Pneumonie durch Bakterien, anderenorts nicht klassifiziert
- Inklusive: Bronchopneumonie durch andere Bakterien als Streptococcus pneumoniae und Haemophilus influenzae
- Exklusive: Angeborene Pneumonie (P23.‑), Legionärskrankheit (A48.1), Pneumonie durch Chlamydien (J16.0)
- J15.0: Pneumonie durch Klebsiella pneumoniae
- J15.1: Pneumonie durch Pseudomonas
- J15.2: Pneumonie durch Staphylokokken
- J15.3: Pneumonie durch Streptokokken der Gruppe B
- J15.4: Pneumonie durch sonstige Streptokokken
- Exklusive: Pneumonie durch: Streptokokken der Gruppe B (J15.3), Streptococcus pneumoniae (J13)
- J15.5: Pneumonie durch Escherichia coli
- J15.6: Pneumonie durch andere gramnegative Bakterien
- Pneumonie durch: Gramnegative (aerobe) Bakterien o.n.A., Serratia marcescens
- J15.7: Pneumonie durch Mycoplasma pneumoniae
- J15.8: Sonstige bakterielle Pneumonie
- J15.9: Bakterielle Pneumonie, nicht näher bezeichnet
- J16.-: Pneumonie durch sonstige Infektionserreger, anderenorts nicht klassifiziert
- Exklusive: Ornithose (A70), Plasmazelluläre interstitielle Pneumonie (B59), Pneumonie: angeboren (P23.‑), o.n.A.(J18.9)
- J16.0: Pneumonie durch Chlamydien
- J16.8: Pneumonie durch sonstige näher bezeichnete Infektionserreger
- J17.-: Pneumonie bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
- J17.0: Pneumonie bei anderenorts klassifizierten bakteriellen Krankheiten
- Pneumonie (durch) (bei): Aktinomykose (A42.0†), Gonorrhoe (A54.8†), Keuchhusten (A37.-†), Milzbrand (A22.1†), Nokardiose (A43.0†), Salmonelleninfektion (A02.2†), Tularämie (A21.2†), Typhus abdominalis (A01.0†)
- J17.1: Pneumonie bei anderenorts klassifizierten Viruskrankheiten
- J17.3: Pneumonie bei parasitären Krankheiten
- Pneumonie bei: Askaridose (B77.8†), Schistosomiasis (B65.-†), Toxoplasmose (B58.3†)
- J17.8: Pneumonie bei sonstigen anderenorts klassifizierten Krankheiten
- Pneumonie (bei): Ornithose (A70†), Q-Fieber (A78†), Rheumatisches Fieber (I00†), Spirochäteninfektionen, anderenorts nicht klassifiziert (A69.8†)
- J17.0: Pneumonie bei anderenorts klassifizierten bakteriellen Krankheiten
- J18.-: Pneumonie, Erreger nicht näher bezeichnet
- Exklusive: Abszess der Lunge mit Pneumonie (J85.1), Arzneimittelinduzierte interstitielle Lungenkrankheiten (J70.2–J70.4), Aspirationspneumonie: bei Anästhesie: im Wochenbett (O89.0), während der Schwangerschaft (O29.0), während der Wehentätigkeit und bei der Entbindung (O74.0), beim Neugeborenen (P24.9), durch feste und flüssige Substanzen (J69.‑), o.n.A. (J69.0), Pneumonie: angeboren (P23.9), durch exogene Substanzen (J67-J70), gewöhnlich interstitiell (J84.1), interstitiell o.n.A. (J84.9), Lipid- (J69.1)
- J18.0: Bronchopneumonie, nicht näher bezeichnet
- Exklusive: Bronchiolitis (J21.‑)
- J18.1: Lobärpneumonie, nicht näher bezeichnet
- J18.2: Hypostatische Pneumonie, nicht näher bezeichnet
- J18.8: Sonstige Pneumonie, Erreger nicht näher bezeichnet
- J18.9: Pneumonie, nicht näher bezeichnet
- J85.-: Abszess der Lunge und des Mediastinums
- P23.-: Angeborene Pneumonie
- Inklusive: Infektionsbedingte Pneumonie, in utero oder unter der Geburt erworben
- Exklusive: Pneumonie beim Neugeborenen durch Aspiration (P24.‑)
- P23.0: Angeborene Pneumonie durch Viren
- P23.1: Angeborene Pneumonie durch Chlamydien
- P23.2: Angeborene Pneumonie durch Staphylokokken
- P23.3: Angeborene Pneumonie durch Streptokokken, Gruppe B
- P23.4: Angeborene Pneumonie durch Escherichia coli
- P23.5: Angeborene Pneumonie durch Pseudomonasarten
- P23.6: Angeborene Pneumonie durch sonstige Bakterien
- Haemophilus influenzae
- Klebsiella pneumoniae
- Mykoplasma
- Streptokokkus, ausgenommen Gruppe B
- P23.8: Angeborene Pneumonie durch sonstige Erreger
- P23.9: Angeborene Pneumonie, nicht näher bezeichnet
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.