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Schwangerschaft

Letzte Aktualisierung: 21.8.2023

Abstracttoggle arrow icon

Die Schwangerschaft beginnt mit der Befruchtung der Eizelle und dauert 40 Wochen post menstruationem (p.m.). Der Entbindungstermin kann rechnerisch mit der Naegele-Regel oder sonografisch bestimmt werden. Bis zu der Geburt wächst der Embryo bzw. Fötus (ab der 9. SSW p.c. wird er so bezeichnet) heran. Er ist von Fruchtwasser und den Eihäuten umgeben und über die Nabelschnur mit der Plazenta verbunden, die sich aus kindlichen und mütterlichen Anteilen bildet. Die Plazenta versorgt das Kind mit Sauerstoff und Nährstoffen, sorgt für den Abtransport von Stoffwechselprodukten und produziert Hormone. Diese Hormone sind für die Erhaltung und Entwicklung der Schwangerschaft und die physiologische Adaptation des mütterlichen Organismus an die Schwangerschaft verantwortlich. Einige dieser physiologischen Anpassungsvorgänge werden auch zu den unsicheren Schwangerschaftszeichen gezählt. Die sicheren Schwangerschaftszeichen weisen dagegen einen lebenden Fötus mittels sonografischer oder auskultatorischer Darstellung der Herzaktion und später die Wahrnehmung kindlicher Bewegungen nach.

Schwangerschaftsentstehung und -verlauftoggle arrow icon

Der Prozess der Schwangerschaftsentstehung wird in seiner zeitlichen Abfolge durch spezifische Begrifflichkeiten beschrieben .

Schwangerschaftsentstehung und -verlauf
Zeitpunkt Entwicklung Erklärung Evtl. Störungen
Tag 1 Kapazitation Reifungsprozess des Spermiums, der unter Östrogeneinfluss im weiblichen Genitaltrakt stattfindet und das Spermium dazu befähigt, in eine Eizelle einzudringen Genopathien und Gametopathien
Konzeption Befruchtung der Eizelle durch das reife Spermium, dabei wird zwischen der Akrosomenreaktion (Auflösung der Zellmembran des Spermiums und der Zona pellucida der Eizelle) und der Imprägnation (Eindringen des Spermiums in die Eizelle) unterschieden
Konjugation Verschmelzung der Zellkerne von Spermium und Eizelle, Entstehung der Zygote
Tag 2–5 Morula Blastozyste Beginn der Zellteilung und gleichzeitigen Wanderung der Zygote entlang der Tube in das Uteruskavum; durch funktionelle Aufteilung der einzelnen Zellen entsteht die Blastozyste, die sich in den außen gelegenen Trophoblast und den innen gelegenen Embryoblast gliedert Blastopathien
Tag 6 Implantation (Nidation) Einnistung der Blastozyste durch Eindringen des Trophoblasten in das Endometrium meist an der Vorder- oder Hinterwand des Fundus uteri; in einigen Fällen erfolgt dabei ein leichter vaginaler Blutabgang (Nidationsblutung), der eine Menstruation vortäuschen kann
Der Trophoblast differenziert sich weiter in den Synzytiotrophoblast, der an der Entwicklung der Plazenta beteiligt ist, und den Zytotrophoblast, der die Chorionhöhle bildet, von der der Embryoblast umgeben ist
Tag 10–12 Uteroplazentarer Kreislauf Anschluss an das mütterliche Gefäßsystem
bis 8. Woche Embryogenese Organanlage von (zeitliche Reihenfolge): ZNS > Herz > Ohr u. Auge, Arme u. Beine > Zähne u. Gaumen > äußere Genitalien Embryopathien
ab 9. Woche Fetogenese Ausreifung des Organismus Fetopathien

Schwangerschaftsdauertoggle arrow icon

Klinisch unterteilt man die Schwangerschaft in drei Trimenone von ca. jeweils drei Monaten. Sie dauert i.d.R 40 Wochen post menstruationem (p.m.) bzw. 38 Wochen post conceptionem (p.c.).

Das Verhältnis zwischen Datierung und Schwangerschaftswoche kann man sich analog zu Geburtstag und Lebensjahr merken: Ab dem zweiten Geburtstag befindet man sich im dritten Lebensjahr – Ab 2+0 SSW befindet man sich in der dritten Schwangerschaftswoche!

Schwangerschaftswochen werden ab dem ersten Tag der letzten Regel gerechnet. Entwicklungswochen werden dagegen ab dem Tag des letzten Eisprungs berechnet!

Ermittlung des Entbindungsterminstoggle arrow icon

Die Schwangerschaft beginnt mit der Befruchtung der Eizelle und dauert ca. 40 Wochen post menstruationem (p.m.). Die Schwangerschaftsdauer und das Schwangerschaftsalter können rechnerisch oder sonografisch bestimmt werden.

Rechnerische Bestimmung des Entbindungstermins

Um einen eindeutigen und von Interpretationen unabhängigen Fixpunkt zur Berechnung zu haben, wird der erste Tag der letzten Regelblutung als Berechnungsgrundlage genutzt:

  • Einfache Naegele-Regel : Erster Tag der letzten Regelblutung + 7 Tage3 Monate + 1 Jahr
  • Erweiterte Naegele-Regel: Erster Tag der letzten Regelblutung + 7 Tage3 Monate + 1 Jahr +/− Abweichung vom regulären 28-Tage-Menstruationszyklus

Sonografische Bestimmung des Schwangerschaftsalters

Siehe auch: Sonografie-Screenings in der Schwangerschaft

  • Durchführung: Transvaginale Sonografie (1. Screening) / transabdominelle Sonografie (2. + 3. Screening)
  • Zeitpunkt: I.d.R. im Rahmen des 1. Screenings (9.–12. SSW p.m.)
  • Methoden
    • Größte Länge (GL): Längste Ausdehnung der Embryonalanlage (ausschließlich in frühen Stadien, bspw. Frühultraschall)
    • Scheitel-Steiß-Länge (SSL): Ab der 6. SSW und bis zum Ende des ersten Trimenons
    • Scheitel-Fersen-Länge (SFL): Ab dem 3. Monat, jedoch aufgrund von Ungenauigkeiten durch Gelenkstellungen unzuverlässiger als die SSL
      • Entspricht annähernd dem Quadrat des Lebensmonats in cm
    • Fetale Biometrie: Messung im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen (z.B. Kopfmaße, Femurlänge, Abdomenumfang) mit Bestimmung des Schätzgewichtes

Schwangerschaftszeichentoggle arrow icon

Sichere Schwangerschaftszeichen

Unsichere Schwangerschaftszeichen

  • Ausbleiben der Menstruation
  • Übelkeit, Erbrechen, Spannungsgefühl in den Brüsten
  • Hyperpigmentation der Areola mammae und der Linea fusca
  • Livide Verfärbung des Introitus vaginae
  • Manuelle Tastuntersuchung des Uterus: Hegar-, Gauss-, Pschyrembel-, Osiander-, Piskacekzeichen

Physiologische Anpassung an die Schwangerschafttoggle arrow icon

Damit die Schwangerschaft erfolgreich ausgetragen werden kann und das Kind gut versorgt ist, sind einige Anpassungsvorgänge im mütterlichen Organismus notwendig. Hierzu gehört neben der Hormonumstellung auch die physiologische Anpassung der Organe und des Kreislaufs an die Schwangerschaft.

Physiologische Anpassung an die Schwangerschaft

Organsystem

Veränderung ↑↓ Erklärung
Herz-Kreislauf Herzfrequenz Physiologische Reaktion auf Abfall des peripheren Gefäßwiderstands
Herzminutenvolumen Physiologische Reaktion auf Abfall des peripheren Gefäßwiderstands
Peripherer Gefäßwiderstand Progesteron senkt den Tonus der Gefäßmuskulatur
Arterieller Mitteldruck Aufgrund des Abfalls des peripheren Gefäßwiderstands fällt auch der mittlere arterielle Druck ab
Lunge Atemminutenvolumen Glucocorticoide und Progesteron bewirken eine Hyperventilation
Totalkapazität Der intraabdominelle Druck steigt aufgrund des Uteruswachstums → Dyspnoe
Blut Plasmavolumen

Die Abnahme des peripheren Widerstands führt zur RAAS-Aktivierung und zu vermehrter Wasserretention

  • Auskultierbares Systolikum
  • Verdünnungsanämie
Hämatokrit, Hämoglobin Erhöhtes Plasmavolumen bedeutet einen relativen Abfall der Erythrozytenzahl und damit des Hämatokrits und Hämoglobins (Grenzwert ist ein Hb von 11 g/dl)
Absolute Erythrozytenzahl Reaktive Steigerung der Erythrozytenproduktion (EPO↑)
Thrombozyten Reaktive Steigerung der Thrombozytenproduktion → Erhöhte Gerinnungsneigung
Leukozyten Reaktive Steigerung der Leukozytenproduktion (Grenzwert: 15.000/μl)
Albumin Relative Erniedrigung aufgrund des erhöhten Plasmavolumens+ Progesteron senkt die Spannung der Venenwände → Ödeme
Fibrinogen Progesteron-/Östrogenwirkung, erhöhte Leberaktivität
Faktor VII, VIII Progesteron-/Östrogenwirkung, erhöhte Leberaktivität
Alkalische Phosphatase Plazentares Isoenzym
Niere GFR Erhöhtes Herzminutenvolumen führt zu vermehrter Nierenperfusion → + erhöhter abdomineller Druck auf die HarnblasePollakisurie
Aldosteron Die Abnahme des peripheren Widerstands führt zur RAAS-Aktivierung mit Aldosteronfreisetzung
Glucose im Urin Vermehrte Filtration führt zu Überlastung der Carrier, die Glucose rückresorbieren
Darm Motilität Progesteron senkt die Darmmotilität → Verstopfung
Vulva und Vagina Fluor vaginalis Progesteron und Östrogen erhöhen die Vaginaldurchblutung und steigern die Bartholin-Drüsentätigkeit
Ausbildung von Varizen Druck des Uterus auf die Beckenvenen und die Vena cava mit gestörtem venösem Rückfluss
Mamma Mastodynie, Größenzunahme Differenzierung und Größenzunahme der Brust
Stoffwechsel Insulin (↑)↓ Der Bedarf an anabolem Insulin steigt erst im 2./3. Trimenon an, wenn das Wachstum des Kindes deutlich zunimmt. Im 1. Trimenon kann der Bedarf sogar etwas erniedrigt sein.
Triglyzeride Progesteron-/Östrogenwirkung
Cholesterin Progesteron-/Östrogenwirkung
Haut Spider-Nävi Erweiterung, Instabilität
und Verstopfung von Blutgefäßen
Palmarerythem
Striae gravidarum Mechanische Dehnung der Haut und hormonelle Beeinträchtigung durch vermehrte Glucocorticoidsynthese
Hyperpigmentierung (Chloasma, Linea fusca/nigra, Hyperpigmentierung der Brustwarze) Erhöhte Melaninproduktion
Varizen und Ödeme an den Beinen Druck des Uterus auf die Beckenvenen und die Vena cava mit gestörtem venösem Rückfluss
Hämorrhoiden
Uterus Gewichtszunahme bis auf 1.000 g am Ende der Schwangerschaft Progesteron-/Östrogenwirkung

In der Schwangerschaft steigt das Thromboserisiko aufgrund einer physiologischen Hyperkoagulabilität!

Patientinnen mit Thrombophilie sollten während der Schwangerschaft gegebenenfalls eine Thromboseprophylaxe erhalten!

Hormonelle Situation vor und während der Schwangerschafttoggle arrow icon

Der weibliche Körper macht im Rahmen der Schwangerschaft zahlreiche Veränderungen durch. Hauptverantwortlich hierfür sind die hormonellen Umstellungen durch die Implantation des Embryos und die Entwicklung des uteroplazentaren Kreislaufs.

Hormonelle Situation vor der Schwangerschaft

Wenn keine Schwangerschaft vorliegt, unterliegt der geschlechtsreife weibliche Organismus dem regulären monatlichen Menstruationszyklus. Dieser dauert normalerweise 25–31 Tage und kann in die östrogendominierte Follikelphase und die progesterondominierte Lutealphase unterteilt werden.

Hormonelle Situation während der Schwangerschaft

Für die Aufrechterhaltung der Schwangerschaft ist vor allem das Hormon Progesteron verantwortlich. Progesteron wird während jedes Zyklus vom Corpus luteum gebildet, welches nach dem Eisprung aus dem Follikel des gesprungenen Eis entsteht. Es sorgt dafür, dass sich die Gebärmutter auf die mögliche Einnistung eines Embryos vorbereitet. Wird nun die Eizelle tatsächlich befruchtet, produziert der entstehende Syncytiotrophoblast das Hormon HCG. Dieses Hormon stimuliert das Corpus luteum, das nun Corpus luteum graviditatis genannt wird, zur weiteren Progesteronproduktion. Parallel kommt es zu vielen weiteren hormonellen Umstellungen, über die die folgende Tabelle einen Überblick geben soll.

Hormonelle Situation während der Schwangerschaft
Hormon Bildungsort Verlauf Bedeutung für Schwangere und Kind
HCG (Humanes Choriongonadotropin)
  • Rascher Anstieg von β-HCG in der Frühschwangerschaft
  • Zunächst Verdopplung alle 48h
  • Maximale Konzentration ca. 10. SSW
  • Danach konstanter Abfall des β-HCG auf niedrigere Werte .
HPL (Humanes Plazentalaktogen)
  • Ab der 8. SSW im mütterlichen Blut nachweisbar
  • Konstanter Anstieg bis zur 34. SSW (Ende des Plazentawachstums)
  • Im letzten Trimenon ist HPL ein Maß für die Plazentafunktion
CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon)
  • Anstieg der Konzentration im Laufe der Schwangerschaft oder bei Stress der Mutter
  • Zunächst keine Auswirkung auf hypophysäre Hormonproduktion durch Bindung an CRHBP
  • Gegen Ende der Schwangerschaft vermehrt freies Vorliegen
  • Funktion: Unklar; Spielt ggf. eine Rolle im Timing der Geburt
    • Ende der Schwangerschaft → Vermehrte Cortisolproduktion → Vorbereitung der Geburt
Steroidhormone Östrogen
  • Stetiger Anstieg im Verlauf der Schwangerschaft
  • Funktion: Förderung der
Progesteron
  • Stetiger Anstieg im Verlauf der Schwangerschaft
  • Funktion
    • Erhaltung der Schwangerschaft
    • Kurz vor der Geburt: Fördert die Ausbildung von Oxytocinrezeptoren zur Weheninduktion

Glucocorticoide

  • Anstieg: Verdopplung der Hormonkonzentration bis zum Ende der Schwangerschaft
  • Während der Geburt sogar auf das 2,5-Fache des Ausgangswertes erhöht.
  • Funktion: Stimuliert die Surfactantbildung
  • Nebenwirkung: Begünstigt die Entstehung von Schwangerschaftsstreifen
Aldosteron
  • Anstieg während der Schwangerschaft analog zum Progesteron
Schilddrüsenhormone
  • Funktion: Beeinflussung der Transkription verschiedener Gene, die im Zusammenhang mit der neurologischen Entwicklung des Feten stehen (z.B. Myelinisierung im ZNS)
  • Folge der vermehrten Hormonproduktion: Vergrößerung der mütterlichen Schilddrüse als Folge der vermehrten Hormonproduktion
Prolaktin
  • Anstieg durch steigenden Östrogenspiegel zum Ende der Schwangerschaft
  • Funktion
    • Förderung von Proliferation und Ausdifferenzierung der Brustdrüsen zu Milchdrüsen
    • Stimulation der Milchbildung (Lactogenese)
Oxytocin
  • Anstieg und verstärkte Wirkung am Ende der Schwangerschaft durch verschiedene Auslöser
    • Östrogen↑ → Oxytocinrezeptoren↑
    • Aktivierung der Dehnungsrezeptoren in Uterus und Vagina durch Tiefertreten des Kindes → Oxytocinfreisetzung↑ (Ferguson-Reflex)
  • Periphere Wirkung: Uteruskontraktion (Wehen)
  • Zentrale Wirkung: Förderung der Paarbindung und Mutter-Kind-Beziehung

Bis zur 10. SSW wird die Schwangerschaft durch das Corpus luteum graviditatis aufrechterhalten, ab der 10. SSW übernimmt die Plazenta diese Funktion!

Ernährung in der Schwangerschafttoggle arrow icon

Durchschnittliche empfohlene Kalorienanzahl pro Tag

  • Bei nicht-schwangeren Frauen: 2.000–2.100 kcal
  • Bis zum Ende des dritten Schwangerschaftsmonats: 2.200 kcal
  • Ab dem 4. Schwangerschaftsmonat: 2.500 kcal

Vitamine und Spurenelemente

  • Während der Schwangerschaft hat der mütterliche Organismus einen erhöhten Bedarf an folgenden Vitaminen und Spurenelementen:
Ernährung in der SchwangerschaftVitamine und Spurenelemente
Grund für erhöhten Bedarf Folgen eines Mangels Prophylaxe
Folsäure

Vermehrte Zellteilung und gesteigerte Erythropoese

Erhöhtes Risiko für Neuralrohrdefekte (Anenzephalie, Meningomyelozele, etc.)

Folsäuresubstitution 400 μg/d (ab Kinderwunsch)

Vitamin B12

Anämie bei Mutter und Kind

Ggf. Vitamin B12-Substitution
Eisen Gesteigerte Erythropoese

Anämie bei Mutter und Kind (häufigste Anämie bei Schwangeren)

Erhöhtes Risiko einer Plazentainsuffizienz

30–60 mg/d für Schwangere mit Eisenreserven

120–240 mg/d für Schwangere ohne Eisenreserven

Iod Höherer Grundumsatz und vermehrte Ausscheidung

Hypothyreose bei Mutter und Kind

Tägliche Aufnahme von 250 μg Iod, je nach Ernährung Substitution von ca. 150 μg Iod täglich (WHO-Empfehlung)

Calcium Erhöhter Bedarf

Knochen- und Zahnbeschwerden bei der Mutter

Ggf. Calciumsubstitution

Allen Schwangeren soll eine Iodsupplementation angeboten werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Endokrinologie)

RKI-Empfehlungen zur Toxoplasmose- und Listerioseprävention

  • Grundsätzlich sollten alle ungewaschenen oder ungegarten Lebensmittel vermieden werden
  • Erhöhtes Risiko bei

Vegetarische und vegane Ernährung in der Schwangerschaft [1]

Generell wird eine ausgewogene omnivore Ernährung empfohlen, da hiermit eine adäquate Nährstoffversorgung am einfachsten möglich ist. Bei ausgewogener pflanzenbasierter Ernährung mit Substitution von Risikonährstoffen kann jedoch eine normale Entwicklung des Ungeborenen erreicht werden.

Empfohlene Gewichtszunahme in der Schwangerschaft (Institute of Medicine, 2008)

Die Empfehlungen sind nicht als absolut zu werten, sondern richten sich grob nach dem vorher bestehenden BMI der schwangeren Frau.

Empfohlene Gewichtszunahme in der Schwangerschaft
Zustand BMI vor der Schwangerschaft Gewichtszunahme in kg
Untergewicht <18,5 12,5–18
Normalgewicht 18,5–24,9 11,5–16
Präadipositas 25,0–29,9 7–11,5
Adipositas ≥30 5–9

Die durchschnittliche Gewichtszunahme liegt am Ende der Schwangerschaft bei 10–12 kg.

Risikoschwangerschafttoggle arrow icon

Um Schwangerschaftsrisiken frühzeitig zu erkennen, wurden anamnestische Faktoren bestimmt, die ein erhöhtes Risiko für Komplikationen darstellen.

Beschwerden in der Schwangerschafttoggle arrow icon

Eine Schwangerschaft kann begleitet werden von leichteren Beschwerden bis hin zu schweren Symptomen, die eine Therapie indizieren. Dabei sind verschiedenste Organe betroffen.

Gastrointestinaltrakt und Abdomentoggle arrow icon

Übelkeit und Erbrechen

  • Möglicher Zusammenhang zwischen den Beschwerden und dem HCG-Spiegel im Serum
  • Maximum um die 8.–12. SSW, i.d.R. maximale Ausprägung der Symptome um die 9. SSW.

Nausea gravidarum

  • Definition: Schwangerschaftsübelkeit ohne Erbrechen
  • Inzidenz: 80% aller Schwangerschaften [5]

Emesis gravidarum

  • Definition: Schwangerschaftsübelkeit mit gelegentlichem Erbrechen
  • Inzidenz: 30% aller Schwangerschaften [5]

Hyperemesis gravidarum

Therapie bei Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft

Eine Hyperemesis gravidarum geht für die betroffene Schwangere oft mit einem massiven Verlust der Lebensqualität einher!

Sodbrennen

  • Inzidenz [19]
    • 40–85% der Schwangeren
  • Ätiologie
    • Gestagenbedingter Abfall des Sphinktertonus und gestörte Motilität des Ösophagus
    • Gestörte Druckverhältnisse: Erhöhter intraabdominaler Druck, erniedrigter intraösophagealer Druck → gaströsophagealer Reflux von Mageninhalt
    • Rezidivierendes Erbrechen
  • Symptome/Klinik
  • Therapie
    • Ernährungsberatung
      • Nach dem Essen aufrechte Haltung des Oberkörpers
      • Siehe auch: Therapie bei Übelkeit und Erbrechen
    • Medikamentös [5][19]
    • Bei Persistenz der Beschwerden trotz Therapie sollte eine endoskopische Abklärung erfolgen!

Obstipation

Unterbauchschmerzen

Bewegungsapparattoggle arrow icon

Rückenschmerzen

Symphysenlockerung

  • Ätiologie
    • Hormonell bedingte Dehnung und Lockerung der Symphyse in der Schwangerschaft, in gewissem Rahmen physiologisch
  • Symptome/Klinik
    • Symphysenschmerzen
    • Auftreten in der Schwangerschaft oder postpartal
    • Einbeinstand schwierig, Treppensteigen schmerzhaft
    • „Watschelnder“ Gang
  • Diagnostik
    • Sonografie des Symphysenspaltes: >10 mm pathologisch
  • Therapie
  • Komplikationen und Prognose
    • In seltenen Fällen Symphysensprengung
    • I.d.R. spontane Rückbildung (kann nach der Geburt einige Wochen andauern)

Ischiasschmerzen

  • Ätiologie
  • Symptome/Klinik
  • Therapie
    • Schwangere auf kontralaterale Seite lagern
    • Bei persistierenden, starken Schmerzen, neurologischen Defiziten oder gehäuftem Auftreten weitere orthopädische Abklärung

Karpaltunnelsyndrom

Durch Ödembildung in der Schwangerschaft kommt es zu einer Einengung des Karpaltunnels mit Kompression des N. medianus (siehe Kapitel: Karpaltunnelsyndrom)

Haut und Gefäßsystemtoggle arrow icon

Acne gravidarum

  • Symptome/Klinik: Akne-ähnliches Exanthem im Gesicht, Auftreten etwa ab dem 3. Monat
  • Prognose: Spontane Rückbildung nach dem Wochenbett

Striae distensae (Striae gravidarum)

  • Inzidenz: 60–90% aller schwangeren Frauen
  • Symptome/Klinik: Gerötete Streifen v.a. an Brüsten, Abdomen und Hüften
  • Prophylaxe: Regelmäßiges Eincremen und Massieren
  • Prognose: Im Verlauf abblassend

Hyperpigmentierung

Pruritus

Pruritus gravidarum ohne Schwangerschaftscholestase

  • Ätiologie: Unklar
  • Lokalisation: Generalisierter Pruritus; umschriebene Variante: Abdomen, Vulva, Analregion
  • Auftreten: Meist im 1. Trimenon
  • Therapie [20]
  • Prognose
    • Kein Risiko für Mutter und Kind
    • Eventuell frühzeitige Entbindung bei hohem Leidensdruck der Mutter
    • Rückbildung postpartal
    • Häufig verstärktes Rezidiv bei erneuter Schwangerschaft oder Einnahme oraler Kontrazeptiva

Prurigo gestationis

  • Ätiologie: Unklar
  • Lokalisation: Pruritus an den Extremitätenstreckseiten und Abdomen, gruppierte, verkrustete Papeln
  • Auftreten: Frühe und späte Manifestation möglich
  • Therapie [20]
  • Prognose
    • Kein Risiko für Mutter und Kind
    • Spontane Abheilung postpartal

Herpes gestationis (Pemphigoid gestationis)

Impetigo herpetiformis [21]

Polymorphe Exantheme in der Schwangerschaft (z.B. pruriginöse und urtikarielle Papeln und Plaques (PUPP)) [20]

Hautpflege in der Schwangerschaft

  • Rückfettende Lotionen, Cremes und Salben verwenden
  • Heiße Bäder vermeiden, Duschen bevorzugen
  • Natürliche Textilien tragen
  • Stress, Alkohol und Hitze meiden

Varikosis in der Schwangerschaft

Hämorrhoiden in der Schwangerschaft [23]

Vena-cava-Kompressionssyndromtoggle arrow icon

Psychetoggle arrow icon

Schwangerschaftsdepression [24][25][26][27][28]

Viele Schwangerschaftsdepressionen bleiben undiagnostiziert und unbehandelt, da die Symptome für die betroffenen Frauen einerseits mit Schuld- und Schamgefühlen behaftet sind und andererseits teilweise schwer von den physiologischen körperlichen und psychischen Veränderungen in der Schwangerschaft abgegrenzt werden können. Etwa 30% der Frauen mit einer Schwangerschaftsdepression entwickeln auch eine Wochenbettdepression [25]

Schwangerschaftspsychose [30][31]

Studientelegramme zum Thematoggle arrow icon

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Patienteninformationentoggle arrow icon

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

  • O09.-:! Schwangerschaftsdauer
    • O09.0!: Weniger als 5 vollendete Wochen
      • Weniger als 35 vollendete Tage
    • O09.1!: 5 bis 13 vollendete Wochen
      • 35 bis 91 vollendete Tage
    • O09.2!: 14. Woche bis 19 vollendete Wochen
      • 92. Tag bis 133 vollendete Tage
    • O09.3!: 20. Woche bis 25 vollendete Wochen
      • 134. Tag bis 175 vollendete Tage
    • O09.4!: 26. Woche bis 33 vollendete Wochen
      • 176. Tag bis 231 vollendete Tage
    • O09.5!: 34. Woche bis 36 vollendete Wochen
      • 232. Tag bis 252 vollendete Tage
    • O09.6!: 37. Woche bis 41 vollendete Wochen
      • 253. Tag bis 287 vollendete Tage
    • O09.7!: Mehr als 41 vollendete Wochen
      • Mehr als 287 vollendete Tage
    • O09.9!: Nicht näher bezeichnet

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Kainer et al.: Facharztwissen Geburtsmedizin. Urban & Fischer 2016, ISBN: 978-3-437-23752-2.
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  3. Kittel-Schneider, Reif:Behandlung psychischer Störungen in Schwangerschaft und StillzeitIn: Der Nervenarzt. Band: 87, Nummer: 9, 2016, doi: 10.1007/s00115-016-0177-y . | Open in Read by QxMD p. 967-973.
  4. Bergemann, Paulus:Psychopharmakotherapie in der SchwangerschaftIn: Der Nervenarzt. Band: 87, Nummer: 9, 2016, doi: 10.1007/s00115-016-0192-z . | Open in Read by QxMD p. 943-954.
  5. Schneider, Härter:S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression - Langfassung, 2. AuflageNummer: 2. Auflage, 2015, doi: 10.6101/AZQ/000364 . | Open in Read by QxMD.
  6. Kühner:Psychiatrische Erkrankungen in Schwangerschaft und StillzeitIn: Der Nervenarzt. Band: 87, Nummer: 9, 2016, doi: 10.1007/s00115-016-0175-0 . | Open in Read by QxMD p. 926-936.
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